Der Frühling steht vor der Tür, und damit die optimale Pflanzzeit für viele Blumenarten. Die grüne Bürgerschaftsfraktion hat am Freitag mehrere Vorschläge dargelegt, um die Bremer Grünflächen insektenfreundlicher zu gestalten. Anlass dafür sind die Ergebnisse einer Studie deutscher, britischer und niederländischer Institute. Demnach hat Deutschland binnen 27 Jahren etwa 75 Prozent seiner Fluginsektenmasse verloren.
Ein besorgniserregender Fund, denn Bienen, Libellen und Schmetterlinge tragen maßgeblich zur Bestäubung und Erhaltung von Pflanzen und Tieren bei. Gegen das Insektensterben möchten die Grünen jetzt auch auf städtischer Ebene vorgehen. „Es ist zwar klar, dass das größte Problem bei der Landwirtschaft liegt“, sagte die Fraktionsvorsitzende Maike Schaefer. Chemisch-synthetische Pestizide, Monokulturen und der Einsatz schwerer Maschinen begünstigten den Insektenschwund.
Doch auch in den Städten könne man einiges tun, um das Problem zu verringern, so Schaefer. Wie die Grünen ihr Ziel erreichen wollen, steht in einer langen Reihe von Forderungen. „Priorität hat die grüne Agenda wie zum Beispiel das Verbot von Glyphosat und anderen schädlichen Pestiziden sowie die insektenfreundliche Bepflanzung von Flächen“, fasste Schaefer zusammen.
Zudem solle die Wirtschaft dazu bewegt werden, die Empfehlungen für Dach- und Fassadenbegrünung bei Neubauten tatsächlich umzusetzen. Entsprechende Pläne stünden schon im Gewerbeentwicklungsprogramm, doch die Umsetzung hänge von den Investoren an. Die Stadt wächst, und mit der Bebauung neuer Flächen verringert sich das Grün. Wegen des schwindenden Lebensraums für Insekten müsse beim Gewerbebau kompensiert werden, sagte die Grünen-Abgeordnete.
Auch Verkehrsinseln sollten insektenfreundlich bepflanzt werden. „Ein gutes Beispiel ist das entsprechende Projekt in Vegesack.“ In Bremen-Nord sind in den vergangenen Jahren an mehreren öffentlichen Orten Wildblumen gepflanzt worden. Diese Bereiche werden weniger intensiv gepflegt als andere Grünflächen. Damit will man Lebensräume für Insekten schaffen und zugleich die kommunalen Finanzen entlasten.
Die Grünen möchten auch Privatgärtner für die insektengerechte Art der Flächennutzung sensibilisieren. Auf Friedhöfen sehen sie beispielsweise Potenzial. "Wenn anstatt Eisbegonien verschiedene insektenfreundliche Blumen gepflanzt werden, können diese gestaffelt blühen und Insekten über eine längere Zeit Nahrung bieten", erläuterte Schaefer.
Dies sei nicht nur für Friedhöfe möglich, sondern auch für öffentliche Parkanlagen. Brachliegende Kleingärten würden sich außerdem für diese Art der Bepflanzung wunderbar eignen, fügte sie hinzu. „Es geht grundsätzlich um einen sinnvollen Umgang mit grünen Flächen.“ Obstbäume und Lavendel statt Thuja und Kirschlorbeerbaum.
Wichtig sei auch, dass Gärtner und Betriebe so weit wie möglich auf chemisch-synthetische Pestizide verzichteten, sagte die Abgeordnete. Nicht nur das umstrittene Glyphosat sei für Insekten schädlich, auch die sogenannten Neonicotinoide setzten ihnen zu. Der Verzicht auf bestimmte Unkrautvernichter solle sowohl in einem Landesschutzgesetz geregelt als auch durch Beratungsangebote für die Bauern gefördert werden.
Es geht den Grünen aber auch um die Strukturen der Landwirtschaft: Mehr extensive als intensive Landarbeit sowie Misch- statt Monokulturen werden vorgeschlagen. Als Nächstes will die Fraktion ihr Papier in einen Antrag für die Bürgerschaft umarbeiten: "Wir nehmen gerade Kontakt mit verschiedenen Akteuren auf und möchten dann den Antrag in die Bürgerschaft einbringen", sagte Schaefer.