Der Impfstoff kommt ganz unspektakulär in einer kleinen Kühlbox: sieben Fläschchen des Moderna-Vakzins à zehn Impfdosen, das Ganze auf minus 20 Grad Celsius heruntergekühlt. Wie bei Lieferungen üblich, wird der Empfang per Unterschrift quittiert. In diesem Fall noch mit einem Sicherheitscheck, ob die Temperatur eingehalten ist. „Der Inhalt der Box ist natürlich alles andere als unspektakulär, darauf haben wir alle gewartet. Auch wenn es jetzt noch eher überschaubare Mengen sind, wer hat vor einem halben Jahr gedacht, dass es so schnell eine Impfung gibt“, sagt Martin Langenbeck. Der Chefarzt der Zentralen Notaufnahme ist am Donnerstagmorgen einer der ersten, die im Rotes-Kreuz-Krankenhaus (RKK) geimpft werden.
Der Moderna-Impfstoff geht ausnahmslos an die Kliniken, mit der ersten Lieferung hat das Land 1200 Dosen erhalten. Medizinisches Personal und andere Beschäftigte in Notaufnahmen, Intensiv- und Covid-19-Stationen gehören zur Hochrisikogruppe, sie werden als erste geimpft. „Zu diesem Bereich zählen bei uns etwa 320 Mitarbeiter“, sagt Langenbeck. Die Kliniken in Bremen haben sich auf diesen Tag vorbereitet – auch mit Informationsgesprächen, um Skepsis und Ängsten von Mitarbeitern zu begegnen. „Die Impfbereitschaft ist sehr hoch, in den Risikobereichen nahe an die hundert Prozent“, sagt der Intensivmediziner.
Auch wenn es am Ende nur um eine Spritze in den Oberarm gehe, sei der logistische Aufwand groß: „Von der Lieferung bis zur Kühlung über Nacht, der Dokumentation von Aufklärungsgesprächen und erfolgter Impfung in einer eigenen Software gibt es einiges vorzubereiten“, erklärt der Chefarzt. Für den Fall etwa, dass ein oder mehrere zur Impfung angemeldete Mitarbeiter ausfallen, müssten Reserve-Impflinge bereitstehen. Denn: Ist ein Fläschchen angebrochen, müssen die Dosen verimpft werden. Eine weitere Lagerung ist nicht mehr möglich. Für die Impfung sei ein eigener Bereich in der Klinik eingerichtet worden, inklusive Liegen und Überwachungsräumen. „Benötigt wurden sie nicht, allen geht es prima“, so der Chefarzt. Auch beim Moderna-Vakzin ist eine zweite Impfung erforderlich, sie ist nach vier Wochen vorgesehen.
Sorge bereiten dem Chefarzt die Virusmutationen, die deutlich ansteckender sein sollen. „Die Hoffnung ist, dass wir mit den Impfungen gut durchkommen, damit wir davon nicht mehr ganz so hart getroffen werden.“ Dies hänge aber auch an der Verfügbarkeit von Impfstoffen. Ende Januar, Anfang Februar werde die Zulassung von AstraZeneca-Impfstoff erwartet. „Damit dürfte die Logistik einfacher werden, weil er nicht so stark heruntergekühlt werden muss und über die Hausärzte verimpft werden könnte.“

"Endlich", sagte Rolf Dembinski, Chefarzt am Klinikum Mitte.
Erleichterung und Hoffnung
Im Klinikum Mitte sind am Mittwoch die ersten Ärzte und Pflegekräfte geimpft worden. Erleichterung und Hoffnung prägten laut Sprecherin Stefanie Beckröge auch dort die Stimmung: „Weil man mit der Impfung dem Virus nun etwas entgegenzusetzen hat.“ 270 Moderna-Impfdosen gingen laut Gesundheitsbehörde an Bremens größte Klinik, das Krankenhaus St.-Joseph-Stift ist ebenfalls am Mittwoch mit 90 Dosen in die Impfung eingestiegen. Am Donnerstag folgten neben dem RKK das Diako (110) und das Klinikum Nord (170). An diesem Freitag wird im Klinikum Ost (110) und im Klinikum Links der Weser (180) geimpft.
„Dabei handelt es sich um die Kliniken, in denen die meisten Akut-Aufnahmen erfolgen, beziehungsweise Covid-19-Patienten behandelt werden“, sagt Behördensprecher Lukas Fuhrmann. Da weiterhin nur eine eingeschränkte Anzahl an Impfdosen zur Verfügung stehe, müsse priorisiert und Kliniken ausgewählt werden. Die nächste Lieferung mit dem Moderna-Impfstoff ist laut Fuhrmann für die Woche ab dem 25. Januar angekündigt, erneut 1200 Dosen. In der Woche ab dem 8. Februar sollen 2400 Moderna-Dosen folgen, in der Woche ab dem 22. Februar 6000. Die nächste Biontech-Lieferung mit 4875 Dosen kommt laut dem Sprecher am nächsten Dienstag. Wie bisher geht ein Fünftel jeder Lieferung an Bremerhaven.