Lange gab es in Bremen zu wenig Kitaplätze – jetzt hält die Stadt laut Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) ein ausreichendes Angebot für alle angemeldeten Kinder vor. "In diesem Kitajahr ergibt sich ein ganz anderes Bild als in den vergangenen Jahren: Wir schaffen es, den Rechtsanspruch der Eltern auf Kinderbetreuung zu erfüllen – und das in nahezu allen Stadtteilen", sagt Aulepp. Gelungen sei dies vor allem aus zwei Gründen: Bremen sei beim Bau von Kindertagesstätten wesentlich vorangekommen. Gleichzeitig hätten Träger und Einrichtungen eine höhere Bereitschaft gezeigt, im Vergleich zu Erzieherinnen und Erziehern weniger ausgebildete Fachkräfte wie zum Beispiel Tagespflegepersonen flexibel einzusetzen.
Die andere Seite der Medaille: In den Kitas sind in diesem Jahr auch die Anmeldezahlen deutlich zurückgegangen. So gab es in der Hauptanmeldephase zum Kitajahr 2025/26 7110 Neuanmeldungen – gegenüber 7864 zum Kitajahr 2024/25. Während einerseits 750 neue Plätze geschaffen wurden, wurden auch etwa 750 Kinder weniger angemeldet. "Das Anmeldeverhalten hat sich geändert. Die Anzahl der Kinder, die im Kita-Alter sind, wächst nicht mehr so wie in den vergangenen Jahren", erklärt Aulepp. Laut dem Statistischen Landesamt sinken die Geburtenraten aktuell wieder.
In vielen Stadtteilen, in denen es zuvor einen Mangel an Kitaplätzen gab, habe sich die Situation deutlich entspannt. So hatten laut Aulepp vergangenes Jahr in Vegesack etwa 300 Plätze gefehlt, inzwischen könne der Bedarf unter anderem durch den Einsatz von Tagespflegepersonen gedeckt werden. Dass sich auch in Hemelingen die Situation bei der Kinderbetreuung entschärft hat, bestätigt der dortige Ortsamtsleiter Jörn Hermening. "Wir sind mittlerweile gut versorgt, in verschiedenen Kitas gibt es auch freie Plätze", sagt er. Neue Einrichtungen seien unter anderem in Arbergen und Sebaldsbrück gebaut worden. "Ein Sorgenkind ist allerdings Hastedt, dort haben wir eine Unterversorgung", sagt Hermening. Dort sei es aufgrund der engen Wohnbebauung zurzeit nicht möglich, zu bauen.
Auch auf der personellen Ebene habe sich im Stadtteil viel getan. Als beispielsweise die Kita Schlengstraße im März 2023 eröffnete, konnte aufgrund von Personalmangel nur eine von sieben möglichen Gruppen öffnen. Vom Kitajahr 2025/26 an, das im August startet, hat die Awo-Einrichtung sechs Gruppen, also 100 von 125 möglichen Betreuungsplätzen. "Die Anmeldezahlen waren gut und wir konnten bei den Fachkräften aufstocken", sagt die Kita-Leiterin Ann-Christine Goldschmidt. "Das hat sich beides gut zusammengefügt." Viele Eltern, die ihre Kinder angemeldet haben, hätten Migrationsgeschichte. Goldschmidt führt die gute Zusammenarbeit mit ihnen auf das Beratungsangebot im Kinder- und Familienzentrum der Awo zurück.
Einige Quartiere unterversorgt
Bei aller Erleichterung über die bessere Versorgungslage in der frühkindlichen Bildung räumt Sascha Aulepp ein, dass Bremen weiterhin im bundesweiten Vergleich die schlechteste Betreuungsquote aufweist. Der Anteil der Kinder in Kindertagesbetreuung im Verhältnis zu den insgesamt in Bremen lebenden Kindern lag gemäß dem Zensus 2022 im Krippenbereich bei knapp 30 Prozent und bei Kindern im Kita-Alter bei 85 Prozent. In Bremen sei der Anteil der Kinder unter sechs Jahren mit Migrationsgeschichte besonders hoch. Er betrage durchschnittlich zwei Drittel, bundesweit seien es im Schnitt ein Drittel der Kinder.
Hinzu kommt, dass die Versorgung in einzelnen Quartieren noch lückenhaft ist – etwa in Blumenthal, Gröpelingen und Huchting. Dabei handelt es sich der Senatorin zufolge um besonders kinderreiche Stadtteile. Zusätzlich lebten dort besonders viele Eltern mit Migrationsgeschichte, die ihren Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung seltener durchsetzten, wie eine Statistik der Bildungsbehörde zeigt. Dabei ist es Aulepp zufolge gerade für diese Kinder wichtig, von früher Bildung vor der Einschulung zu profitieren.
Darum setze das Bildungsressort auf Angebotsorientierung. Nach einer Gesetzesänderung kann die Bildungsbehörde Kinder, die noch keine Kita besuchen und bei denen vor der Schule ein Sprachförderbedarf festgestellt wurde, selbsttätig für eine Kita anmelden. Aktuell liegt die Anzahl der so angemeldeten Kinder bei 232, im Vorjahr seien es 213 gewesen. "Das heißt, wir müssen noch aktiver werden und die Leute ansprechen", betont Aulepp. In Vegesack, Blumenthal und der Grohner Düne würden Quartiersmanager Eltern gezielt auffordern, ihre Kinder in der Kita anzumelden. Man sei auf dem richtigen Weg, doch der Ausbau müsse weitergehen: "Perspektivisch müssen wir gerade in diesen Quartieren Gruppengrößen reduzieren und Fachkräfte entlasten", so Aulepp.