In Bremen leben so viele Menschen mit Migrationshintergrund wie nie zuvor. 236.000 Menschen im kleinsten Bundesland haben nach neusten Zahlen ausländische Wurzeln. Das geht aus dem Mikrozensus des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden hervor. Damit hatte jeder dritte Bremer einen Migrationshintergrund.
Die meisten haben ihre Wurzeln in der Türkei (43.000 Menschen), gefolgt von Polen (31.000) und Syrien (16.000). Blickt man auf die Kontinente, so hat der überwiegende Teil einen europäischen Migrationshintergrund, gefolgt von Asien und Afrika. Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde.
Blickt man auf ganz Deutschland, so hatten im vergangenen Jahr 20,8 Millionen Menschen einen Migrationshintergrund. Das ist ein Zuwachs von 2,5 Prozent zu 2017. Laut dem Bundesamt wurden 13,5 Millionen der Menschen mit Migrationshintergrund nicht in Deutschland geboren, sondern sind im Laufe ihres Lebens zugewandert. Fast jeder Zweite von ihnen nannte dafür familiäre Gründe, jeder Fünfte berufliche Gründe. Für 15 Prozent waren Flucht und Asyl demnach das Hauptmotiv.
Für Daniel Thym, Professor für Europa- und Völkerrecht an der Universität Konstanz, sind die Daten wenig überraschend. „Die Zahlen sind seit Jahren hoch und sie werden weiter steigen.“ Dafür gebe es mindestens zwei Ursachen. Zum einen weil die Bevölkerung mit Migrationshintergrund jünger sei und aufgrund von Geburten weiter wachse: „Selbst wenn jetzt eine Nullzuwanderung hätten, würde der Migrationsanteil zunehmen.“ Zum anderen könne man auch zukünftig mit weiterer Zuwanderung rechnen.
Der stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration warnt aber davor, dabei „nur an Kopftuch, Islam und anderes Aussehen“ zu denken. „Das ist viel zu einseitig. Einwanderung ist eine sehr vielfältige Sache und auch eine sehr europäische Sache weiterhin.“ Mehr als 50 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund haben Thym zufolge ihre Wurzeln im europäischen Ausland – und da sei die Türkei nicht einmal eingerechnet.
Nach Angaben des Bundesamts wurden bei der aktuellen Erhebung keine Menschen in Gemeinschaftsunterkünften erfasst. Während der Mikrozensus 2018 auf rund 9,9 Millionen Ausländer in Privatunterkünften kommt, wies das Ausländerzentralregister für das vergangene Jahr insgesamt 10,9 Millionen Ausländer nach. (mit dpa)
Herkunft der Daten
Die Daten beruhen auf dem Mikrozensus des Statischen Bundesamtes. Der Mikrozensus ist eine Stichprobenerhebung, bei der jährlich rund ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland befragt wird. Um aus den erhobenen Daten Aussagen über die Gesamtbevölkerung treffen zu können, werden die Daten hochgerechnet.
Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten den Migrationshintergrund zu messen: Der Migrationshintergrund im engeren Sinn (i.e.S) bedeutet, dass nur die Informationen über die Eltern verwendet werden, die auch im gleichen Haushalt leben. Der Migrationshintergrund im weiteren Sinn (i.w.S) umfasst im Unterschied zur engeren Definition auch den Migrationshintergrund derjenigen Personen, die in Deutschland mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurden, aber zum Erhebungszeitpunkt nicht mehr mit ihren Eltern in einem Haushalt lebten. Die Definition des Migrationshintergrunds ist gleichwohl identisch. Da die Daten zum Migrationshintergrund i.w.S erst seit 2017 kontinuierlich erhoben werden, wird in der zweiten Grafik noch auf die Zahlen i.e.S zurückgegriffen. In der ersten Grafik beziehen sich die Daten auf die Definition i.w.S.. Weitere Informationen dazu erhalten Sie auf der Seite des Statistischen Bundesamts.