Kaum ist eine Baustelle bei der DLRG Bremen-Nord abgeschlossen, tut sich finanziell bereits die nächste auf. Nachdem im vergangenen Jahr endlich das marode Dach der Rettungswache am Rabenfeld erneuert werden konnte, steht der Taucheinsatzzug des Nordbremer Bezirksverbands jetzt vor einer weiteren, richtig teuren Herausforderung. Das Problem: Die Einsatzfahrzeuge sind so alt, dass zumindest eines mit über 30 Jahren schon Oldtimer-Reife hat. Und der zweite Gerätewagen erreicht diesen Rang auch in Kürze.
Der 28 Jahre alte Mercedes-Vario, Baujahr 1990, befindet sich gerade wieder einmal in der Werkstatt. Der Anlasser hat den Geist aufgegeben. Die Kosten für die Reparatur halten sich in diesem Fall noch im Rahmen. Etwa 500 Euro, schätzt Philipp Postulka, Sprecher des DLRG-Bezirksverbands Bremen-Nord, wird zum Schluss auf der Rechnung stehen. „Aber der Wagen wird immer unzuverlässiger und die ständigen Reparaturen gehen immer mehr ins Geld“, schildert er.
Der zweite Gerätewagen des Taucheinsatzzuges ist noch älter. Den Mercedes-Rundhauber, der Mitte der 1970er-Jahre gebaut wurde, haben die Nordbremer Taucher 1999 in Dienst genommen. Zuvor war das Fahrzeug beim THW im Einsatz. Wenn an dem Gerüstwagen etwas kaputt ist, gibt es mittlerweile immer größere Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Ersatzteilen. „Die sind außerdem sehr teuer“, sagt Postulka. Doch selbst wenn der Wagen gerade einmal nicht in der Werkstatt ist, macht sich das Alter des Fahrzeugs deutlich negativ bemerkbar. „Der Wagen fährt Spitze 70 km/h.“
Das ist vor allem dann ein Problem, wenn der Taucheinsatzzug zu einem Einsatz in einem weiter entfernten Stadtteil ausrücken muss. „Wenn es um eine Personenrettung geht, zählt jede Minute“, macht Rettungstaucher Postulka deutlich. Doch auch für den Stadtteil Bremen-Nord sei es immens wichtig, dass die Taucher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft im Ernstfall schnell vor Ort sein können.
Taucher müssen schnell vor Ort sein
„Das ist insbesondere deshalb relevant, weil die Taucher der Berufsfeuerwehr die sogenannte Hilfsfrist bei Einsätzen auf beziehungsweise unter dem Wasser in Bremen-Nord nicht einhalten können. Wir sind dann die ersten Einsatzkräfte vor Ort.“ Die Taucher der Berufsfeuerwehr sind an der Feuerwache 2 in Hastedt stationiert und haben einen dementsprechend langen Anfahrtsweg. Als Beispiel nennt Postulka einen Einsatz Ende April vergangenen Jahres auf der Weser. Ein Segelboot mit zwei Personen an Bord war in Höhe Rönnebeck gekentert und bis zur Blumenthaler Fähre getrieben. Der Taucheinsatzzug der DLRG Bremen-Nord sei vor der Feuerwehr vor Ort gewesen, so der Sprecher. Sportschiffer, die Fährbesatzung und ein Polizeiboot waren den Schiffbrüchigen auch zu Hilfe gekommen.
Zwei Mannschaftstransportwagen gehören ebenfalls zum Fuhrpark der DLRG. Die Gerätewagen sind bei Einsätzen aber besonders wichtig, weil neben Tauchgeräten und -anzügen auch spezielles Werkzeug, diverses Material und Hebesäcke für die Bergung gesunkener Autos oder anderer schwerer Gegenstände transportiert werden müssen. „Wir müssen deshalb dringend eine Lösung finden“, betont Postulka.

Die neuen Westen sichern die Einsatzbereitschaft der DLRG-Taucher. Durch eine Spende konnten gleich 20 Stück angeschafft werden.
Die DLRG-Taucher hoffen zwar, dass sie irgendwann ein ausgemustertes Einsatzfahrzeug der Feuerwehr übernehmen können, „aber ob das so kommt und wann, steht in den Sternen“. Geld ansparen konnte die DLRG für die Erneuerung der Fahrzeuge bisher nicht. „Wir hatten eine Rücklage, aber das Geld ist vollständig in die Erneuerung des Dachs geflossen.“ Mit 30 000 Euro hatte das Sportamt die Dachsanierung bezuschusst. Weitere 30 000 Euro musste die DLRG selbst aufbringen. Die Reparatur des Dachs hatte für die Lebensretter Vorrang, weil es in die Rettungswache schon hineinregnete. Die Beschaffung eines neuen Fahrzeugs sei jedenfalls illusorisch, meint der DLRG-Sprecher. „Ein neues Fahrzeug würde wegen der erforderlichen speziellen Umbauten rund 150 000 Euro kosten.“
Der veraltete Fuhrpark ist allerdings nicht die einzige Sorge der DLRG-Mitglieder. Denn auch wenn das Dach der Wache inzwischen dicht ist: Vierzig Jahre intensive Nutzung sind in den Innenräumen überall sichtbar. Die Küche und die Sanitäranlagen müssten dringend renoviert werden. Auch der Schulungsraum, in dem berufsgenossenschaftliche Erste-Hilfe-Kurse abgehalten werden, entspreche nach Postulkas Worten schon längst nicht mehr den Anforderungen.
Immerhin ein Problem hat sich für die Retter jetzt durch eine großzügige Spende des Rotary Clubs Bremen-Roland erledigt. Die Rettungswesten der Helfer waren so alt, dass vermutlich gleich mehrere nicht mehr durch den Tüv gekommen wären. „Alle zwei Jahre werden die Westen vom Tüv geprüft, nach zehn Jahren jedes Jahr“, erläutert Postulka. Genutzt werden die Westen jede Woche, hauptsächlich im Rettungsdienst von den Mitgliedern des Taucheinsatzzugs, und dabei durch Nässe und Sonneneinstrahlung ziemlich strapaziert.
„Alle Taucher, die gerade nicht im Wasser sind, tragen eine Rettungsweste. Das ist aus Sicherheitsgründen wichtig, denn wir haben schwere Stiefel und Wetterschutzkleidung an. Da kommt einiges an Gewicht zusammen.“ Aus diesem Grund nutzen die DLRG-Einsatzkräfte spezielle Westen mit einem Mindestauftrieb von 275 Newton, die auch für extreme Bedingungen und schwere Schutzbekleidung geeignet sind. Eine kostet nach Angaben des DLRG-Sprechers etwa 300 Euro. Mithilfe der Spende der Rotarier – 6000 Euro – konnten die DLRG-Taucher jetzt gleich 20 neue Westen auf einen Schlag kaufen. Postulka: „Das sichert unsere Einsatzbereitschaft.“
DLRG-Bezirk Bremen-Nord
Die Aktiven der Nordbremer DLRG leisten mit jährlich vielen Tausend ehrenamtlichen Stunden ihren Beitrag, um die Sicherheit in und am Wasser zu erhöhen. Der Schwerpunkt liegt auf der Prävention, also der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung und der Bereithaltung eines gut ausgebildeten Taucheinsatzzuges. Dieser ist im stadtbremischen Rettungsdienst der Feuerwehr Bremen und dem Katastrophenschutz des Landes eingegliedert. Außerdem besetzen die Lebensretter in der Badesaison die Rettungswache am Sportparksee Grambke. Die Badesaison beginnt am 15. Mai. In Vorbereitung darauf bringt die DLRG mithilfe ihrer Taucher dort bereits am 14. April die Bojen aus, die den See in eine Badezone und einen Bereich für Wassersportler unterteilen.
Kontakt: DLRG-Bezirk Bremen-Nord, Am Rabenfeld 2, Telefon 04 21 / 66 61 69, E-Mail: info@bremen-nord.dlrg.de.