Fips Asmussen, der mit bürgerlichem Namen Rainer Pries heißt, gilt als Altmeister des Witzes. Seine Erzählweise im Akkord ist sein Markenzeichen. Am 20. Februar ist Asmussen zu Gast im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus in Vegesack. Iris Messerschmidt sprach vorab mit dem Mann, dessen Beruf der Witz ist.
Vorab eine kurze Frage, wie soll ich Sie ansprechen? Herr Pries oder Herr Asmussen?
Fips Asmussen: Wer ist Herr Pries?
Kritiker wie Fans bezeichnen Sie als „Altmeister des Witzes“ – mal positiv, mal negativ gemeint. Was entgegnen Sie?
Altmeister des Witzes – gut und schön. Einige finden meine Art nicht so gut, andere finden es spitze. Man kann auf jeden Fall nicht vier Jahrzehnte Erfolg im Beruf haben, wenn man schlecht ist. Gerade habe ich im Savoy-Theater in Düsseldorf vor 500 Gästen drei Stunden lang Programm gemacht. Das Publikum war begeistert. Und: Es sind nicht nur die sogenannten Älteren, die meine Liveshows besuchen oder im Internet mein Programm ansehen. Das Durchschnittsalter der Besucher liegt mittlerweile zwischen 30 und 40 Jahren. Viele kennen auch meine alte Sachen.
Wenn Sie Witze erzählen, nehmen Sie auf nichts und niemanden Rücksicht. Die sogenannte Political Correctness zählt nicht. Ist das das Geheimnis Ihres Erfolges?
Ich spreche alle Themen an – Unrealistisches von Elefant und Maus erzähle ich nicht. Die Themen müssen aus dem Leben kommen, über Politik, die Gesellschaft, Mann und Frau. Ich erzähle aber auch über mich, und ich lache über mich. Wenn man graue Haare hat, kommen manche Gags besser an als früher.
Sie stehen auf der Bühne, erzählen einen Witz, niemand lacht. Ist Ihnen das schon einmal passiert?
Ja sicher, das kommt mal vor.
Was machen Sie dann?
Schnell weiter. Wissen Sie, ich stehe drei Stunden auf der Bühne. Die Gags kommen Schlag auf Schlag. Da kann schon mal einer danebengehen. Das überspiele ich. Schlussendlich kommt es auch auf das Publikum an, sind die Zuschauer alt oder jung, kommen sie aus der Großstadt oder vom Land? Was bei dem einen ankommt, zündet bei dem anderen eben nicht. Allerdings, wenn ich beim dritten Mal merke, der Witz kommt nicht an, dann lasse ich ihn künftig weg. Der ist dann einfach zu gut.
Können Sie gut mit Kritik umgehen?
Ja, sehr gut – ich ignoriere sie. Mal ehrlich, ich habe 7,5 Millionen Tonträger verkauft, habe Goldene und Platin-Platten, war in diversen Fernsehsendungen zu sehen und bin – unter uns – der meist beklauteste Witzeerzähler Deutschlands. Ein Großteil der Travestie-Szene lebt von mir, junge Künstler bereiten meine Witze auf. Was soll ich mich da über Kritik ärgern? Darüber hinaus, wenn mir heute jemand sagt: Der oder die muss gut sein, ist ja schließlich im Fernsehen zu sehen – dann kann ich nur lachen. Was meinen sie, was ich an Fernsehauftritten schon alles abgesagt habe? Die heutigen sechs Minuten-Auftritte bringen mir gar nichts – mal abgesehen davon, dass die Fernseh-Macher sehr geizig sind. Die Bezahlung heutzutage, die ist ein Witz.
Als Sie 1973 die LP „Witze am laufenden Band“ veröffentlichten, änderte sich auch der Name. Wie kamen Sie auf Fips Asmussen?
Ich komme aus der Werbung, habe in Hamburg studiert und ein Diplom von der Werbe-Akademie. Und es stimmt: Ein Künstler braucht auch ein gutes Selbstmarketing. Wer auf der Bühne Witze erzählt, sollte sich vom Publikum abheben, durch sein Gesicht, eine besondere Kleidung, durch einen lustigen Namen. Fips ist lustig und Asmussen steht für Norddeutschland. Außerdem lässt sich der Name rhythmisch sehr gut sprechen.
In Zeiten Ihrer Kneipe „Violette Zwiebel“ waren Sie nicht nur Wirt, sondern auch Witzeerzähler und Interpret. Werden Sie in Vegesack auch singen?
Nein, aber ich weiß, worauf Sie anspielen.
Ja, auf Ihr Lied „von Vegesack nach Titisee gibt’s Rambazamba satt“. Wäre der Auftritt im Vegesacker Gustav-Heinemann-Bürgerhaus nicht der passende Anlass für eine Gesangseinlage?
Das Lied habe ich auf eine alte Melodie aus Amerika gedichtet – wurde im Rundfunk aber kaum gespielt, wegen der beiden Namen Vegesack und Titisee (er lacht und singt das Lied an). Spaß beiseite. Die Leute wollen Gags von mir hören. Das war schon zu Zeiten der Violetten Zwiebel so. Vier Jahre lang war ich Kneipier, stand mit Mikrofon hinter dem Tresen. Wenn ich sang, gingen die meisten auf die Toilette, wenn ich Witze machte, waren alle wieder da. Die Kneipe kam gut an, es war eine tolle Zeit, aber auf Dauer ging die Rechnung nicht auf und es war zu anstrengend. Als Wirt muss man öfter mal mittrinken (er lacht wieder). So habe ich mich auf das Erzählen von Witzen konzentriert.
Der Humorforscher Willibald Ruch unterscheidet zwischen auflösendem und nicht auflösendem Humor. Leute, die den Asmussen-Humor mögen, favorisieren laut Ruch Witze mit Auflösung. Seiner Meinung nach sind diese Menschen eher konservativ, konformistisch und passten sich an sozial erwünschtes Verhalten an. Diese Menschen würden im Ausland eher auf die Schweinshaxe zurückgreifen. Was sagen Sie dazu?
Das ist Quatsch. Wie schon mal erwähnt, der eine denkt so, der andere so. Mein Erfolg spricht für sich. Humor ist eben ein zweischneidiges Schwert.
Welche Qualifikationen muss ein Witze-Erzähler Ihrer Meinung nach erfüllen?
Witzig aussehen, eine komische Ausstrahlung haben, eine eigenwillige Stimme, beispielsweise Paul Panzer. Auch eine eigenwillige Kluft ist gut. Da habe ich mit meiner Regenbogenweste ein Alleinstellungsmerkmal. Außerdem sollte eine guter Witzeerzähler ein Repertoire haben, das nicht langweilt. Es muss Tempo haben und aktuell sein. Für mein Drei-Stunden-Programm auf der Bühne muss ich unheimlich viel arbeiten. Ich verfüge in den vier Jahrzehnten Bühnenerfahrung zwar über ein riesiges Repertoire, und für meine Auftritte gibt es kein Manuskript. Aber an den Auftritten muss dennoch immer wieder gefeilt werden. Ich muss und werde immer auf das Publikum eingehen. Da muss jedes Wort, jede Tonlage stimmen, sonst passt der Gag nicht. Außerdem muss man sich immer auf dem Laufenden halten, über Politik und ihre Vertreter, über gesellschaftliche Themen und vieles mehr. Mein Vorteil ist im Übrigen, dass ich noch nie Lampenfieber hatte. Allerdings gestehe ich, dass ich mit zunehmendem Alter schneller müde werde. Nicht auf der Bühne, da bin ich fit. Aber vorher – dagegen hilft mir ein Glas Sekt.
Sie standen schon in Sachen Humor auf der Bühne, als es den Begriff „Comedy“ in Deutschland noch gar nicht gab. Wie beurteilen Sie die heutige Szene?
Heute will jeder, der sprechen kann, auch Comedy machen. Viele sind aber nicht witzig. Als Künstler auf der Bühne sollte ich auch anders aussehen als das Publikum. Es ist nämlich schwierig, Comedian zu werden, und vor allen Dingen, Comedian zu bleiben, wenn man nicht zumindest lustig aussieht oder eine sonstige Besonderheit mitbringt.
Zur Person: Fips Asmussen heißt mit bürgerlichem Namen Rainer Pries und wurde am 30. April 1938 in Hamburg geboren. Er gibt nur wenige biografische Details preis. Ende der 1960er-Jahre eröffnete er in Hamburg-Hohenfelde die Kabarett-Kneipe Violette Zwiebel. Er war Wirt und präsentierte kabarettistische Lieder, Chansons und Gedichte, beispielsweise von Tucholsky, Kästner, Weill oder Brecht. 1973 verlegte er sich auf das Erzählen von Witzen in schneller Folge – was für ihn charakteristisch geworden ist.
Tickets für den Auftritt von Fips Asmussen am Sonnabend, 20. Februar, ab 20 Uhr im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus in Vegesack kosten im Vorverkauf 23 Euro. Das Kulturbüro rät dazu, diese Möglichkeit zu nutzen, weil nur noch Restkarten erhältlich sind. Weitere Hinweise zum Programm gibt es auf www.kulturbuero-bremen-nord.de.