Neue Vahr Südwest. "Die Zeitung macht schlau", sagen die norddeutschen Zeitungs-Großhändler, die eine gemeinsame Aktion gestartet haben. Sie wollen im Großen auf die Bedeutung der täglichen Zeitung aufmerksam machen. Dabei fängt der Kontakt zur Zeitung häufig im Kleinen an, beim Klönschnack am Kiosk an der Ecke. Etwa bei Waltraut Kuhlmann, die im Geschäft von Karl-Heinz Stolle an der Vahrer Straße arbeitet.
"Oh, das ist schön warm hier", bemerkt die Kundin beim Betreten des Kiosks. Sie möchte eine Wochenkarte für Bus und Straßenbahn kaufen. Ob sie auch noch eine Hülle bräuchte, fragt Verkäuferin Waltraut Kuhlmann. Nein, die hätte sie schon letztes Mal bekommen, lautet die Antwort.
Dieser kleine Schnack ist ein Paradebeispiel dafür, wie Waltraut Kuhlmann Kontakt herstellt. "Ist die Erkältung schon besser?" oder "Wann hast du heute Feierabend?" – um solche Alltagsthemen oder aktuelle Schlagzeilen aus der Zeitung drehen sich die Unterhaltungen am Tresen.
Waltraut Kuhlmann kennt die Kunden und deren Wünsche und die Kunden kennen die Sebaldsbrückerin. Die Eingangstür steht selten still. Viele sind Stammkunden, holen die Zeitung oder füllen den Lottoschein aus. Manche haben auch wenig Zeit und sind in Eile. Häufig weiß Waltraut Kuhlmann auch schon, was verlangt wird. Das sei der Vorteil in so einem kleinen Geschäft, findet sie. Aber auch individuelle Wünsche werden erfüllt. "Wenn einer etwas Spezielles haben will, dann können wir das auch bestellen. Das wissen die Kunden", sagt Waltraut Kuhlmann.
Vor 30 Jahren hat Besitzer Karl-Heinz Stolle aus Twistringen mit einem Tabakladen angefangen. "Und dann habe ich die Vahrer Straße dazu genommen", erzählt er. Mittlerweile hat er fünf Geschäfte und etwa 20 Angestellte.
Das Wort "Kiosk" hört Karl-Heinz Stolle nicht so gerne. Er betreibt Tabakwarenfachgeschäfte. Für den Twistringer ist ein Kiosk eher eine kleinen Bude, bei der zum Beispiel durch ein Fenster verkauft wird. "Wir haben ja auch noch die beratende Tätigkeit", ergänzt Waltraut Kuhlmann, zum Beispiel beim Straßenbahnkartenverkauf.
Der Geschäftsraum ist überschaubar. Doch die Auswahl auf dem Tresen und in den Regalen ist groß – von Tabakwaren bis Sammelbildern reicht die Palette. Nur eines sucht man vergebens. "Spirituosen verkaufe ich nicht", betont Karl-Heinz Stolle. Nur im Geschäft an der Berliner Freiheit macht er da eine kleine Ausnahme.
Was kaufen die Kunden am häufigsten? "Das ist immer das gleiche: Lotto, Zigaretten, Zeitschriften", nennt Karl-Heinz Stolle die Artikel nach ihrer Beliebtheit. Früher wurden mehr Zeitungen verkauft, weiß er. Doch heutzutage sei auch das Angebot viel größer geworden, und mittlerweile habe jeder Supermarkt Zeitungen im Sortiment. Auch die zwei, die gleich nebenan sind.
Waltraut Kuhlmann arbeitet jetzt im 13. Jahr für Karl-Heinz Stolle. Sie hat schon an einigen Standorten Kunden bedient. Gerade beim Zeitungsverkauf macht sie jedoch kleine Unterschiede aus.
Werden im Geschäft in der Berliner Freiheit ausländische Zeitungen verkauft, dann sind es meist russische, an der Vahrer Straße hingegen gehen vor allem türkische, serbische und jugoslawische über den Ladentisch. "Und hier haben wir auch Rennsportzeitungen", erzählt Waltraut Kuhlmann. Nichts Ungewöhnliches, wo die Galopprennbahn Bremen doch gleich um die Ecke liegt.