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Der Schwachhauser Beirat stimmt einer Satzung zu, die die Erhaltung von Altbremer Häusern sichern will Historische Fassaden sollen bleiben

Gete. Altbremer Häuser prägen das Stadtbild an vielen Stellen in Schwachhausen, und der Beirat möchte gerne so viele wie möglich von ihnen bewahren. Ein Quartier mit besonders hoher Dichte findet sich im Bereich der Colmarer, Elsasser, Lothringer, Straßburger, Hagenauer, Geisberg-, Uhland- und Graf-Moltke-Straße.
27.03.2017, 00:00 Uhr
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Von MAREN BRANDSTÄTTER

Gete. Altbremer Häuser prägen das Stadtbild an vielen Stellen in Schwachhausen, und der Beirat möchte gerne so viele wie möglich von ihnen bewahren. Ein Quartier mit besonders hoher Dichte findet sich im Bereich der Colmarer, Elsasser, Lothringer, Straßburger, Hagenauer, Geisberg-, Uhland- und Graf-Moltke-Straße. Die Häuser, die hier stehen, könnten laut Baubehörde unter besonderen Schutz gestellt werden, um Abrisse etwa zugunsten von modernen Stadtvillen zu vermeiden. Eine sogenannte Erhaltungssatzung steht daher für das Quartier zur Debatte – eine, wie sie auch schon vor einigen Jahren für zwei weitere Gebiete im Stadtteil beschlossen wurde. Die Satzung soll dafür sorgen, dass die Häuser im Quartier künftig nicht mehr ohne gesonderte Genehmigung abgerissen werden dürfen. Darüber hinaus wären die Eigentümer angehalten, den historischen Charakter ihres Hauses zu bewahren. Im Falle eines Neubaus müsste dieser im Dialog mit der Baubehörde so gestaltet werden, dass er sich architektonisch ins Gesamtbild einfügt.

Bevormundung befürchtet

Nachdem bereits die Träger öffentlicher Belange ihr Einverständnis zur Erhaltungssatzung gegeben haben, waren am Donnerstagabend die Bürger gefragt, ob und welche Einwände gegen den Erlass der Satzung bestehen. Die Anwohner machten von der Einladung regen Gebrauch. Im vollbesetzten Saal der Ansgarii-Gemeinde wurde lebhaft diskutiert – dabei gingen die Meinungen mitunter weit auseinander. Zunächst wurden hauptsächlich Vorbehalte gegen die Erhaltungssatzung laut. Einige Eigentümer empörten sich über die geplante „Bevormundung“, beklagten das Misstrauen, das ihnen mit der Satzung entgegengebracht werde, und monierten, dass sie nicht allein über den geplanten Erlass entscheiden dürfen.

Ein Anwohner berichtete etwa von seinem Vorhaben, einen neuen Zaun zu errichten, und zeigte sich verärgert, dass die Behörde bei der Auswahl des neuen Zaunes künftig ein Wörtchen mitzureden hätte, wenn die Satzung in Kraft trete. Ein anderer Eigentümer berichtete von Erfahrungen aus Berlin, wo infolge einer Erhaltungssatzung am Ende sogar Anzahl und Optik von Waschbecken in den Badezimmern reglementiert worden seien. Davon könne im Schwachhauser Quartier keine Rede sein, betonte Angela Weiskopf, Stadtplanerin beim Bauressort. „Die Satzung orientiert sich lediglich zum öffentlichen Raum hin“, erklärte sie. Berührt seien somit nur die Fassade und der Zaun. Hier allerdings sei die Behörde bei Veränderungswünschen einzubeziehen.

Einstimmiges Votum

Die Sorge eines Hauseigentümers, die Erhaltungssatzung könne zulasten energetischer Sanierungsmaßnahmen gehen, ist laut Weiskopf unnötig. „Es besteht kein Dissens zwischen der Bewahrung historischer Bausubstanz und energetischer Sanierung – ganz im Gegenteil“, betonte sie. So stünde beispielsweise einer Photovoltaikanlage nichts im Wege, sie werde sogar vom Ressort begrüßt.

Uwe Schwartz vom Landesamt für Denkmalpflege begleitet die Behörde beratend bei der Auswahl von Quartieren, für die eine Erhaltungssatzung infrage kommt. Den Anwohnern verdeutlichte er auf Nachfrage, dass die Satzung vorsehe, den Charakter eines Hauses zu erhalten. Stehe ein Gebäude hingegen unter Denkmalschutz, lege man Wert auf die Erhaltung der alten Substanz, was für Eigentümer deutlich aufwendiger sei.

Im weiteren Verlauf der Diskussion stellte sich heraus, dass ein Großteil der erschienenen Anwohner die geplante Erhaltungssatzung durchaus begrüßte. „Ich hätte sie mir sogar schon früher gewünscht“, betonte eine junge Frau. Dann wäre dem Quartier manche Bausünde erspart geblieben, erklärte sie. Ein anderer Anwohner berichtete, er sei jüngst aus einem Quartier in Hamburg weggezogen, da dort keine Erhaltungssatzung bestehe und entsprechend fast alle alten Häuser aus dem Stadtbild verschwunden seien. „Ich kann gar nicht begreifen, wie man sich dagegen sperren kann, so schöne Häuser zu schützen“, betonte er. Eine Anwohnerin ergänzte eindringlich: „Wir tun uns und unserem Quartier etwas Schlimmes an, wenn wir die Häuser nicht schützen.“

Ortsamtsleiterin Karin Mathes erklärte, dass es in der Vergangenheit zahlreiche Anwohnerbeschwerden zu Abrissen von Altbremer Häusern gegeben habe. Daher habe sich der Beirat dieser Thematik verstärkt gewidmet. Entsprechend geschlossen präsentierte sich das Stadtteilparlament im Anschluss an die Einwohnerversammlung, indem es sich einstimmig für die Erhaltungssatzung aussprach.

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