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Fragen und Antworten zur Grippe-Saison Hochdosis-Impfstoff soll Ältere besser schützen

Die Grippe-Saison steht bevor, die Impfungen haben begonnen: Was es mit dem neuen Hochdosis-Impfstoff für Ältere auf sich hat, wie er wirkt - und was man jetzt generell zur Influenza-Saison wissen sollte.
23.10.2021, 16:00 Uhr
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Hochdosis-Impfstoff soll Ältere besser schützen
Von Sabine Doll

In den Arztpraxen in Bremen und Niedersachsen sind die Impfungen gegen Grippe angelaufen. Erstmals gibt es einen sogenannten Hochdosis-Impfstoff, der für Menschen ab 60 Jahren von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen wird. Was es damit auf sich hat, wie der Impfstoff wirkt und was in dieser Influenza-Saison besonders ist.

Warum sollen sich ältere Menschen mit dem Hochdosis-Impfstoff gegen Influenza impfen lassen?

"Es ist bekannt, dass ältere Menschen in der Regel nicht so gut auf Influenza-Impfstoffe ansprechen wie jüngere, weil das Immunsystem mit zunehmenden Alter schwächer wird", sagt Hans-Michael Mühlenfeld, Vorsitzender des Bremer Hausärzteverbands, dem etwa 250 Mitglieder angehören. Ältere und insbesondere vorerkrankte Menschen gehörten zur Risikogruppe für einen schweren Influenza-Verlauf. In Studien habe sich gezeigt, dass der Hochdosis-Impfstoff eine leichte, aber signifikant erhöhte Wirksamkeit habe, erklärt der Hausarzt. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) kann selbst mit einer leicht besseren Wirksamkeit eine relevante Anzahl an Influenza-Fällen und schweren Verläufen zusätzlich verhindert werden.

Warum bietet der Hochdosis-Impfstoff mehr Schutz?

Grippe-Impfstoff enthält laut Mühlenfeld Antigene von weltweit zirkulierenden Varianten des Influenza-Virus. Im Vergleich zu den bislang verfügbaren Grippe-Impfstoffen enthalte die Hochdosis-Variante die vierfache Antigenmenge.

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Bedeutet Hochdosis auch, dass Impfreaktionen stärker ausfallen?

Nach RKI-Angaben könnten lokale Reaktionen an der Injektionsstelle am Arm – wie etwa Schmerz, Rötung oder Schwellung – "in erhöhtem Maß" auftreten. Diese Beschwerden würden in der Regel von selbst nach einigen Tagen verschwinden. Der Bremer Hausarzt hat bereits eine Reihe von Patientinnen und Patienten mit dem Hochdosis-Vakzin geimpft: "Die Verträglichkeit ist so wie bei dem regulären Impfstoff. Impfreaktionen, die über das Bekannte hinausgehen, gab es nicht." Ein Auftreten von seltenen schwereren Nebenwirkungen wurde laut dem RKI nicht berichtet. In den USA werde bei älteren Menschen seit mehreren Jahren ein pharmakologisch identischer Hochdosis-Impfstoff mit einem gleichen Nebenwirkungsprofil eingesetzt.

Sollten sich Ältere, die in dieser Saison bereits den Standard-Impfstoff bekommen haben, zusätzlich mit dem Hochdosis-Vakzin impfen lassen?

Das empfiehlt das RKI nicht. Der Hochdosis-Impfstoff sei dem Standard-Impfstoff in Bezug auf die Wirksamkeit bei älteren Personen nur leicht überlegen. Influenza-Impfstoffe würden zudem generell nicht als Booster – also als Verstärker – entwickelt. Daher solle pro Saison nur eine Impfung verabreicht werden. Dazu komme, dass die verfügbaren Mengen des Hochdosis-Impfstoffs begrenzt seien.

Können sich auch Menschen, die nicht zur Altersgruppe der ab 60-Jährigen gehören, mit dem Hochdosis-Vakzin impfen lassen?

"Medizinisch spricht nichts dagegen, aber es macht keinen Sinn", sagt Hausarzt Mühlenfeld. "Jüngere bauen in der Regel einen ausreichenden Immunschutz auf, die Grippe-Impfung wird ohnehin nicht allen Menschen, sondern bestimmten Gruppen empfohlen." Hinzu komme: Die gesetzlichen Krankenkassen richteten sich generell bei der Kostenübernahme für Impfungen nach den Stiko-Empfehlungen. Mühlenfeld: "Wer sich trotzdem damit impfen lassen möchte, müsste also selbst zahlen. Die Impfung kostet etwa 45 Euro."

Wem wird die Grippe-Impfung außerdem empfohlen?

Die Stiko empfiehlt die Impfung gegen Influenza Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören. Das sind neben ab 60-Jährigen: chronisch Erkrankte, Personal im Gesundheitssystem, Bewohner von Alters- und Pflegeheimen, Beschäftigte in Berufen mit Publikumsverkehr. Auch Schwangere haben laut dem RKI ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf. Im vergangenen Jahr ist die Grippewelle wegen der Corona-Maßnahmen wie Lockdown, Schulschließungen und Abstandsgebot ausgefallen – weil diese Maßnahmen aufgehoben oder zurückgefahren wurden, sollten sich Risikogruppen laut Ärzten impfen lassen. "Wie stark die Welle ausfällt, lässt sich nicht sagen. Wir werden aber wohl wieder eine Saison haben. Das zeigt sich aktuell auch bei den Atemwegsinfekten, die Praxen sind voll mit Patienten", so Mühlenfeld.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Grippe-Impfung?

Um rechtzeitig geschützt zu sein, wird empfohlen, sich ab Oktober bis Mitte Dezember impfen zu lassen. Auch zu Beginn oder im Verlauf der Grippewelle könne die Impfung noch sinnvoll sein, weil sie bis ins Frühjahr laufen könne. In den vergangenen Jahren hat die Hochphase laut Mühlenfeld meist nach dem Jahreswechsel begonnen. Nach der Impfung dauert es zehn bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist. 

Reicht der Impfstoff?

In einigen Praxen gibt es bereits vorübergehende Wartezeiten, wie der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, Detlef Haffke, Anfang dieser Woche im NDR sagte. Der Grippe-Impfstoff werde aber für alle ausreichen, sagte er. In Niedersachsen wird im Zuge eines Modellvorhabens mit der Krankenkasse AOK teilweise auch in Apotheken geimpft. "Wir bekommen immer wieder einmal Anfragen aus Praxen zum Hochdosis-Impfstoff", sagt der Bremer Hausärzte-Chef Mühlenfeld. Die Arztpraxen bestellen in der Regel im Frühjahr über den Apothekengroßhandel – die Bestellmenge beruhe auf Erfahrungswerten aus den vergangenen Jahren. Für die Grippesaison 2021/22 wurden laut dem Paul-Ehrlich-Institut bislang knapp 30 Millionen Impfdosen freigegeben, in der Saison 2020/21 waren es rund 25 Millionen.

Vertragen sich Corona- und Influenza-Impfung?

Beide Impfungen können nach einer Empfehlung der Stiko an einem Termin erfolgen. Dies gilt etwa für Menschen, die noch nicht gegen Corona geimpft sind oder eine Auffrischungsimpfung erhalten. Hausarzt Mühlenfeld: "Das funktioniert ohne Probleme."

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