In den vergangenen Jahren kam die senatorische Behörde für Kinder und Bildung immer zu dem gleichen Ergebnis: In Vegesack gibt es zu wenig Kitaplätze. Als Reaktion darauf wurden zahlreiche Neubauprojekte im Stadtteil angeschoben. Auch die dürften dazu geführt haben, dass das Ressort nun erstmals einen Überschuss an Betreuungsmöglichkeiten ermittelt hat. An der Erhebung gibt es allerdings Kritik.
Wie viele Betreuungsplätze es in Vegesack gibt und wie viele davon vergeben sind
Nach den Worten von Stefanie Semrau gab es zum Stichtag 1. Oktober 2024 eine gebaute Kapazität von 418 Plätzen im Krippenbereich. "Davon waren – ebenfalls zum 1. Oktober – 362 belegt", sagte die Vertreterin der senatorischen Behörde für Kinder und Bildung während der Sitzung des Vegesacker Beirates am Montagabend. Damit stünden noch 56 Plätze zur Verfügung. "Im Elementarbereich gibt es mittlerweile 1284 gebaute Plätze; 1230 davon waren belegt", so Semrau. Daraus ergebe sich, dass zum 1. Oktober 2024 54 Plätze frei waren. Für den Hortbereich kam die Behördenmitarbeiterin auf 240 Betreuungsmöglichkeiten, von denen 220 genutzt wurden. Entsprechend seien 20 frei. Die stünden im Moment allerdings gar nicht zur Verfügung. Vorgesehen seien die Betreuungskapazitäten im Kinder- und Familienzentrum Beckedorfer Straße. Doch weil das zurzeit saniert wird, steht nicht genug Personal zur Verfügung, um die Hortgruppe anzubieten. Das solle sich aber nach den Osterferien ändern. Denn dann – so der Plan – soll die Sanierung abgeschlossen sein.
Wie viele Kinder im Stadtteil eine Absage bekommen haben
Semrau zufolge galten zum 1. Oktober 2024 sieben Mädchen und Jungen im Krippenbereich als unversorgt. Im Elementarbereich waren es neun und im Hort 58. "Stellt man diese Zahlen rechnerisch gegeneinander, so gab es zum 1. Oktober 49 freie Plätze in der Krippe und 45 im Elementarbereich", sagte sie. Im Hort habe es dagegen 38 Plätze zu wenig gegeben.
Welche Kritik es an der Statistik gibt
Thomas Pörschke (Grüne) erinnerte daran, dass es – nicht nur in Vegesack – eine Reihe von Einrichtungen gibt, die zwar fertiggestellt sind, aber trotzdem nicht in Gänze genutzt werden können. Das Problem: Aufgrund des Fachkräftemangels können nicht alle Gruppenräume bespielt werden. "Wenn ich als Vater von einem freien Plätz höre, dann unterstelle ich positiv, da kann noch ein Kind betreut werden", sagte er. "In dieser Statistik kann das aber auch bedeuten, dass baulich ein Platz geschaffen wurde, der aber wegen fehlenden Personals nicht genutzt werden kann." Insofern sei die Darstellung irreführend.
Semrau betonte, dass die Behörde keineswegs etwas schönrechnen wolle. Aufgabe ihres Referates sei allerdings zu ermitteln, wie viele Plätze im Stadtteil noch gebaut werden müssten. Insofern würden ihr auch diese Zahlen zur Verfügung gestellt werden.
Wie schon im Juni vergangenen Jahres – als Semrau zuletzt im Vegesacker Beirat war – kritisierte Maximilian Neumeyer (CDU) auch jetzt wieder, dass die vorgestellten Daten mehrere Monate alt sind. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Behörde seit dem 1. Oktober nicht mehr gearbeitet hat", sagte er. "Insofern müssten aktuellere Zahlen vorliegen – auch wenn die möglicherweise vorläufig sind." Der Zeitplan, entgegnete Semrau, sehe nun einmal vor, dass die Auswertung lediglich zweimal im Jahr vorgenommen wird. Häufiger könnten die Einrichtungen schlichtweg kein neues Datenmaterial liefern.
Eyfer Tunc (CDU) wunderte sich darüber, dass lediglich neun Familien, die ihre Kinder für den Elementarbereich angemeldet hatten, eine Absage bekommen haben. "Dass die Zahl so niedrig ist, kann ich mir kaum vorstellen", sagte sie. "Ich kenne allein schon mindestens 20, die als unversorgt gelten." Für Semrau sei die Statistik, die ihr die fachliche Leitstelle zur Verfügung gestellt hat, plausibel. Schließlich sei die inmitten des Kitajahres erhoben worden. Nichtsdestotrotz wolle sie die Daten im Nachgang noch einmal überprüfen.
Welche Einrichtungen perspektivisch in Vegesack eröffnen werden
Im Kindergartenjahr 2025/2026, das Mitte August beginnt, sollen Semrau zufolge zwei Einrichtungen eröffnet werden. Dazu zählt die Kita Martinsheide. "Starten soll sie im August dieses Jahres", sagte sie. Vorgesehen sind dort 30 Krippen- und 60 Elementarplätze. Praktisch zeitgleich soll das Kinderhaus Hartmannstift eröffnen. "Dort wird es 20 Krippen- und 40 Elementarplätze geben", informierte Semrau. Im darauffolgenden Kitajahr gehen – Stand jetzt – drei weitere Einrichtungen an den Start. Zwei davon entstehen im Steingut-Quartier: "Die Kita der Hans-Wendt-Stiftung kommt auf 20 Krippen- und 80 Elementarplätze", so die Behördenvertreterin. "Und ich hoffe sehr, dass auch der Ersatzbau für die Kids at Jacobs im nächsten Kitajahr fertig wird." Nach dem Umzug kann die Einrichtung um eine Gruppe erweitert werden. Zudem soll auch die Kita im Speicher-Quartier fertiggestellt werden. Geplant sind dort 20 Krippen- und 40 Elementarplätze.
Wie sich die Versorgungsquote in Vegesack entwickeln wird
Für das Kindergartenjahr 2024/2025 kommt Semrau in der Krippe auf eine Versorgungsquote von 48,2 Prozent. "Mit den beschlossenen Ausbauprojekten werden wir im Kitajahr 2028/2029 58,2 Prozent erreichen", sagte sie. "Das heißt, wir liegen dann knapp unter der Zielversorgungsquote von 60 Prozent." Im Elementarbereich liege die Quote aktuell bei 87,1 Prozent und im Kindergartenjahr 2028/2029 bei 107,1 Prozent. "Sollte es zu einem Überangebot im Elementarbereich kommen, ist eine Umwandlung zu Krippenplätzen möglich", schilderte sie. Allerdings beruht die Prognose auf einer veralteten Bevölkerungsvorausberechnung aus dem Jahr 2022. Aktualisierte Datensätze erwartet sie erst im Laufe des Jahres. Klar sei jedoch schon jetzt, dass der Zensus einen Anstieg der Bevölkerung ergeben habe.