Sein Metier ist der Galopprennsport. Da geht es bekanntermaßen rasant zu, mit viel Tempo. Und eben das ist es, was Frank Lenk derzeit vermisst, wenn es um die künftige Nutzung des Rennbahnareals in der Bremer Vahr geht. Sein Eindruck: „Die Leute wollen, aber sie werden ausgebremst“, sagt Lenk. Und der Sprecher des Bremer Rennvereins sagt auch: „Stadt und Politik bringen ihre Zugkraft nicht auf die Straße. Das macht mir Sorgen.“
Andreas Sponbiel sieht es ähnlich, formuliert es aber etwas anders. „Von einer brachliegenden Fläche hat niemand etwas“, sagt der Sprecher der Bürgerinitiative, die den Volksentscheid durchgesetzt hatte, der im Mai 2019 mit der Entscheidung gegen die geplante Bebauung des Geländes geendet hatte. Er habe den Eindruck, „dass die Politik auf Zeit spielt“, wie er sagt. Auch Sponbiel würde es begrüßen, wenn es vorangeht mit den Planungen. Wenn absehbar ein Konzept erarbeitet wird für die künftige Nutzung des 36 Hektar großen Areals.
Interessenten gibt es viele. Und auch zahlreiche Ideen beziehungsweise Bedarfe. Der Rennverein, lange Jahre als Pächter auf dem Gelände heimisch, ist einer der Interessenten. „Zwei Galopprenntage pro Jahr“, so das Ziel des Traditionsklubs, soll es in Zukunft geben. Ein weiterer Interessent ist der Bremer Pferdesportverband, der auf dem Rennbahngelände mehrwöchige Großveranstaltungen im Spring- und Dressurbereich ausrichten möchte. „Die Fläche dort ist ideal, auch von der Anbindung her“, sagt Walter Kind.
Nur zu gerne möchte der Verbandspräsident künftig wieder überregionale Turniere, sogar Turnierserien nach Bremen holen. Die im Reitsport heimische En Garde Marketing GmbH aus Hagen/Uthlede hat für den Pferdesportverband bereits ein Konzept erarbeitet, wie in der Vahr absehbar große Reitsportevents möglich gemacht werden könnten. Die unter anderem auf Facebook veröffentlichte Skizze dazu lässt dabei den Schluss zu, dass für die Umsetzung dieser Pläne das Rennoval in Teilen weichen müsste und der Bremer Rennverein damit keine Chance mehr hätte, Galopprenntage durchzuführen.
Ein Umstand, der vor allem in den sozialen Medien für Unmut gesorgt hat. Walter Kind aber stresst das nicht. Es sei doch nur ein erster Plan, sagt er. Außerdem werde nichts betoniert und auf Dauer unnutzbar gemacht. „Wir wollen uns nicht streiten“, betont Kind, der sich zwischenzeitlich auch mit Frank Lenk vom Rennverein getroffen und diesbezüglich ausgetauscht hat. „Es geht nur gemeinsam, wir müssen uns einigen“, sagt Walter Kind. Der Verbandschef denkt dabei nicht nur an einen Schulterschluss mit dem Rennverein. Die Zahl der Interessenten ist schließlich groß. Das zeigt auch die Zahl der Bewerber, die sich bei der Zwischenzeitzentrale um eine kurzfristige, vorübergehende Nutzung des Areals bemühen. Cross-Golf, Ballonfahrten, Flohmärkte. Die Fläche ist begehrt, die Liste lang.
Die Bürgerinitiative hat derweil das große Ganze im Blick und mahnt auch eine Verantwortung für die gesamte Fläche an. Wie lange Zwischenzeit definiert ist? Ihr Sprecher Andreas Sponbiel und auch Frank Lenk vom Rennverein haben darauf keine Antwort. Immerhin trifft sich an diesem Freitag um 13 Uhr der konzeptionell mit der langfristigen Nachnutzung des Areals beauftragte Runde Tisch, es ist das zweite Treffen nach der Auftaktveranstaltung im Juni. An diesem Runden Tisch, der in der Aula der Oberschule an der Kurt-Schumacher-Allee zusammenkommt, sind neben Politik und Wirtschaft auch die Bürgerinitiative und der Sport unter Federführung des Landessportbundes (LSB) vertreten.
Ruf nach einer Mehrzweckhalle
Erst in der vergangenen Woche hatte es unter der Regie des LSB im Atlantic-Hotel an der Rennbahn noch ein Arbeitstreffen mit den an einer Nachnutzung interessierten Vereinen gegeben. Es war bereits das dritte Treffen dieser Art, Ziel sei es, die Wünsche zu filtern und "ein Konzept zu entwickeln, das von allen Beteiligten mitgetragen wird“, erläutert LSB-Geschäftsführerin Karoline Müller. Der Landessportbund sähe sich dabei am Runden Tisch sportartübergreifend als Interessenvertreter für die Mitgliedsvereine.
Zu den Wünschen der Sportvereine, die auch, aber nicht nur aus dem Bremer Osten kommen, gehört dabei auch der Bau einer Sporthalle. Eine Halle mit Tribüne für 2000 Zuschauer, die auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden könnte. „Wir unterstützen den Bau einer solchen Mehrzweckhalle, aber die Standortwahl darf andere Nutzungen dabei natürlich nicht ausschließen“, sagt Sponbiel. Er plädiert für den Erhalt des Rennovals und für ein Miteinander der Ideen. „Das Rennbahngelände ist ein Glücksfall für Bremen. Es könnte nach Weserstadion und Stadthalle zur Sportfläche Nummer drei in Bremen werden. Und da brauchen wir nicht nur Bezahlangebote, sondern einen guten, einen bunten Mix aus Sport, Freizeit, Kultur und Natur.“
Um aufzuzeigen, was gemeinsam möglich sein könnte, trifft sich die Bürgerinitiative am Sonnabend, 19. September, mit vielen Mitstreitern und Ausstellern auf dem Areal rund um Biergarten und Führring. Die Veranstaltung, die als großes Bürgerfest geplant war, fällt Corona-bedingt nun deutlich kleiner aus und trägt den Titel „Zukunft Galopprennbahn“. Neben vielen anderen Angeboten wird es dabei zur Mittagszeit tatsächlich auch ein Galopprennen geben. „Die Besucherzahl ist leider sehr begrenzt“, sagt Sponbiel und hofft, dass im nächsten Frühjahr eine Neuauflage der Veranstaltung mit dann unbegrenzter Gästezahl möglich sein kann.