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Hochschule Bremen "Für die Zukunft relevanten Verkehrssysteme unter einem Dach vereint"

Die Lufthansa zieht sich ein Stück weit aus dem Gebäude am Flughafendamm zurück, die Hochschule zieht mit den mobilitätsbezogenen Studiengängen ein: Das neue Air-Port-Lab in der Airport-Stadt ist eröffnet.
15.12.2022, 05:00 Uhr
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Von Elias Fischer

Studierende und wissenschaftliches Personal der Fakultät für Natur und Technik der Hochschule Bremen (HSB) sind bereits zum Start das vergangenen Sommersemesters im April in die alte Verkehrsfliegerschule der Lufthansa gezogen, die Bereiche Luft- und Raumfahrt sollen erst noch folgen. Das hat die Wissenschaftssenatorin Claudia Schilling und die Rektorin der Bildungsinstitution, Karin Luckey, nicht daran gehindert, den neuen Standort "Air-Port-Lab – Center for Aerospace and Maritime Systems" am Flughafendamm 40 offiziell zu eröffnen. Europaweit seien einmalig "die für die Zukunft relevanten Verkehrssysteme unter einem Dach vereint", sagte Luckey. Man habe mit dem Air-Port-Lab einen Ort der Vernetzung geschaffen.

Um die 20.000 Quadratmeter Grundfläche und circa 10.000 Quadratmeter Nutzfläche bietet das neue Areal der HSB.  Laut Meike Mossig, Pressesprecherin der HSB, soll der neue Standort nicht nur akademisches Zuhause für Studiengänge wie Schiffbau und Meerestechnik, Nautik und Seeverkehr oder auch Luft- und Raumfahrt, sondern "ein Hub zum Studieren, Forschen, Arbeiten und Vernetzen" sein. Das Air-Port-Lab – daher auch die Namenswahl – bringe maritime Wirtschaft und die Luft- und Raumfahrt zusammen, teilte Mossig mit.

Allerdings wird es noch eine unbestimmte Zeit dauern, bis die Studiengänge der Luft- und Raumfahrt den vollen Betrieb an der neuen Wirkungsstätte aufnehmen können. Derzeit befänden sich circa ein Viertel der Laboratorien des Bereichs im Air-Port-Lab, teilte Mossig mit. Viele Büros seien derzeit am Zentrum für Informatik und Medientechnologien (Zimt) untergebracht. "Damit der Umzug der Luft- und Raumfahrt gänzlich vollzogen werden kann, ist ein Erweiterungsbau nötig."

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Der Standort wird dennoch bereits als Entlastung des Raumdrucks gesehen, unter dem die Hochschule zuletzt stand. So besuchten unter anderem Studierende des Schiffbaus vor ihrem Umzug in die Flughafennähe Veranstaltungen in Containern. Das Air-Port-Lab sei ein entscheidender Schritt zur Weiterentwicklung der HSB, sagte Schilling. "Damit schaffen wir den benötigten zusätzlichen Platz für Lehre, Forschung und Begegnung." Nachdem der Senat für Wissenschaft und Forschung die Räumlichkeiten vom Lufthansa Aviation Training (LAT) für 10,3 Millionen Euro erworben hatte, ging die ehemalige Verkehrsfliegerschule im Oktober zur Bewirtschaftung in dessen Hände über. Die Mittel für den Kauf stammten aus dem Bremen-Fonds.

Entwicklung vorantreiben

Über 30 Jahre bildete die LAT, ein Tochterunternehmen der Deutschen Lufthansa, an dem jetzigen Standort der HSB Piloten und Pilotinnen aus. Eine lange Tradition verbinde die LAT mit Bremen, sagte Matthias Lehmann, Geschäftsführer der Pilotenakademie. Denn bereits seit 1956 – also lange vor der Nutzung des Areal am Flughafendamm 40 für die Schule – bilde die Lufthansa Flugzeugführer in der Stadt aus.

2020 entschied sich das Unternehmen allerdings dafür, die Ausbildung umzustrukturieren und die praktischen Testflüge nach Rostock zu verlegen. "Weiterhin wird aber die Theorie in Bremen vermittelt", bekräftigte Lehmann auf der Eröffnung des Air-Port-Labs, zu der etwa 100 Gäste aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gekommen waren, nochmals. Gemeinsam mit der HSB wolle man die Entwicklung in der fliegerischen Mobilität vorantreiben. Beispielhaft nannte Lehmann den Studiengang Luftfahrtsystemtechnik und -management, den Studierende an der HSB wahrnehmen können.

Die Wissenschaftssenatorin sieht den Abzug der LAT gespalten. Sie habe "ein lachendes und ein weinendes Auge", wenn sie daran denkt, dass künftig keine praktische Pilotenausbildung von der Lufthansa in Bremen durchgeführt werde. Aber sie sieht in dem neuen HSB-Standort großes Potenzial. Dort könne zu elementaren Fragen einer zukunftsfähigen Mobilität geforscht und Lösungsansätze gefunden werden, sagte Schilling. "Mit seinem Fächerspektrum passt das Air-Port-Lab ideal in die Airport-Stadt, einem der wichtigsten Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorte Bremens."

Standort mit viel Potenzial

Laut Karin Luckey fügt sich der neue Standort der Hochschule nicht nur ausgezeichnet in die Nähe des Flughafens. "Eine starke Marke wie die Airport-Stadt braucht eine starke Wissenschaft", sagt die Rektorin der HSB. Sie begrüße den mutigen Schritt, den man gemeinsam mit dem Senat für Wissenschaft und Häfen gegangen ist. Er habe große Bedeutung für die akademische, aber auch die städtische und regionale Entwicklung, sagte Luckey. "Bereits aktuell sowie in den kommenden Jahren."

Vordergründig wird in der Airport-Stadt eine zunehmende Vernetzung durch den neuen Standort angestrebt: "Das Areal des Air-Port-Labs bietet zukünftig für das Hightech-Gewerbegebiet mit 500 Unternehmen und ca. 20.000 Beschäftigten viel Potenzial für innovative Formate der Kooperation und zur Wirtschaftsförderung", teilte HSB-Pressesprecherin Mossig mit.

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Weniger euphorisch klingen drei Studierende des Schiffbaus und der Meerestechnik. „Die Infrastruktur ist noch nicht zufriedenstellend", sagten Niklas Kluge (22), Anna Augenstein (21) und Louis Lammers (20) einstimmig. Es gebe beispielsweise im Erdgeschoss und im Audimax kein WLAN und vor Ort auch keine Mensa. „Eine Machbarkeitsstudie ist erst durchgeführt worden, als der maritime Bereich bereits seit einem Semester am neuen Standort war", sagten die drei Studierenden. Unter einer zielgerichteten Planung verstünden sie etwas anderes. Derzeit sind die Studierenden darauf angewiesen, die Mensa am Zimt in Anspruch zu nehme. Da diese allerdings zehn bis 15 Minuten fußläufig von Air-Port-Lab entfernt, die Pause zwischen zwei akademischen Veranstaltungen allerdings nur 30 Minuten lang sei, beiße sich das, sagte Kluge.

Die Rektorin der HSB bedauert die Verpflegungssituation. Gemeinsam mit der Wissenschaftssenatorin und dem Studierendenwerk suche die Hochschule nach einer tragfähigen Lösung für eine Mensa, sagte Luckey. Eine alte Kantine der LAT wäre im Gebäudekomplex vorhanden, merkten Kluge, Augenstein und Lammers an. Aber die Studierenden wollen nicht bloß Kritik äußern: Sie erkannten das Potenzial des Standorts, sagen die drei. "Und wir sind sehr daran interessiert, den Standort künftig - wie es im kleinen Rahmen bereits passiert - konstruktiv mitzugestalten."

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