Der städtische Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) strebt für das kommende Jahr ein deutlich geringeres Defizit an als 2018. Das geht aus dem Wirtschaftsplan hervor, den der Aufsichtsrat am Freitag unter Vorsitz von Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) beschlossen hat. Demnach wird das Minus Ende 2019 bei rund 5,5 Millionen Euro liegen.
Im zu Ende gehenden Geschäftsjahr 2018 wird die Geno voraussichtlich 10,4 Millionen Miese einfahren. Damit liegt das Defizit zwar höher als ursprünglich prognostiziert, aber geringer, als es Geno-Insider aufgrund desaströser Zahlen für den Monat September befürchtet hatten. „Die Geno ist dabei, sich ein Stück auf Kurs zu bringen“, sagte Quante-Brandt nach der Aufsichtsratssitzung dem WESER-KURIER. Verbesserungen im Abrechnungswesen und bei der Urlaubsplanung begännen, sich bemerkbar zu machen. Der Aufbau eines Springerpools für Pflegekräfte mache Fortschritte, sodass die teure Leiharbeit allmählich zurückgefahren werden könne. Tendenziell werde es aber immer schwerer, neue Pflegekräfte zu rekrutieren.
Hintergrund: Die Bundesregierung hat angekündigt, zusätzliche Stellen im Pflegebereich zu finanzieren. Bundesweit halten die Kliniken nun Ausschau nach Personal, doch der Arbeitsmarkt für Krankenschwestern und -pfleger ist leer gefegt. Das gilt insbesondere für Fachkräfte in der Intensivpflege. Insgesamt beschäftigt die Geno derzeit an ihren vier Standorten in Mitte, Ost, Nord und Links der Weser Pflegepersonal im Volumen von gut 2100 Vollzeitstellen.
Im Verwaltungsbereich wird die Gesundheit Nord laut Quante-Brandt 2019 weiteres Personal abbauen. Im laufenden Jahr sind es bisher 21 Vollzeitstellen. Seit 2013 bemüht sich der Klinikverbund verstärkt, die Zahl der Beschäftigten in den patientenfernen Bereichen zu reduzieren. Knapp 50 Mitarbeiter sind seither im Rahmen eines Personaltransfers aus der Geno in die öffentliche Verwaltung gewechselt, wo an vielen Stellen Bedarf an Verstärkung besteht.
Bau eines Ärztehauses geplant
Beschlossen hat der Aufsichtsrat des Klinikverbundes den Verkauf eines Grundstücks auf dem Gelände des Klinikums Ost. Dort ist schon länger der Bau eines Ärztehauses geplant, das von Investoren errichtet werden soll. Die Fläche befindet sich auf der nördlichen Seite des Krankenhausareals, die von der Züricher Straße aus angefahren werden kann.
Ansonsten richten sich bei der Geno die Erwartungen auf den bevorstehenden Umzug des Klinikums Mitte in den Neubau an der Bismarckstraße. „Der Termin 15. Mai für die Verlegung der ersten Patienten steht“, bekräftigte Senatorin Quante-Brandt. In dem Gebäudekomplex sollen die bisher über das weitläufige Areal an der St.-Jürgen-Straße verstreuten medizinischen Einheiten konzentriert werden. Von den effektiveren Abläufen auf den modern gestalteten Etagen erhoffen sich die Geno und das Gesundheitsressort des Senats Einsparungen in Millionenhöhe.
Das Projekt stand allerdings lange unter keinem guten Stern. Gebaut wird an der Bismarckstraße seit sieben Jahren. 230 Millionen Euro sollte das neue Herzstück des Klinikverbundes ursprünglich kosten, inzwischen sind es rund 350 Millionen. Addiert man die erforderlichen Investitionen in neue Medizintechnik hinzu, landet man bei mehr als 400 Millionen Euro. In der Planungsphase war eine Fertigstellung im Jahr 2014 angepeilt.
Durch die erheblich längere Bauzeit hat sich auch die Vermarktung der Flächen verzögert, die nach der Inbetriebnahme des Neubaus nicht mehr benötigt werden. Rund 14 Hektar frei werdendes Krankenhausgelände sollen für Wohnungsbau genutzt werden. Die Grundstücke haben einen Marktwert von mehr als 80 Millionen Euro. Im sogenannten Hulsberg-Quartier sollen knapp 1200 Wohneinheiten entstehen. Wegen des zeitlichen Rückstands beim Klinikneubau wird inzwischen damit gerechnet, dass das neue Wohnquartier nicht vor 2024 Gestalt annimmt.