Jahrelang stand der Sattelhof in Blumenthal leer und verlassen. Jetzt tut sich was im Haus. Im ehemaligen Jugendfreizeitheim sind Vorarbeiten für den Einzug von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen angelaufen.
Die Akademie Kannenberg will mit einer Betreuungseinrichtung einziehen. Dazu wird der Sattelhof umgebaut. „Für den Umbau haben wir zwar noch keine Baugenehmigung“, so Peter Schulz von der städtischen Liegenschaftsverwalterin Immobilien Bremen (IB). Bei den aktuellen Arbeiten handelt es sich nach seinen Worten zunächst um Schadstoffsanierungen. „An mehreren Stellen im Haus sind künstliche Mineralfasern, geringfügige Spuren von PCB und Asbest gefunden worden. Die müssen fachgerecht entsorgt werden.“ Das sei ein „sehr umfangreiches und zeitaufwendiges Verfahren“. Die Ausschreibungen für den Umbau sind laut Schulz gelaufen, erste Aufträge vergeben. Bei Immobilien Bremen wartet man jetzt auf die Baugenehmigung. „Wir hoffen, in der kommenden Woche mit den eigentlichen Umbauarbeiten loslegen zu können. Aber das steht noch unter großem Vorbehalt.“
Ursprüngliche Planungen der Sozialbehörde und der Akademie Kannenberg sahen vor, dass die Flüchtlinge im Sommer 2016 einziehen sollten. Nun blicken alle Beteiligten ins nächste Jahr. Ein Bezug vor Frühlingsbeginn 2017 scheint möglich„, heißt es vonseiten des Sozialressorts. Bei Immobilien Bremen plant man laut Schulz eher mit Mai 2017, „wenn nichts dazwischenkommt“.
Die Akademie Lothar Kannenberg will im Sattelhof künftig wie jetzt schon in Rekum unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreuen, die straffällig geworden sind. Laut Bernd Schneider, Sprecher der Sozialsenatorin, sollen die Jugendlichen in der Einrichtung eine „intensivpädagogische Erstbetreuung" erfahren. Zehn Plätze seien geplant.
"Ein bisschen geschlossener"
In Blumenthal sollen nach den Worten von Lothar Kannenberg aber nicht nur junge Flüchtlinge, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind, zurück auf den rechten Weg geführt werden. „Am Anfang wird der Schwerpunkt sicher auf der Betreuung dieser Gruppe liegen“, so der Geschäftsführer der Akademie. Mittelfristig sollen im Sattelhof, in den die Jugendhilfeeinrichtung als Mieter einziehe, aber auch andere auffällig gewordene Heranwachsende untergebracht werden. Ein straff organisierter Tagesablauf mit Sport- und Beschäftigungsangeboten soll die jungen Menschen disziplinieren.
„Wir wollen die Gruppe ein bisschen geschlossener halten und werden die Jugendlichen am Anfang möglichst viel im Haus beschäftigen“, erklärt Kannenberg. Morgens und abends müssten die Bewohner ihre Zimmer putzen, zu weiteren Hausarbeiten und zur Gartenpflege sollen sie herangezogen werden. Das große Außengelände des Sattelhofes und auch die benachbarten Sportanlagen am Burgwall böten sich für gemeinsame Sportangebote an. Die Jugendlichen sollen möglichst viel in der Gruppe machen, um soziales Miteinander zu lernen.
Zwei Betreuer sollen nachts vor Ort sein
Wie viele Betreuungskräfte sich um die Heranwachsenden kümmern werden, steht laut Kannenberg noch nicht fest. Gespräche mit dem Jugendamt seien noch zu führen. Die Vorstellungen der Akademie laufen auf etwa ein Dutzend Betreuer hinaus, die im Schicht-System rund um die Uhr im Haus sind. Jeweils drei Mitarbeiter sollen sich abwechselnd um die Jugendlichen kümmern. „Unser Ziel ist, eine möglichst enge Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen.“ Auch nachts sollen zwei Betreuer vor Ort sein. Fest steht laut Kannenberg schon, wer die neue Einrichtung leiten wird. Eine Psychologin, die derzeit die von der Akademie Kannenberg betriebene intensiv-pädagogische Einrichtung für straffällige junge Flüchtlinge in Rekum leitet, soll die Aufgabe übernehmen.
Die Einrichtung an der Rekumer Straße mit acht Plätzen will die Akademie Kannenberg weiterführen, allerdings in anderer Form. Die Vorstellung des Geschäftsführers: „Alle Neuaufnahmen sollen künftig zunächst im Sattelhof in Blumenthal untergebracht werden. Wer sich gut führt, kann später in die Einrichtung nach Rekum wechseln.“ Die Unterkunft an der Rekumer Straße soll laut Kannenberg den Charakter einer betreuten Wohngruppe für Jugendliche mit einem höheren Grad an Selbstständigkeit bekommen.
Mit den Plänen für den Sattelhof wird sich am Montag, 17. Oktober, der Beirat Blumenthal beschäftigen. Die öffentliche Sitzung beginnt um 19 Uhr in der Schule Eggestedter Straße. Geladen sind Diana Göhmann aus dem Referat „Junge Menschen in besonderen Lebenslagen“ beim Senator für Soziales sowie Birgit Struß, pädagogische Leiterin der Akademie Lothar Kannenberg.