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Bremer Innenstadt Kaufleute ringen um den Wall

Der Wall soll in Bremen wieder zu einem attraktiven Einkaufs- und Gastroboulevard werden – darin sind sich die Behörden und die City-Initiative einig. Im Detail gibt es aber jede Menge strittige Punkte.
30.01.2022, 13:55 Uhr
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Kaufleute ringen um den Wall
Von Jürgen Hinrichs

Der Wall war jahrzehntelang eine der ersten Einkaufsadressen in der Stadt. Das ist lange vorbei. Spätestens nach dem Großbrand bei "Harms am Wall" vor sieben Jahren dümpeln die Geschäfte mehr oder weniger vor sich hin. Nun soll es einen Neuanfang geben. Kaufleute und Behörde basteln an einem großen Plan, der zwei feste Voraussetzungen hat: Der Wall wird einspurig, und er bekommt eine Premiumroute für Radfahrer. So will es die Stadt. Anrainer und Handelskammer sind alles andere als glücklich darüber, sie wünschen sich deshalb einen Ausgleich für die Einschränkung des Autoverkehrs. Niedergelegt ist das in einem 14-Punkte-Programm, das dem WESER-KURIER vorliegt.

Das allermeiste wird in dem Papier als noch strittig dargestellt. Eines aber nicht mehr: Die Wallanlagen sollen stärker zum Wall hin geöffnet werden – mit einer neuen Querung auf Höhe des Neubaus, der anstelle von „Harms am Wall“ entstanden ist. Der Weg führt dann weiter durch die Wallkontor-Passage und die Museumstraße bis hin zum Schüsselkorb und zur Domshof-Passage.

„Laut Verkehrsbehörde ist das Problem abgestimmt und gelöst. Eine schriftliche Planung liegt hierfür jedoch noch nicht vor“, steht in dem Programm, das von der City-Initiative aufgesetzt wurde. Die Organisation ist ein Zusammenschluss von Einzelhändlern in der Innenstadt, sie setzt sich am Wall unter anderem dafür ein, dass der Bürgersteig vor den Geschäften deutlich verbreitert wird, um Platz für Begrünungen und gastronomische Nutzungen zu schaffen. Vorgeschlagen wird eine Erweiterung um etwa zwei Meter, was entweder zulasten von Parkflächen ginge oder die Straße schmaler machen würde, mit Folgen für die Premium-Radroute. Wörtlich heißt es dazu: „Kann nur über die gesamte Strecke entstehen, wenn die Führung und Breite der Fahrrad-Premiumroute überdacht wird.“ Für die Kaufleute ist das ein „Ausschlusskriterium“ wie sie schreiben, sprich: die Forderung sei nicht verhandelbar.

Weiteres Konfliktpotenzial enthält der Wunsch nach einer besseren Anbindung von Sögestraße und Knochenhauerstraße an den Wall. Die City-Initiative verspricht sich davon einen Rundlauf. Erreicht werden könne das durch eine komfortable Querungszone für Fußgänger und eine entsprechende Ausschilderung im Bereich Herdentor. Mit der zitierten Einschätzung der Verkehrsbehörde, dass dafür so schnell keine Lösung in Sicht sei („in den nächsten zwei Jahren passiert da nichts“) wollen sich die Kaufleute nicht zufriedengeben: „Eine zeitlich und inhaltlich offene Verschiebung ist nicht akzeptabel.“

Näher erläutern will die City-Initiative ihre Kritikpunkte zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. „Ein weiterer Austausch mit den beteiligten senatorischen Fachressorts steht Anfang Februar bevor“, erklärt Jens Ristedt, Vorsitzender der Organisation. Vor diesem Hintergrund solle die vereinbarte Vertraulichkeit aufrechterhalten und keine weiteren Angabe zum Entwicklungsstand und einzelner Maßnahmen gemacht werden, um den eingeschlagenen Weg im Sinne eines attraktiven Walls fortzuführen. Einen Kompromiss gebe es noch nicht.

Bau und Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) hat sich während einer Sitzung der zuständigen Deputation auf Nachfrage so geäußert: „Wir sind in sehr konstruktiven Gesprächen mit der City-Initiative.“ Es habe bislang drei Begehungen gegeben, um die Probleme und Forderungen zu erörtern. Klar sei: „Wir wollen den Wall aufwerten.“ Die City-Initiative habe verschiedene Wünsche, denen ihre Behörde nachkommen werde. Konkret: Die Poller am Wall sollen entfernt werden, um mehr Platz für Fußgänger und Geschäftseingänge zu schaffen. Mehr Freiraum auch in den Kreuzungsbereichen Herdentor und Bischofsnadel. Es werden außerdem neue Lieferzonen eingerichtet, und die Außengastronomie wird erweitert: „Hierfür fallen mit Einverständnis der City-Initiative Parkplätze weg“, so die Senatorin. Das Glasdach werde bis zum Kinderimpfzentrum an der Kreuzung Herdentor verlängert.

Schaefer bestätigt die Pläne für eine Überwegung von den Wallanlagen durch das Wallkontor in die Museumstraße und weiter zum Schüsselkorb:  "Wie genau das aussehen wird, wird man sehen." Auch andere Durchstiche seien denkbar, um die Innenstadt, den Wall und die Wallanlagen besser zu verbinden.

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