Sie seien seit Anfang März in Bremen, erzählen Katyrina Tkachova und Viktoria Dikhtiarenko. Beide stammen aus der Südukraine, Tkachova aus Odessa und Dikhtiarenko aus Mykolajiw. Wenige Tage nach ihrer Ankunft helfen die beiden Frauen in der Sammelstelle des jüngst gegründeten Vereins "Human Rights Ukraine" von Natalie Shtefunyk und Olga Kovalenko. Zusammen mit anderen Geflüchteten aus der Ukraine packen sie Kisten mit Medikamenten, Lebensmitteln, Rollstühlen und Krücken, die mit dem Lkw Richtung Ukraine transportiert werden sollen.
"Ich kann in der Ukraine nicht helfen, deshalb helfe ich hier in Bremen", sagt Katyrina Tkachova über ihr Engagement in der Sammelstelle. Sie hilft fast jeden Tag. Viktoria Dikhtiarenko schafft es nur an einzelnen Tagen, weil sie sich um ihre Großeltern kümmert, mit denen sie aus der Ukraine geflohen ist. Aber auch sie sagt: "Es ist ein gutes Gefühl, dass ich etwas für meine Freunde in der Ukraine mache, und helfen kann."
Die Arbeit der Freiwilligen in der Sammelstelle und auch vor der Flüchtlingsunterkunft in den Messehallen koordinieren Shtefunyk und Kovalenko mit ihrem Verein. Er hilft sowohl den Menschen in der Ukraine als auch den Geflüchteten in Bremen. In Zusammenarbeit mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) verteilt der Verein Sachspenden an die Menschen in den Messehallen.
Insgesamt etwa 270 Freiwillige helfen den Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, sich in Bremen einzuleben, indem sie Stadtführungen oder andere Freizeitangebote auf die Beine stellen oder sie bei Behördengängen, als Übersetzer oder bei der Wohnungssuche unterstützen. Innerhalb von drei Wochen habe der Verein funktionierende Strukturen aufgebaut, die die Arbeit für die Geflüchteten in Bremen und für die Hilfstransporte noch effektiver machen. "Trotz der unsicheren Lage in der Ukraine sammeln wir weiter und planen die Logistik", berichtet Olga Kovalenko. Der aktuelle Transport, für den der Lkw schon bereitsteht, gehe an die ukrainisch-polnische Grenze, wo die Hilfsgüter umgeladen und weiter nach Charkiw gebracht werden sollen.
Verein will Geflüchtete mit Freiwilligen vernetzen
Dem Verein geht es aber auch um die Vernetzung der Geflüchteten mit den Freiwilligen. "Die Menschen wissen, dass es uns gibt und kommen auf uns zu", erklärt Shtefunyk. Über soziale Medien hätten sie es geschafft, etwa 700 Geflüchtete mit den freiwilligen Helfern zu vernetzen. "Es gibt eine riesengroße Hilfsbereitschaft von den Geflüchteten", sagt Kovalenko. In zwei Schichten helfen Ukrainer und Freiwillige aus Bremen täglich, um die Hilfsgüter für die Menschen in den Kriegsgebieten vorzubereiten. Insgesamt etwa 70 ukrainische Flüchtlinge sind regelmäßig dabei.
Seit dem ersten großen Transport vor etwa drei Wochen hat das Team um Olga Kovalenko und Natalie Shtefunyk mehr als 200 Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine geschickt. Der Verein versteht sich außerdem als Anlaufstelle für die Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind. "Wir lachen und weinen hier zusammen", sagt Natalie Shtefunyk. Und der Verein sorgt für ein ganz besonderes Stück Heimat: Borschtsch. "Das ist die wichtigste Mahlzeit in der Ukraine", erklärt Shtefunyk, die den Eintopf mit Kohl und roter Beete in ihrem Stand "Bab Maria" in der Markthalle Acht zubereitet. "Wir tun alles dafür, dass sich die Menschen, die hier ankommen, wohlfühlen."
Unterstützung bekommen Shtefunyk und Kovalenko auch von Zech Logistics. Das Unternehmen stellt dem Verein eine Lagerhalle und Büroräume zur Verfügung. "Für uns war selbstverständlich, dass wir helfen. Das ist das Mindeste, das wir machen können", sagt Jan Dunemann, Mitglied der Geschäftsleitung bei Zech Logistics. Neben den Räumen hilft die Firma auch beim Verpacken und Verladen der Hilfsgüter auf die Lkw.