Es gibt Eltern, die es ohne Hilfe nicht schaffen, ihre Kinder zu fördern. Diesen Kindern muss von der Gesellschaft geholfen werden, damit auch sie eine Chance haben, meint unser Gastautor Peter Weber.
Wenn wir an unsere Kindheit zurückdenken, woran erinnern wir uns gerne? Vielleicht, wie unsere Eltern uns vorgelesen haben. An gemeinsame Ausflüge. Wie wir in der Küche mithelfen durften. Leider ist es so, dass viele Familien ein ganz anderes Leben führen. Da wird nichts vorgelesen. Da gibt es nicht einmal Bücher. Da wird nicht gemeinsam gekocht. Da wird nicht einmal zusammen gegessen. Da sitzt das Kind den ganzen Tag vor dem Fernseher. Was soll aus diesem Kind werden?
Es gibt Eltern, die es ohne Hilfe nicht schaffen, eine stabile Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen und sie in ihrer Entwicklung zu fördern. Diese Kinder haben keine Chance, ihre Feinmotorik zu schulen, Lesen zu üben oder Kreativität und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Und genau deshalb haben sie kaum eine Chance, einen höheren Bildungsgrad zu erreichen – mit allen Nachteilen für ihre persönliche Zukunft und für unsere Gesellschaft.

Peter Weber ist Geschäftsführender Vorstand von Impuls Deutschland.
Mangel an stabilen Strukturen
Es gibt viele Gründe für solche Familiensituationen. An der Liebe zu den Kindern fehlt es dabei meist nicht. Es fehlen stabile Strukturen. Oder es fehlt schlicht am notwendigen Wissen der Eltern, die meist selbst schon auf eine glückliche Kindheit verzichten mussten.
Speziell in vielen Flüchtlingsfamilien ist es oft äußerst schwierig. Viele von ihnen sind traumatisiert. Viele haben mit Mühe und Not ihr nacktes Leben gerettet. Nun hat das Vorlesen keine Priorität. Und trotzdem: Wer diese Familien wirklich integrieren will, muss gerade hier auf frühe Bildung setzen! Wenn wir es schaffen, Eltern zu mobilisieren, ist das ein Gewinn für alle. Denn Bildung heißt Zukunft für die Kinder, für unser Land.
Bildung und Integration betreffen uns alle
Ohne Schulabschluss sind die Chancen auf dem qualifizierten Arbeitsmarkt praktisch gleich null. Und je älter unsere Gesellschaft wird, desto mehr sind wir auf einen starken beruflichen Nachwuchs angewiesen. Wir können es uns nicht leisten, einen bestimmten Prozentsatz an Kindern von vornherein aufzugeben.
Man muss es klipp und klar sagen: Selten war die Situation in unserem Land so kritisch. Wir können es uns nicht erlauben wegzuschauen. Wir können uns nicht auf den Staat oder Wohlfahrtsverbände berufen, wenn wir Kinder aus benachteiligten Familien wirklich helfen wollen. Ganz gleich, ob deutschen Familien oder Familien, die aus Syrien oder anderen Ländern zu uns gekommen sind.
Bildung und Integration ist eine Aufgabe, die uns alle betrifft. Davon profitieren wir alle. Die Gesellschaft und nicht zuletzt auch die Wirtschaft, die auf junge Nachwuchskräfte angewiesen ist. Bildung für alle zu gewährleisten, ist mehr denn je eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.
Unser Gastautor ist Geschäftsführender Vorstand von Impuls Deutschland. Jedes Jahr fördert der Dachverein zweier Familienbildungsprogramme deutschlandweit mit 80 Kooperationspartnern an 165 Standorten rund 4500 Familien.