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SWB nennt Zahl Erdgas wird für Bremer im Dezember noch einmal deutlich teurer

Gerade erst – zum 1. Juli –mussten die Gaskunden des Bremer Versorgers SWB eine kräftige Preissteigerung um 20 Prozent verkraften. Die nächste Erhöhung im Dezember soll mindestens so hoch ausfallen.
05.07.2022, 12:00 Uhr
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Erdgas wird für Bremer im Dezember noch einmal deutlich teurer
Von Joerg Helge Wagner

Kaum ist die erste kräftige Preiserhöhung verkündet, präsentiert der Bremer Versorger SWB seinen Kunden die nächste schlechte Nachricht: Die bereits angekündigte nächste Preiserhöhung im Dezember werde "mindestens noch einmal 20 Prozent" betragen, sagte Unternehmenssprecher Friedhelm Behrens am Dienstag dem WESER-KURIER.

In Bremen werden rund 80 Prozent aller Privathaushalte, die Erdgas nutzen, von SWB versorgt. In absoluten Zahlen sind das etwa 110.000 Haushalte in Bremen und weitere 15.000 in Bremerhaven. "Diese Hausanschlüsse sind als geschützte Kunden eingestuft und würden als Letzte abgestellt", versichert Behrens mit Blick auf einen möglichen Gas-Engpass in Deutschland.

Vor knapp zwei Wochen hatte SWB-Chef Torsten Köhne noch betont: „Momentan fließt mehr Gas durch die Pipelines nach Deutschland, als wir verbrauchen.“ Da waren die Gasspeicher in Deutschland im Schnitt zu 58,7 Prozent gefüllt, die Speicher des Oldenburger SWB-Mutterkonzerns EWE sogar zu 73 Prozent. Doch bis zum Winter sollten die deutschen Gasspeicher idealerweise zu mindestens 90 Prozent gefüllt sein, sagen Experten. 

Abgesehen davon gibt es keine Erdgasspeicher, die ausschließlich für Bremen oder die Region da sind. "Bundesweit geht man aktuell davon aus, dass die Speicherreserven im Winter etwa zwei Monaten ausreichen", sagt Behrens. Dies sei allerdings stark von der Witterung und anderen Faktoren abhängig – etwa davon, wie stark Wirtschaft und private Verbraucher bereits jetzt sparen.

So hat etwa die Hamburger Bäderland GmbH jüngst beschlossen, die Wassertemperatur in ihren Ganzjahresfreibädern von 28 auf 25 Grad zu senken. Zudem denkt man darüber nach, das Sauna-Angebot im Sommer zu reduzieren. Generell versucht die Wirtschaft jedoch seit Monaten, alles nachzuholen, was während der Corona-Pandemie ausfiel oder nicht möglich war. EWE-Chef Stefan Dohler wies vor Kurzem darauf hin, dass ein Teil der Geschäftskunden aufgrund von längeren Verträgen noch sehr günstig Gas beziehe. In Erwartung der anstehenden Teuerungen produziere man dort jetzt quasi auf Halde.

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Welche 25 gewerblichen Großverbraucher die SWB im Fall einer russischen Gasblockade als Erste vom Netz nehmen würde, hält das Unternehmen geheim: "SWB nennt keine Kundennamen. Wir bieten entsprechende Infoveranstaltungen für die Unternehmen an und stehen im Kontakt", heißt es auf Nachfrage.

Manche treibt die Sorge um, dass der Druck im Gasnetz erheblich sinkt, wenn bei einem totalen russischen Gasboykott zunächst die großen gewerblichen Abnehmer nicht mehr beliefert werden. Dann wäre für die Privaten zwar noch Gas vorhanden, es könnte wegen des zu geringen Drucks aber gar nicht mehr zu jedem einzelnen Verbraucher „gepumpt“ werden – Heizung und Dusche blieben also trotzdem kalt. Das hält der SWB-Sprecher jedoch für unwahrscheinlich. "Im Normalfall ist es so, dass die Großverbraucher mittels ihrer eigenen Absperrvorrichtung die Gaszufuhr regeln können. Daher sollte es keine Auswirkungen in Form eines Druckverlustes im übrigen Netz geben", erläutert Behrens. Allerdings würden sich die meisten Gasthermen für die Wärmeerzeugung selbst abschalten, wenn ein bestimmter Gasdruck unterschritten wird, da sonst die Verbrennung nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert.

Am Ende entscheidet die Bundesnetzagentur über die Verteilung und den Gaspreis. Vor allem für die privaten Verbraucher forderte DGB-Chefin Yasmin Fahimi im Vorfeld der "Konzertierten Aktion" eine Preisgarantie für einen Grundbedarf an Strom und Gas. Auch der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel sagt: "Man muss über eine Regulierung der Preise im Energiebereich bis hin zu Preisstopps entscheiden." Der Hickel politisch nahestehende Wirtschaftsweise Achim Truger hält Preisdeckel hingegen für ungeeignet: "Dadurch würden die aktuell so wichtigen Einsparanreize vermindert."

Zu Garantien sieht sich SWB "bei der aktuellen Marktsituation" ohnehin nicht in der Lage. "Übersteigen die Einkaufspreise eine gegebene Preisgarantie, führt dies die SWB in die Insolvenz", sagt Sprecher Behrens. Folge: Die Belieferung der Kunden müsse völlig eingestellt werden. Ein Problem, das Deutschlands größter Importeur von russischem Gas längst hat: Uniper kann derzeit Mehrkosten durch Preissprünge beim Einkauf nicht an die Kunden weitergeben. Eine solche Weitergabe will auch die Bundesregierung nicht. Deshalb hat das Bundeskabinett am Dienstag Voraussetzungen geschaffen, damit der Staat angeschlagene Energieunternehmen mit staatlichen Hilfen retten kann. 

Dieser Artikel wurde am 5. Juli um 16.03 Uhr aktualisiert.

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