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Bremer Klinikverbund Geno will halbe Milliarde Euro investieren

Die Krankenhäuser der Gesundheit Nord sind das Rückgrat der stationären Gesundheitsversorgung in Bremen. Rund 490 Millionen Euro sollen in Modernisierungsprojekte fließen, doch die Finanzierungslücke ist groß.
25.04.2022, 05:00 Uhr
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Geno will halbe Milliarde Euro investieren
Von Jürgen Theiner

An allen vier Standorten des Bremer Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno) herrscht hoher Investitionsbedarf. Bis zum Ende des Jahrzehnts müssen nach Einschätzung der Geschäftsleitung rund 490 Millionen Euro in diverse Modernisierungs- und Neubauprojekte gesteckt werden. Das Problem: Es klafft eine Finanzierungslücke von fast 200 Millionen Euro. Die Zahlen stammen aus einer Beratungsvorlage für eine Klausurtagung des Geno-Aufsichtsrats, die kürzlich stattgefunden hat. Voraussichtlich im Juni wird sich das Gremium, in dem auch die Arbeitnehmerseite vertreten ist, erneut mit dem Investitionspaket beschäftigen. Im Einzelnen sind folgende Projekte vorgesehen.

Klinikum Mitte

Größter Einzelposten auf dem Gelände an der St.-Jürgen-Straße ist der Neubau der Geno-Bildungsakademie. Knapp 52 Millionen sind für die Einrichtung kalkuliert, unter deren Dach die Aus- und Weiterbildungskapazitäten des Klinikverbundes zusammengefasst werden sollen. Rund 42 Millionen Euro will sich die Geno den Umbau von Haus 2 (Einmündungsbereich St.-Jürgen-Straße / Bismarckstraße) kosten lassen. Die Altimmobilie mit ihren rund 13.000 Quadratmetern Nutzfläche könnte bis 2024 ertüchtigt werden. Für 17,5 Millionen Euro soll Haus 1, in dem die Notfallaufnahme untergebracht ist, modernisiert werden. Dafür ist der Zeitraum zwischen 2023 und 2026 angesetzt. Kostenmäßig nicht beziffert ist der mögliche Neubau eines herz- und gefäßmedizinischen Zentrums mit rund 280 Betten. Ein solcher Komplex könnte am jetzigen Standort des Reserve-Heizkraftwerks entstehen – allerdings nur dann, wenn sich die Stadt als Geno-Trägerin dazu entschließen sollte, das sanierungsbedürftige Klinikum Links der Weser (LdW) mit seinem herzmedizinischen Schwerpunkt mittelfristig nicht mehr weiter zu betreiben.

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Klinikum Links der Weser

Hinter der Zukunft dieses Standortes steht nach wie vor ein Fragezeichen. Ein Gutachten soll die Perspektiven des Standortes in Kattenturm ausleuchten und bewerten, doch vor dem Herbst wird es wohl nicht vorliegen. In der Investitionsplanung finden sich deshalb keine größeren Positionen, sieht man einmal von den gut 28 Millionen Euro für laufende medizintechnische Anschaffungen ab.

Klinikum Ost

Am Osterholzer Geno-Standort sollen mehrere größere Vorhaben realisiert werden. Zu nennen sind vor allem ein 42 Millionen Euro teurer Neubau für die Psychiatrie und ein Komplex, in dem künftig die Lagerlogistik und die Zentralapotheke für alle vier Geno-Häuser untergebracht werden sollen. 20,5 Millionen Euro sind hierfür angesetzt. Gegenwärtig unterhält der Verbund einen Logistikstandort im Güterverkehrszentrum, der allerdings aufgegeben werden soll. Ebenfalls auf dem KBO-Gelände soll eine Zentralküche für die vier Klinikstandorte entstehen (Kosten: 20,8 Millionen Euro). Zurzeit hat noch jedes der Häuser in Mitte, Nord, Ost und Kattenturm eine eigene Speisenzubereitung.

Klinikum Nord

Für das Vegesacker Regionalkrankenhaus hat die Geno-Spitze für den Zeitraum bis 2030 knapp 60 Millionen Euro eingeplant. Größere Einzelvorhaben sind in dem Papier für den Aufsichtsrat nicht aufgeführt, das meiste Geld wird in die laufende bauliche Ertüchtigung und die Modernisierung der Medizintechnik fließen. Ein kleinerer Neubau ist für die Aufbereitung von Medizinprodukten, die aus dem Zentrallager kommen, vorgesehen.

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Die Finanzierung

Die genannten 490 Millionen Euro Gesamtvolumen für alle Standorte sind für die Gesundheit Nord allein nicht zu stemmen. Das entspräche auch gar nicht der Systematik der Krankenhausfinanzierung in Deutschland. Sie beruht auf dem Grundsatz, dass die Bundesländer für Investitionen zuständig sind, die Klinikbetreiber für die Kosten des laufenden Betriebs. Allerdings sind Bremens finanzielle Handlungsspielräume begrenzt. Derzeit kalkuliert die Geno mit lediglich 218 Millionen Euro an staatlichen Investitionspauschalen. Durch Gelder aus Sondertöpfen und durch mögliche Grundstücksverkäufe könnte ein zusätzlicher zweistelliger Millionenbetrag zusammenkommen.

Unter dem Strich bliebe allerdings eine Finanzierungslücke von fast 200 Millionen Euro. Woher dieses Geld kommen soll, weiß gegenwärtig niemand. Es müsse "gemeinsam mit der Politik eine Lösung gefunden werden, denn der Klinikverbund kann diese Investitionen nicht finanzieren", macht Geno-Sprecherin Karen Matiszick klar. Keines der geplanten Projekte sei überflüssiger Luxus. "Sie sind alle notwendig, um optimale Versorgungs- und Logistikstrukturen zu schaffen, Betriebskosten zu senken und Flächen einzusparen."

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