Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) ist der beliebteste Politiker der Hansestadt, er hat auf der Popularitätsskala seinen Parteifreund Bürgermeister Carsten Sieling überholt. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest-Dimap im Auftrag des WESER-KURIER hat der 67-jährige Jurist seine Spitzenstellung gegenüber dem Vergleichswert aus dem Mai 2018 ausgebaut. 39 Prozent der Befragten sind mit seiner Arbeit zufrieden, nur 29 Prozent äußerten sich kritisch zur Amtsführung des Ressortchefs.
Auffallend ist bei Mäurer, dass sich seine persönliche Bewertung durchaus positiv abhebt vom Urteil der Bürger über das wichtigste Kompetenzfeld, das sich mit Mäurers Amt verbindet: die Bekämpfung der Kriminalität. Eine Mehrheit der Befragten zeigt sich mit der Leistungsbilanz des Senats auf diesem Gebiet nämlich eher unzufrieden. Mäurer ist es aber offenbar gelungen, auf Nebenschauplätzen zu punkten. Etwa durch das Abschleppen von Schrottautos, dem juristischen Feldzug gegen die Deutsche Fußball Liga und dem Vorgehen gegen Vermüllung und Verwahrlosung im öffentlichen Raum.
CDU-Spitzenkandidat Carsten Meyer-Heder dagegen liegt am Ende der Popularitätsskala ‒ gemeinsam mit SPD-Fraktionschef Björn Tschöpe, Jan Timke (Bürger in Wut) und dem AfD-Spitzenkandidaten Frank Magnitz. Meyer-Heder, der im Mai Carsten Sieling als Bürgermeister beerben will, leidet nach wie vor unter geringer Bekanntheit. Zwölf Prozent der Befragten gaben eine positive Einschätzung über ihn ab, doch rund drei Vierteln war sein Name entweder gar nicht geläufig oder zu wenig, um darauf ein Urteil zu stützen.
Auf Platz zwei der Zufriedenheitsskala liegt Bürgermeisterin Karoline Linnert (Grüne). Auch sie konnte gegenüber der Mai-Umfrage nochmals leicht zulegen, ihr Zustimmungswert liegt aktuell bei 37 Prozent. Carsten Sieling kommt auf Rang drei. Er büßt gegenüber der neun Monate alten Erhebung vier Punkte ein und erreicht noch 35 Prozent Zustimmung. Zugleich zeigen sich aber 39 Prozent der Befragen unzufrieden. Mit seinem Zustimmungswert liegt Sieling im Vergleich der deutschen Ministerpräsidenten auf dem letzten Platz. Die meisten Länderregierungschefs kommen auf über 50 Prozent Zustimmung. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) etwa genießt in seinem Bundesland mit 64 Prozent vergleichsweise großen Rückhalt.
Auf den Plätzen vier bis sieben folgen Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) sowie die Bürgerschaftsfraktionschefs Thomas Röwekamp (CDU), Lencke Steiner (FDP) und Kristina Vogt (Linke). Alle drei haben sich prozentual leicht verbessert. Einen regelrechten Popularitätsschub – wenn auch von vergleichsweise niedrigem Niveau aus – erfährt Wissenschafts- und Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt. Die Sozialdemokratin legt acht Prozentpunkte zu und liegt jetzt bei 25 Prozent Zustimmung. Weniger oder gar nicht zufrieden äußerten sich 36 Prozent.
Hinter Quante-Brandt folgt auf Rang neun der Zufriedenheitsskala leicht verbessert Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD, 23 Prozent). Sie erfährt allerdings auch viel Gegenwind. 42 Prozent der Befragten gaben ihre Unzufriedenheit zu Protokoll. Platz zehn belegt Wirtschaftssenator Martin Günthner. Merklich steigern kann sich Grünen-Fraktionschefin Maike Schaefer (Platz elf). Die zusätzlichen vier Prozentpunkte (jetzt 20) Zustimmung dürften auf ihre neue Funktion als Spitzenkandidatin der Grünen zurückzuführen sein.
Geradezu ins Bodenlose sind die Werte von Umweltsenator Joachim Lohse gestürzt. Sie haben sich gegenüber Mai 2018 um ein Drittel verringert, sie liegen nur noch bei 16 Prozent. Zugleich fällen 50 Prozent der Befragten ein negatives Urteil über Lohses Amtsführung. Kein anderer Senator oder Spitzenpolitiker, der von der Umfrage erfasst wird, zieht so viel Ablehnung auf sich wie der scheidende Ressortchef, der bereits vor Monaten sein Karriereende angekündigt hatte.
SPD-Landeschefin reagiert auf Sonntagsfrage
Mit einem leidenschaftlichen Schreiben an die Bremer Mitglieder der SPD hat Sascha Aulepp auf das Ergebnis der Sonntagsfrage, das der WESER-KURIER am Freitag veröffentlicht hat, reagiert. Dieses sei ein „Kampfauftrag“ für die SPD, stärkste Kraft zu werden, schreibt die SPD-Landesvorsitzende. In der Umfrage von Infratest-Dimap liegt die CDU mit 25 Prozent knapp vor der SPD mit 24 Prozent.
Kritisch äußerte sich Aulepp dazu, dass sich unter CDU-Führung ein „Senat rechts der Mitte“ zusammen mit der FDP und den Grünen formieren könne. Die Landeschefin stellt fest: „Ein Senat rechts der Mitte passt nicht zu Bremen.“ Wer keine „neoliberale Rechtswende wolle“, der müsse am 26. Mai „sozial wählen“.
Weitere Informationen
Das Institut Infratest-Dimap hat im Auftrag des WESER-KURIER vom 24. bis 30. Januar 1000 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte im Land Bremen telefonisch befragt. Alle Daten der repräsentativen Umfrage stellen wir in diesen Tagen ausführlich vor.