Der städtische Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) hat sein für 2018 angepeiltes Defizit überschritten. Nur leicht, sagt die Geschäftsführung, räumt aber ein, dass man auch anders rechnen kann. Die Zahlen sind ganz frisch und noch nicht von Wirtschaftsprüfern testiert. Die vorläufige Bilanz soll zunächst dem Aufsichtsrat der Geno vorgelegt werden.

Jutta Dernedde (rechts) und Heike Penon gehören zur Geno-Spitze.
Gegenüber dem WESER-KURIER bezifferten Jutta Dernedde, die Sprecherin der Geno-Geschäftsführung, und die neue Finanzchefin Heike Penon das Jahresergebnis des Verbundes auf minus 10,7 Millionen Euro. Ursprünglich war ein Finanzloch von 9,9 Millionen erwartet worden, im Herbst hatte die Geno-Führung ihre Prognose auf 10,4 Millionen Euro angehoben. Grund war ein geschäftlich in jeder Hinsicht desaströser Monat September.
Auf vielen Stationen fehlte seinerzeit Personal, weil die von der Geno eingekaufte und auch ins operative Geschäft einbezogene Beratungsfirma WMC den Abbau von Überstunden und Leiharbeit sehr rigide vorangetrieben hatte. „Das hat das System ein wenig überfordert“, so Jutta Dernedde. In der Folge seien die Geno-Häuser Mitte, Nord, Ost und Links der Weser zeitweilig nicht in der Lage gewesen, das normale Patientenaufkommen zu bewältigen. WMC habe aber rasch „selbst erkannt, dass da Korrekturbedarf besteht“.
Verringertes Minus für 2019 angestrebt
Die Folgemonate Oktober und November waren nach Darstellung der Geno-Spitze wirtschaftlich in Ordnung, der Dezember dann wieder ein eher schwacher Monat. Unterm Strich sei das Defizit für 2018 deshalb mit 10,7 Millionen Euro leicht höher ausgefallen als vorausberechnet. Ob diese Zahl die ganze Wahrheit darstellt, ist Ansichtssache.
Um das Ergebnis nicht noch schlechter ausfallen zu lassen, hat die Geno nämlich auch Rückstellungen für Urlaube aufgelöst und Kosten für die Inbetriebnahme des Klinikneubaus am Standort Mitte ins Wirtschaftsjahr 2019 verschoben. Diese Sondereffekte summieren sich auf etwa 3 Millionen Euro. Je nach Lesart hätte der Klinikverbund seine finanziellen Ziele also knapp oder auch deutlich verfehlt.
Für das laufende Jahr strebt die Geno ein deutlich verringertes Minus in Höhe von gut 5 Millionen Euro an. Dabei soll auch eine verfeinerte Überwachung der wirtschaftlichen Kennzahlen helfen. Die Daten sollen künftig in wöchentlichen Intervallen zur Verfügung stehen und ausgewertet werden, sodass Fehlentwicklungen früher erkannt werden können. Das Engagement der Consulting-Firma WMC soll im April auslaufen. Manche Geno-Insider hatten deren Wirken durchaus kritisch gesehen. Dass die Berater den Absturz der Zahlen im September wohl zumindest teilweise auf ihre Kappe nehmen müssen, dürften sie als Bestätigung empfinden.
Derweil wirft der bevorstehende Umzug des Klinikums Mitte in den Neubau seine Schatten voraus. Am 15. Mai sollen die ersten Patienten in den Komplex an der Bismarckstraße verlagert werden. Für den 31. März ist ein Tag der offenen Tür geplant, bei dem sich die Öffentlichkeit ein Bild vom neuen Herzstück der Geno machen kann.