Beim Hochwasserschutz am Neustädter Weserufer klären sich innerhalb weniger Tage die Fronten. Nachdem am Donnerstag die Bürgerinitiative "Platanen am Deich" ein Volksbegehren gegen die Pläne für eine Umgestaltung der Deichlinie zwischen Piepe und Eisenbahnbrücke gestartet hatte, wird der Senat voraussichtlich am kommenden Dienstag genau diese Pläne weiter vorantreiben – wenn auch mit geringfügigen Veränderungen, wie sie von den Linken gefordert wurden.
Der Senat hatte sich zuletzt im Februar mit dem Projekt beschäftigt, das Bestandteil des Generalplans Küstenschutz ist. Die Planungen der Umweltbehörde sehen vor, den vorhandenen Deich auf der sogenannten Stadtstrecke zwischen Eisenbahnbrücke und Piepe durch eine Konstruktion aus zwei unterschiedlich hohen Hochwasserschutzwänden zu ersetzen. Die obere, binnenseitige Wand soll mit einer Höhe von bis zu 8,30 Meter über Normalnull die eigentliche Flutbarriere darstellen; die untere, weiter in den Fluss ragende Wand befindet sich dann mit ihrer Oberkante auf dem Niveau des Deichunterhaltungsweges. So soll eine terrassenartige Anlage mit eingefügten Stufen und einer Promenade auf der oberen Ebene entstehen. Angesetzt sind zehn Jahre Bauzeit, Beginn frühestens 2024.
Im Frühjahr veranstaltete die Baubehörde einen Runden Tisch, an dem auch die Bürgerinitiative teilnahm. Sie hatte ein alternatives Hochwasserschutzkonzept vorgelegt, das den Erhalt der 136 ortsbildprägenden Platanen entlang der Stadtstrecke vorsieht. In der Senatsvorlage für kommenden Dienstag wird nun zugestanden, dass auch diese Variante "grundsätzlich technisch machbar" sei. Auf diese Feststellung hatten die Linken in den vergangenen Wochen gedrängt. Allerdings soll nun trotzdem die ursprüngliche behördliche Planung weiterverfolgt werden. "Die Ziele eines modernen Hochwasserschutzes" und einer "grünen und gleichzeitig urbanen Stadtentwicklung" würden so am besten erreicht, heißt es in dem Papier. Anders gesagt: Die Platanen sollen auch weiterhin weichen. Übrig bleiben acht Bäume zwischen Braut- und Rolandstraße. Durchgesetzt haben die Linken nach eigener Darstellung ein weiteres Zugeständnis. Das terrassenartige Design der künftigen Deichanlage soll stärker mit grünen Elementen aufgelockert werden. "In den bisherigen Plänen dominierte zu sehr der Beton", sagt Linken-Landesvorsitzender Christoph Spehr. Mit dem jetzt erreichten Stand sei seine Partei zufrieden.