Die Kreativszene an der Alten Hafenstraße dehnt sich weiter aus. Seit wenigen Tagen füllt die „Havengalerie“ die Räumlichkeiten, in denen bis vor drei Jahren die Kneipe „Horizont“ ansässig war. Die neue „Havengalerie“ ist dreierlei: Sitz einer Kommunikationsagentur, Fotostudio und Ausstellungsraum.
Die Fäden laufen bei Dijana Nukic zusammen. Die gebürtige Vegesackerin war schon seit einigen Jahren mit ihrer Agentur „Kreative Fische“ in der Alten Hafenstraße ansässig, bisher allerdings in Räumen, „die nicht mehr so ganz den Erwartungen anspruchsvoller Kunden entsprachen“, wie die 36-Jährige glaubt. Auf die ehemalige Gaststätte mit ihrer höhenversetzten Decke und der podestartigen Treppe hatte sie schon länger ein Auge geworfen. Als dort im November vergangenen Jahres ein Zettel mit der Botschaft „Günstig zu vermieten“ im Fenster hing, wurde Dijana Nukic umgehend vorstellig.
Betritt man heute die einstige Kneipe, dann befindet sich linker Hand – also dort, wo früher der Tresen stand – ein Fotostudio. Es wird von den „Kreativen Fischen“ genutzt, die Hardware steht aber auch anderen interessierten Nutzern zur Verfügung. Der lichtdurchflutete vordere Teil ist mit großformatigen Fotografien aus Nukics beruflichem Schaffen bestückt. Zurzeit sieht man dort überwiegend Motive aus dem Jachtbau und andere maritime Impressionen. Der Havengaleristin liegen aber auch schon Anfragen von Künstlern vor, die die großen Wandflächen gern für eigene Ausstellungen nutzen würden. Geplant sind zudem Workshops und Vorträge. In Kürze beispielsweise zu der Frage, wie lokale Unternehmen ihre Platzierung in Internet-Suchmaschinen verbessern können.
Der Einzug von Kultur und Kreativwirtschaft in den lange verwaisten alten „Horizont“-Standort „passt perfekt ins Profil der Alten Hafenstraße“, findet Dijana Nukic. Ihr Schritt, so hofft sie, könnte auch andere Akteure aus diesem Bereich ermutigen, sich in der Alten Hafenstraße zu engagieren. Die Gastro- und Kulturmeile – abgerundet durch den malerischen Utkiek – ist für sie ohnehin einer der schönsten Flecken Vegesacks, ja Bremens insgesamt. Ein Juwel, das noch mehr Strahlkraft entfalten könne. „Darüber muss man reden und nicht nur über die Schattenseiten des Stadtteils. Bremen-Nord ist nicht die Grohner Düne“, rückt Nukic die Verhältnisse zurecht.
Einer, dem man das nicht mehr erklären muss, ist der Gastronom und Veranstalter Lutz Hößelbarth. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Kerstin Prause betreibt er das Kulturcafé „Erlesenes“, das sich zurzeit noch schräg gegenüber der „Havengalerie“ befindet. Wie berichtet, wird die Gaststätte ihren jetzigen Standort im Frühsommer verlassen. War bis vor Kurzem noch offen, wo das „Erlesenes“ künftig zu finden sein wird, so zeichnet sich jetzt ein Verbleib in der Alten Hafenstraße ab, allerdings an anderer Adresse. Wo sich das neue Domizil befinden wird, dieses Geheimnis will Lutz Hößelbarth hüten, bis die Tinte unter dem Mietvertrag trocken ist. Den Abschied vom alten Standort hatten die Café-Betreiber unter anderem mit fehlenden Möglichkeiten zur Außenbewirtschaftung begründet.