Es sind sechs. Sechs Kilometer von der Universität bis ins Zentrum der Stadt. Ein Teilstück der Premiumroute D 16, wie sie im Verkehrsentwicklungsplan ausgezeichnet ist. Auf diesen Weg wird stets verwiesen, wenn anschaulich werden soll, was das heißt: Vorfahrt fürs Fahrrad!
Also rauf aufs Rad, mal ausprobiert, und ja, es fährt sich zunächst recht gut. Vom klassischen Radweg entlang der Universitätsallee auf ein komfortabel breites Asphaltband, das parallel zur Straßenbahn zur H. H.-Meier-Allee führt. Dort gibt es einen Radfahrstreifen auf der Fahrbahn und die erste Stelle, an der es gefährlich eng wird. Links fahren die Autos, rechts parken sie. Wehe, jemand sitzt am Lenker und öffnet plötzlich die Fahrertür. Doch das passiert nicht, alles okay.
Vom Radfahrstreifen geht es zuletzt auf den alten Radweg, bis der Schwachhauser Ring erreicht ist. Und dort? Wie weiter? Das Schild mit dem Radfahrersymbol zeigt geradeaus, Richtung Innenstadt. Geradeaus aber liegt der Bürgersteig, das kann nicht sein. Also erst einmal nach links, über die Straßenbahnschienen, wenn die Ampel grün zeigt. Dann beherzt nach rechts – und das ist dann die erste Fahrradstraße auf der Strecke. Autos sind auf diesem Abschnitt der Wachmannstraße nur geduldet, so steht es in der Straßenverkehrsordnung. Die Radler spielen das aber nicht aus, sie fahren brav am Rand der Fahrbahn und lassen den motorisierten Verkehrsteilnehmern genügend Platz, damit sie überholen können.
Das erste Mal fällt jetzt auf, was Fahrradstraßen dringend brauchen, was sie in Bremen aber noch nicht ausreichend haben: Hinweise für alle Verkehrsteilnehmer, welchen speziellen Status die Straße besitzt. Die Planer sprechen von Corporate Identity. Man könnte auch Design sagen oder Anmutung. Alles zum Zweck der Klarheit und Erkennbarkeit. In der Verkehrsbehörde wird gerade überlegt, in Fahrradstraßen die gesamte Fahrbahn mit einer anderen Farbe zu versehen. Rot oder blau, da ist man sich noch nicht sicher. Heute sind es auf dem Asphalt an wenigen Stellen weiße Fahrradsymbole, das aber reicht nicht.
Weiter auf der Wachmannstraße. Sie ist nun keine Fahrradstraße mehr, die Radler bewegen sich stattdessen auf roten Streifen. Das geht gut, kein Problem. Dann der Stern, der berüchtigte Kreisel. Seit dem letzten Umbau klappt es, kaum noch Konflikte. Danach wieder eine Fahrradstraße, eine ganz besondere, sie hat in den vergangenen Monaten Schlagzeilen gemacht. In Kürze war es so: Die Verkehrsbehörde stellt fest, dass das Konzept gescheitert ist. Als Grund werden die Parkplätze auf der Fahrbahn genannt. Die Autos müssten von den Radlern umkurvt werden, was zu gefährlichen Situationen führe.
Unklare Route
Der Vorschlag: markierte Schutzstreifen. Dafür müssten allerdings Parkplätze weichen, auch solche, die eigentlich illegal sind, von der Behörde aber toleriert werden. Sofort gibt es Proteste von Anwohnern. Der Kompromiss, und so könnte es kommen: Geparkt wird künftig auf der anderen Seite der Fahrbahn, neben dem begrünten Mittelstreifen. So findet die Debatte über eine Fahrradstraße möglicherweise ein skurriles Ende – es gibt mehr Platz für abgestellte Autos.
Auf der Parkallee durch den Friedenstunnel – keine Fahrradstraße mehr! Über eine große Ampelkreuzung hinweg und hinein in die Rembertistraße. Fahrradstraße! Viele Autofahrer nutzen sie als kürzesten Weg zum Rembertiring und zur Hochstraße. Die Verkehrsbehörde hatte vorgeschlagen, das von der Parkallee kommend nicht mehr zuzulassen. Die Fahrer hätten nach rechts oder links abbiegen müssen. Doch auch dagegen gibt es Proteste.
Letzte Etappe der kleinen Tour, sie führt bis zum Kennedyplatz, von wo es über eine kleine Brücke in die Wallanlagen hinein geht. Immer noch die Rembertistraße. Immer noch Fahrradstraße. Und wieder dieser Gedanke, dass die Autofahrer das nicht unbedingt wissen können. Zur Wahrheit gehört Klarheit. Die fehlt hier, so wie an manch anderen Stellen auf der Route zwischen Universität und Innenstadt.