Im Hochwassergebiet hat Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) besonders stark betroffenen Bremern eine Soforthilfe vom Land Bremen in Aussicht gestellt. Die konkrete Ausgestaltung war bei einem Besuch in Borgfeld am Sonnabend aber noch offen: „Wir müssen uns eng mit Niedersachsen abstimmen. Es ergibt keinen Sinn, wenn auf der anderen Seite der Landesgrenze andere Regeln gelten.“ Wie berichtet, will das benachbarte Bundesland bis zu zehn Millionen Euro für akute Notlagen bereitstellen.
Landwirte und andere Betroffene sagten im Gespräch mit Bovenschulte, dass die Höhe der entstandenen Schäden noch völlig unklar ist. „Es wäre deshalb verfrüht, schon jetzt konkrete Zahlen zu nennen“, argumentierte der Bürgermeister. Klar sei aber, dass man die Geschädigten nicht allein lassen werde. „Welche Hilfe darüber hinaus notwendig ist, wird sich zeigen, wenn das Wasser weg ist und die Schäden an Straßen, Gebäuden und landwirtschaftlichen Betrieben sichtbar sind“, sagte Bovenschulte weiter.
Zu den Betroffenen, die der SPD-Politiker gemeinsam mit der Feuerwehr und Vertretern des Innenressorts besuchte, zählte unter anderem Lars Klinger. Er wohnt auf den Borgfelder Wümmewiesen und vermietet dort zwei Wohneinheiten. Sein Haus ist wieder zu erreichen, weite Teile des Grundstücks stehen aber weiterhin unter Wasser. In den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr stand das gesamte Erdgeschoss etwa 40 Zentimeter unter Wasser.
„Die ersten zwei Tage haben wir hier noch ausgeharrt, dann sind wir in einem Hotel untergekommen“, berichtete Klinger. Einen Teil der Wertsachen habe er in Sicherheit bringen können, die schweren Möbel seien im Erdgeschoss aber der Flut zum Opfer gefallen. „Ein Gutachter der Versicherung war bereits da, ist aber schnell wieder gegangen. Er will wiederkommen, wenn das Wasser weg ist“, schilderte Klinger. Hart treffe es auch die Mieter, deren Hausrat nicht versichert sei.
Die Experten der Feuerwehr erklärten dem Borgfelder, dass sich das Grundstück aktuell noch nicht leerpumpen lässt. Binnen kürzester Zeit würde sich am Haus ein neuer Teich bilden. Das Grundwasser drücke weiter nach oben, weil die umliegenden Felder noch geflutet seien. In zwei Tagen – so die grobe Schätzung – könne mit dem Abpumpen begonnen werden.

Sein Haus kann Lars Klinger nur in Gummistiefeln erreichen, der Keller steht unter Wasser. Noch ist völlig unklar, wie hoch der entstandene Schaden ist.
Vor großen Problemen stehen auch die Landwirte aus Timmersloh. „Was soll ich machen? Ich kann das Wasser nur anschimpfen“, sagte Martin Niederhausen, Zuchtberater und Milchbauer. Nach Weihnachten habe er sich zumindest mit dem Stapeln der Sandsäcke ablenken können. Aktuell könne er nur warten, bis das Wasser endlich wieder verschwinde.
Sorge bereitet Niederhausen unter anderem der Zustand seiner Melkanlagen, die unter Wasser standen: „Wenn nur Einzelteile repariert werden müssen, sprechen wir von ein paar tausend Euro. Für die ganze Anlage wären es hingegen bis zu 40.000 Euro.“ Das Gespräch mit Bovenschulte nutzte der Landwirt, um über ein weiteres Problem zu sprechen: die Gülle. Seine Silos seien nämlich voll Wasser gelaufen, das Ausbringen auf den Feldern anderer Bauern sei bis Ende Januar verboten. Wann Niederhausen allerdings seine 80 Milchkühe wieder zurück auf den eigenen Hof holen kann, ist unklar. Aktuell sind diese bei einem größeren Betrieb untergebracht.

An der Timmersloher Landstraße ist der Wasserpegel sichtbar gesunken.
Beruhigend war für Bovenschulte und die Feuerwehr der Blick auf den Wasserstand an der Timmersloher Landstraße. „In der Spitze stand das Wasser einen halben Meter höher“, erklärte Michael Richartz, stellvertretender Leiter der Feuerwehr. Zumindest an dieser Stelle bewahrheitete sich die Warnung des Deutsche Wetterdienst vor einem erneut steigenden Pegel nicht. „In Richtung Lilienthal sind es aber wieder ein paar Zentimeter mehr“, berichtete Niederhausen. Die Hochwasserlage bleibt also angespannt.