Schon zweimal dachten Anne und Jan Oldendorf, dass sie es geschafft hätten. Hatten dem Makler klares Interesse signalisiert, waren bei der Bank, um über die Finanzierung zu sprechen – und dann klappte es doch wieder nicht. Andere seien schneller gewesen, das Haus sei nun verkauft, hieß es. Die beiden suchen seit 2015, haben inzwischen eine zweijährige Tochter. Wenn sie nichts finden, bis die Kleine in die Grundschule kommt, bleiben sie vielleicht einfach zur Miete wohnen, sagt Anne Oldendorf.
Die 38-Jährige und ihr ein Jahr jüngerer Mann wünschen sich das, was wohl vielen Familien ideal erscheint: mindestens vier, besser noch fünf Zimmer auf mindestens 90 Quadratmetern in Bremen, eine Wohnung oder ein Haus, mit Garten. "Garten, da wird's schon schwierig", sagt sie. Eine Bestandsimmobilie sei eigentlich das Ziel, doch inzwischen seien auch Baugrundstücke für sie von Interesse. Zu Beginn habe es auf dem Markt ganz gut ausgesehen. Doch das nur begrenzt vorhandene Eigenkapital habe die Sache erschwert, obwohl beide einen unbefristeten Arbeitsvertrag vorweisen können.
Da Anne Oldendorf in Verden und ihr Mann in Bremen arbeitet, weiteten sie die Suche zeitweise auf das Umland zwischen den beiden Städten aus. Dort habe es einige schöne Immobilien "mitten im Nirgendwo" gegeben, erinnert sie sich. "Aber wir wollten nicht plötzlich zwei Autos anschaffen müssen." Und seit der Geburt ihrer Tochter schätze sie die Nähe der Großmütter, die beide in Bremen leben, besonders. Trotzdem hat die Familie in den vergangenen Monaten auch zwei Häuser im Umland angeschaut – ohne Erfolg.
"Als Normalverdiener keine Chance"
Bei ihrer Suche sehen sich Oldendorfs vor allem mit drei Problemen konfrontiert: die hohen Preise, Makler, die auf schnelle Entscheidungen drängen, und Anleger, die Immobilien kaufen. In Achterdiek, wo die Familie derzeit eine Vier-Zimmer-Doppelhaushälfte mietet, könnten sie sich definitiv nichts leisten, sagt Anne Oldendorf. Die 38-Jährige ist im öffentlichen Dienst tätig, ihr Mann arbeitet in der IT-Branche. "Es ist schon frustrierend, dass man als Normalverdiener keine Chance hat." Die Optionen – Immobilien mit schlechter Bausubstanz, von Schimmel befallen, mit Asbest in den Wänden – kennen die beiden inzwischen zur Genüge, ebenso wie "erschreckend enge" Neubauten oder Wohnungen, wo die ganze Nachbarschaft auf den Balkon schauen kann.
Immer wieder hätten sie zudem mit Maklern die Erfahrung gemacht, dass es zu viel verlangt ist, einen Gutachter hinzuzuziehen oder einen zweiten Besichtigungstermin zu vereinbaren. "Uns fehlt offensichtlich das Vitamin B", sagt Anne Oldendorf. Selbst, als ein Bekannter ihnen einmal ein Haus anbot, kam es nicht zum Vertragsabschluss. Die Immobilie wurde schließlich an eine andere Person verkauft, die ihnen wiederum anbot, dort als Mieter einzuziehen. "Es wird einfach nur noch von Anlegern gekauft, von Leuten, die gar nicht darin wohnen wollen", kritisiert die 38-Jährige.
Dass sie bald fündig werden, glaubt sie nicht: "Uns kann nur ein Glückstreffer helfen oder dass sich am Markt was tut, dass die Preise runtergehen." Suchen wollen sie aber weiterhin – gerade verstärkt, weil ihre Tochter bald in den Kindergarten kommt. Spätestens mit Beginn der Grundschulzeit werde es wirklich schwierig, dann müssten sie schon gut überlegen, ob sie ihr Kind mit einem Umzug aus seinem sozialen Umfeld herausreißen wollten, sagt Anne Oldendorf. Vielleicht bleibt es also bei einem Mietverhältnis. Obwohl auch auf dem Mietmarkt, beobachtet die Familie, die Preise steigen.