Die Zahl der Kinder ohne Kitaplatz in Bremen ist unverändert hoch. Weiterhin sind insgesamt 1383 Kinder in der Stadt unversorgt, die von ihren Eltern zur Betreuung angemeldet wurden. Das geht aus Angaben der Bildungsbehörde auf eine Berichtsbitte der CDU in der Deputation hervor.
Die Zahlen der Behörde beziehen sich auf Anfang Oktober. Von den unversorgten Kindern waren zu diesem Zeitpunkt 787 Kinder unter drei und 596 über drei Jahre alt. Damit ist die Gesamtzahl von über 1300 Kindern ohne Platz weiterhin ähnlich wie zu Beginn des Kita-Jahres im August. Behördenvertreter hatten im August darauf verwiesen, dass erfahrungsgemäß in den ersten Wochen und Monaten des Kita-Jahres noch viele Kinder in die Kitas nachrücken, zum Beispiel in neu gegründete Gruppen und Einrichtungen. Doch die Zahl der unversorgten Kinder konnte zuletzt offenbar nicht gesenkt werden.
„Die Höhe des Bodensatzes ist immer gleich hoch“, sagt die Bürgerschaftsabgeordnete Sandra Ahrens (CDU). „Die Plätze, die im vergangenen Jahr angeblich zur Verfügung gestellt wurden, haben nicht geholfen.“ Das Bremer Kita-System stehe „vor dem Kollaps“.
Die meisten Kitaplätze fehlen dabei in benachteiligten Stadtgebieten. Die traurigen Spitzenreiter mit den meisten unversorgten Kindern sind nach den Zahlen der Behörde Blumenthal (182 Kinder ohne Platz), Huchting (145 Kinder) und Gröpelingen (135 Kinder).
Zusätzlich gebe es viele Kinder, die eigentlich einen Kitaplatz bräuchten, aber von ihren Eltern gar nicht angemeldet würden, sagt Ahrens. „Die Dunkelziffer ist groß, es gibt eine große Anzahl von Menschen in den sogenannten Brennpunkt-Gebieten, die allein schon an der Online-Anmeldung im Bremer Kitaportal scheitern.“ Die Anmeldung für einen Kitaplatz sei nicht barrierefrei.
Online-Anmeldung als Hürde
Das schildert auch Carola Schulz, Quartiersmanagerin in Blumenthal. „Die Anmeldung über Bremens digitales Kitaportal funktioniert gut an einem Rechner mit großem Bildschirm, aber die meisten Leute haben ja nur ihr Handy, und da gibt es viele Funktionen des Kitaportals nicht eins zu eins.“ Um sein Kind online für die Kita anzumelden, müsse man zudem auch sein E-Mail-Fach im Griff haben: „Aber diese digitalen Kompetenzen haben viele nicht, dann muss man eigentlich erst einmal erklären, wie das E-Mail-Postfach funktioniert.“ Wer mit der Anmeldung Probleme habe, bekomme aber in den Kitas Unterstützung. „Dann machen die Kita-Beschäftigten das mit den Eltern zusammen oder geben ihnen doch einen Anmeldebogen in Papierform.“
In Blumenthal seien es oft Kinder aus zugewanderten Familien, die keinen Platz bekämen, sagt Schulz. „Wenn die Eltern zu Hause noch kein Deutsch sprechen, kommen diese Kinder, wenn sie nicht in die Kita gehen, ohne ausreichende Sprachkenntnisse in die Schule, das zieht dann später Benachteiligungen mit sich“, so Schulz. „Es kommen auch oft alleinerziehende Mütter auf uns zu, die sagen, ich würde gerne einen Sprachkurs machen, aber ich habe keinen Kitaplatz für mein Kind.“