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Im gesamten Stadtgebiet Hoher Grundwasserpegel lässt Bremer Keller volllaufen

Das Hochwasser richtet in den Überschwemmungsgebieten großen Schaden an. Probleme gibt es aber nicht nur dort. Im gesamten Bremer Stadtgebiet dringt Grundwasser in die Keller. Zahlt die Versicherung?
08.01.2024, 12:00 Uhr
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Hoher Grundwasserpegel lässt Bremer Keller volllaufen
Von Jürgen Hinrichs

Ingmar Vergau hatte eine schlechte Nacht. „Ich bin um vier Uhr aufgestanden und in den Keller gegangen“, erzählt der Geschäftsführer von Haus und Grund in Bremen. Ihm war mulmig zumute, denn seit Wochen dringt Wasser durch die Bodenplatte seines Einfamilienhauses. Vergau musste in der Nacht tatsächlich wieder schöpfen, mit dem Wissen, dass das Sisyphusarbeit ist.

Das Grundwasser hat in Bremen und dem Umland einen Pegel erreicht, der Hausbesitzern große Probleme bereitet. Viele Keller sind feucht geworden, es bilden sich Pfützen auf dem Boden, oft sind sie tief und großflächig. „Durch die anhaltende Hochwasserlage, insbesondere an der Wümme, werden die Grundwasserstände in den nächsten ­Tagen und Wochen wahrscheinlich noch ansteigen“, erklärt die Bremer Umweltbehörde. Um wie viel lasse sich nicht sagen. Insofern müsse leider mit noch mehr „nassen Kellern“ gerechnet werden.

Vergau verlegt seinen Kram, den er im Keller gelagert hat, auf den Dachboden. Einiges, sagt er, tauge wegen der lang anhaltenden Feuchtigkeit schon nicht mehr und müsse weggeworfen werden. Nicht schön, meint der Achimer, aber kein Vergleich zu dem, was die Menschen zurzeit zum Beispiel an der Wümme erleiden müssten. Fatal sei, dass man sich gegen das Eindringen von Grundwasser nicht versichern könne: „Wir werben zwar sehr dafür, eine Elementarschadenversicherung abzuschließen, in so einem Fall hilft sie aber nicht.“

Versicherungen helfen bei Grundwasserschäden meistens nicht 

Janine-Stefanie Desch, die in Bremen als Kundenbetreuerin einen internationalen Versicherungskonzern vertritt, bestätigt diese Auskunft. „Wohngebäudeversicherungen und Elementarschadenversicherungen kommen zum Tragen, wenn es sich um Überschwemmungen handelt, um Wasser, das von außen eindringt“, sagt sie. Bei Schäden durch Grundwasser könne man allenfalls auf Kulanz hoffen.

Desch berichtet, dass es bei den Sachversicherungen in den vergangenen Jahren bereits Kostensteigerungen um bis zu 30 Prozent gegeben habe, unter anderem wegen der Katastrophenflut im Ahrtal. Nach dem Hochwasser in diesen Wochen könne es noch einmal teurer werden.

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Die Umweltbehörde betreibt im Stadtgebiet nach eigenen Angaben rund 180 Messstellen für das Grundwasserniveau, 70 davon per Datenfernübertragung. Ende November lagen die Stände zum Beispiel in Findorff, Schwachhausen und Horn im Vergleich zum Vorjahresmonat um 30 Zentimeter höher, in Borgfeld waren es 50 Zentimeter mehr, in Huchting 80 Zentimeter. „Seitdem sind die Wasserstände in allen Stadtteilen mit Stand zum Jahreswechsel noch einmal um 20 bis 30 Zentimeter gestiegen“, teilt Ressortsprecherin Ramona Schlee mit.

Nirgendwo seien allerdings die bisher höchsten gemessenen Grundwasserstände erreicht oder gar überschritten worden, man könne also nicht sagen, dass es die Situation von heute noch nie gegeben habe. Was jedoch heraussteche, sei der Umstand, dass die Pegel nun schon so lange am Stück hoch sind. Sollte sich die Lage insbesondere an der Wümme entspannen, werde das Grundwasser wieder leicht zurückgehen. „Ein deutliches Absinken ist kurzfristig aber nicht zu erwarten“, so Schlee.

Feuerwehr rückt erst bei bestimmter Wasserhöhe im Keller aus

Die Bremer Feuerwehr rückt wegen vollgelaufener Keller täglich vereinzelt zu Einsätzen aus. „Nur dann allerdings, wenn eine gewisse Wasserhöhe erreicht ist und großer Schaden droht“, erklärt Feuerwehrsprecher Christian Patzelt. Alles, was unter ungefähr zehn Zentimetern bleibe, müsse von den Hausbesitzern selbst in Angriff genommen werden.

„Uns erreichen verständlicherweise immer wieder Anrufe mit Meldungen zu Kellern, die unter Wasser stehen“, hatte die Feuerwehr kurz nach Weihnachten mitgeteilt. Doch nur in wenigen Fällen sei die Lage so, dass die Feuerwehr mit ihren Mitteln unterstützen müsse und könne. Sollte der Wasserstand ­dynamisch ansteigen oder eine eigenständige Bergung wertvoller Sachgüter nicht mehr möglich sein, könne der Notruf 112 angewählt werden.

Die Feuerwehr gibt auf ihrer Homepage Hinweise, wie mit vollgelaufenen Kellern umgegangen werden sollte. Unter anderem sollte vor Betreten unbedingt der Strom abgeschaltet werden. Und: „Beobachten Sie den Wasserstand und warten mit Pump- und Kehrmaßnahmen ab, bis der Wasserstand stabil ist; der Grundwasserpegel muss zunächst wieder sinken."

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