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Wie Betrüger auffallen Gefälschte Impfpässe: Mehr als 300 Ermittlungen in Bremen

Prominentestes Beispiel ist Ex-Werder-Trainer Markus Anfang, der einen gefälschten Impfpass vorgelegt hatte und schließlich aufflog. Wie oft die Polizei in Bremen und Niedersachsen bislang aktiv wurde.
06.05.2022, 16:15 Uhr
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Von Nina Willborn Sabine Doll

In Bremen und Niedersachsen werden immer wieder gefälschte Impfpässe und digitale Zertifikate entdeckt: "Bislang wurden 333 kriminalpolizeiliche Ermittlungen vorgenommen, in denen Pässe und Zertifikate gefälscht vorgelegt oder ausgestellt wurden", teilt der Sprecher der Polizei Bremen, Nils Matthiesen, dem WESER-KURIER mit. "Bei den Tatorten handelte es sich häufig um Apotheken. Überwiegend wurde dabei versucht, gefälschte Impfzertifikate in digitale Impfausweise umzuwandeln. Die Ermittlungen starteten von daher häufig durch entsprechende Hinweise von diesen Stellen."

Die gefälschten Ausweise würden häufig über die Kanäle sozialer Netzwerke wie Facebook, Telegram oder Whatsapp erworben, die Kosten bewegten sich üblicherweise in einem niedrigen dreistelligen Bereich. Welche Rolle Organisierte Kriminalität oder sogenannte Fälscherwerkstätten beim Handel mit den gefälschten Dokumenten spielen, dazu konnte sich der Sprecher aus ermittlungstaktischen Gründen nicht äußern. Im Laufe der vergangenen Monate seien mehr als 70 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht worden.

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Im Januar dieses Jahres etwa wurde die Wohnung einer Mitarbeiterin einer Findorffer Arztpraxis durchsucht. Wie der WESER-KURIER berichtete, wurden dabei 14 Blanko-Impfbücher, 74 Chargen-Aufkleber, drei bereits gefälschte Impfbücher und drei Stempel beschlagnahmt, die in der Gemeinschaftspraxis gestohlen worden waren. Außerdem wurden in der Wohnung der Frau zwei bereits auf ihren Namen ausgestellte Impfpässe sichergestellt. Bei Wohnungsdurchsuchungen und ähnlichen Einsätzen sei die Polizei Bremen im engen Austausch mit den Sicherheitsbehörden anderer Bundesländer und dem Bundeskriminalamt. Bei vielen Vorgängen dauerten die Ermittlungen noch an. "Seit Januar dieses Jahres entwickeln sich die Zahlen aber deutlich rückläufig, was sicherlich nicht zuletzt mit den gelockerten Corona-Regeln zusammenhängt", so Matthiesen.

Diesen Trend stellt auch das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen fest: "Die Anzahl der gemeldeten Fälle von gefälschten Impfpässen für das gesamte Jahr 2021 liegt im unteren vierstelligen Bereich", teilt ein Sprecher mit. Im Januar und Februar dieses Jahres hätten sie im unteren dreistelligen Bereich, im März im oberen zweistelligen Bereich gelegen. Für April werde ein weiterer Rückgang zu verzeichnen. Genaue Zahlen könnten nicht genannt werden. Das LKA weise sogenannte Anhaltefälle aus; ein solcher Anhaltefall könne eine Vielzahl von gefälschten Impfausweisen beinhalten.

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Das LKA Niedersachsen weist erneut daraufhin, keine Fotos von echten Impfpässen etwa in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen, auf denen Chargennummern oder Ähnliches zu erkennen seien. Dies könne Fälschern als Vorlage dienen.

Wie viele Fälle von gefälschten Impfpässen bislang vor dem Bremer Amtsgericht gelandet sind, ist unklar, weil darüber laut Sprecher Stefan König keine gesonderte Statistik geführt wird. "Wir haben aber immer mal wieder Verfahren oder Strafbefehlsanträge zu dem Thema", sagt er. Aufgrund der gelockerten Maßnahmen erwarte das Amtsgericht "sicher keine riesige Welle" mehr.

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