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Zu wenig Schlafplätze Kinder in Not: Bremen prüft Optionen, um Inobhutnahme auszuweiten

Schon seit längerer Zeit ist das Bremer Inobhutnahme-System für Kinder in Not stark belastet. Nun hat man offenbar über einen Vorschlag diskutiert, der nicht unumstritten ist.
13.03.2024, 05:00 Uhr
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Kinder in Not: Bremen prüft Optionen, um Inobhutnahme auszuweiten
Von Kristin Hermann

Geraten Kinder und Jugendliche in Not, können sie durch das Jugendamt vorübergehend in Obhut genommen werden. Bundesweit stoßen Kinder- und Jugendhilfeträger jedoch immer mehr an ihre Grenzen. Auch in Bremen ist das bereits seit längerer Zeit so. Phasenweise stehen in einzelnen Bereichen zu wenig Plätze zur Verfügung, zudem bleiben Kinder und Jugendliche immer länger in den Einrichtungen, da Anschlussmaßnahmen fehlen. Zuletzt spitzte sich die Lage offenbar derart zu, dass man Ende Februar über einen Vorschlag diskutierte, der nicht unumstritten ist. In Anlehnung an ein Modell in Frankfurt hat man in Bremen darüber gesprochen, ob in akuten Notsituationen Kinder und Jugendliche tageweise privat bei Beschäftigten des Jugendamtes oder einzelner Träger unterkommen können. Das bestätigt die Sozialbehörde auf Nachfrage. 

In Frankfurt hat man mit sogenannten Notfallfamilien versucht, präventiv Kapazitäten vorzuhalten, falls Kinder und Jugendliche in der regulären Inobhutnahme keinen Platz bekommen. Dort sollten sich Beschäftigte aus dem Jugend- und Sozialamt melden, die sich eine private Unterbringung von Kindern und Jugendlichen vorstellen konnten – das Konzept sei auf wenige Tage ausgelegt und freiwillig, sagte Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) im vergangenen Sommer der „Frankfurter Rundschau“. Das kam dennoch nicht bei allen gut an: Die Zeitung berichtete über Kritik der Beschäftigten des Jugend- und Sozialamts, die sich von dem Vorstoß moralisch unter Druck gesetzt fühlten. 

Derzeit gibt es nach Angaben der Sozialbehörde insgesamt rund 120 Plätze für die reguläre Inobhutnahme, teils stationär in Einrichtungen, teils in Übergangspflegefamilien. Laut Behörde kommt es vor, dass man mit dieser Platzzahl in einzelnen Segmenten an Grenzen kommt. Die Auslastung lasse sich in diesem Bereich nur schwer planen. Sind in Bremen alle Plätze für eine gewisse Altersgruppe belegt, gibt es Ausweichmöglichkeiten, zum Beispiel im Umland. Doch das sei schwieriger geworden, weil auch dort die vorhandenen Plätze zunehmend ausgelastet seien. „Außerdem standen in Bremen in relativ kurzer Zeit zwei Träger für die Inobhutnahme nicht mehr zur Verfügung“, sagt Bernd Schneider, Sprecher des Sozialressorts. Besonders angespannt sei die Platzsituation derzeit für Grundschulkinder, also für den Altersbereich sechs bis zehn. 

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Trotz dessen habe man sich in der Sozialbehörde gegen ein solches Modell wie in Frankfurt entschieden, heißt es. Man wolle andere Lösungen prioritär verfolgen. So würden derzeit unter anderem zwei Immobilien geprüft, um mithilfe von Trägern zusätzliche Plätze zu schaffen. Laut Behörde sollen die Plätze möglichst im Frühjahr entstehen. Gegen die private Unterbringung bei Jugendamtsmitarbeitern habe man sich unter anderem entschieden, da diese Variante nur eine tageweise Unterbringung vorsehe. 

Pro Jahr werden in der Stadt Bremen dem Sozialressort zufolge rund 500 Kinder und Jugendliche vorübergehend in Obhut genommen. Sie gehen anschließend – je nach den Umständen des Einzelfalls – ins Elternhaus zurück, zu einem Elternteil, zu nahen Angehörigen, in eine Pflegefamilie, in ein Heim oder eine andere Wohneinrichtung. Neben einer Kindeswohlgefährdung kann es beispielsweise auch zu einer Inobhutnahme kommen, wenn Alleinerziehende ins Krankenhaus müssen, aber kein Umfeld haben, das die Kinder betreut.

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