Durch den Krieg in der Ukraine wächst auch bei Bremerinnen und Bremern offenbar die Angst vor einem atomaren Unfall oder Angriff. Laut der Gesundheitsbehörde haben Apotheken in den vergangenen Tagen Hamsterkäufe von Jod gemeldet. Hierzu besteht laut dem Ressort aber kein Anlass. "Es gibt in Bremen ausreichend hochdosierte Jod-Tabletten, um im Falle der radioaktiven Belastung die Bevölkerung damit zu versorgen", sagt die Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). "Eine Verteilung wäre im Falle des Falles über Apotheken sichergestellt. Diese Verteilpläne werden derzeit auch nochmals aktualisiert."
Zudem schützten die in den Apotheken frei verkäuflichen Jod-Tabletten nicht vor radioaktivem Jod. Bernhard: "Eine frühzeitige Einnahme von viel zu niedrig dosiertem Jod hat keine positive Wirkung. Gleichzeitig werden Jod-Tabletten zur Therapie von Schilddrüsenerkrankungen weiterhin benötigt." Im Ernstfall würde die Bevölkerung über die offizielle Ausgabe von Jod und die richtige Einnahme informiert.
Bremen hat keine Schutzräume mehr
Was den Schutz der Bevölkerung vor einem Raketenangriff in öffentlichen Anlagen wie Hoch- oder Tiefbunker angeht, ist die Lage in Bremen wie überall in Deutschland schwierig. Die vorhandenen Bunker wurden seit einem Bund-Länder-Beschluss aus dem Jahr 2007 nach und nach zurückgebaut oder umgewidmet. Auch im Bundesland Bremen gibt es laut dem Innenressort derzeit keine funktionsfähigen öffentlichen Schutzräume mehr.
"Selbst wenn es sie noch geben würde, würden sie keinen ausreichenden Schutz vor der heutigen Sprengkraft von Raketen und Bomben bieten", sagt Sprecherin Rose Gerdts-Schiffler. Zudem hätten sie – wie auch schon im Zweiten Weltkrieg – nur einen kleinen Teil der Bevölkerung aufnehmen können.
Im Innenressort rechnet nach Angaben der Sprecherin im Moment niemand damit, dass das Thema militärischer Auseinandersetzungen auf dem Gebiet der Bundesrepublik akut werden könnte. Angesichts der von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) versprochenen Groß-Investitionen in die Bundeswehr gelte es aber, neben der militärischen auch die zivile Verteidigung stärker in den Blick zu nehmen. Entsprechend sei es wichtig, aktuelle Vorkehrungen und Maßnahmen zu überprüfen und Fachbehörden wie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk deutlich zu stärken. Das Bundesinnenministerium hat eine zeitnahe Bestandsaufnahme zu verschiedenen Aspekten des Zivilschutzes in Zusammenarbeit mit den Ländern angekündigt.