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Kolumne 0421 Nichts als Lichtblicke: In Bremen lebt es sich Döner

In seiner Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Döner und das Sicherheitsgefühl.
25.11.2023, 05:00 Uhr
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Nichts als Lichtblicke: In Bremen lebt es sich Döner
Von Oliver Matiszick

Dass unser gebeuteltes Gemeinwesen in den allseits beliebten Ranglisten mal nicht ganz hinten steht, kommt ja nicht allzu häufig vor. Da ist also jeder noch so kleine Lichtblick willkommen. So wie kürzlich, als ich zunächst die Herausforderung des  Verkehrstreibens am Stern konfliktfrei gemeistert hatte und sodann in der benachbarten Praxis meines Zahnarztes im Wartezimmer saß. Im dort ausliegenden Nachrichtenmagazin stolperte ich über folgende, gewiss mit großem Aufwand recherchierte Information: Im Vergleich von zehn deutschen Großstädten ist ein Döner in Bremen im Jahr 2022 am günstigsten zu haben gewesen, nämlich für durchschnittlich 4,67 Euro. Welch erbauliche Nachricht für uns Menschen, die links wie rechts entlang der Weser leben!

Für unsere hanseatischen Nachbarn in Hamburg fiel das Ergebnis dagegen betrüblich aus: Sie markieren das teure Ende der Skala und müssen für vergleichbares Auf-die-Hand-Essen im Mittel 6,03 Euro zahlen. Angesichts dieser Erkenntnis rechnete ich umgehend die Ersparnis aus, käme in einem durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt einmal wöchentlich – natürlich am Dönerstag, wann sonst? – Fladenbrot mit Fleisch und Salatgeschnipsel auf den Tisch. Das würde 282,88 Euro geldwerten Vorteil jährlich ergeben, allein deshalb, weil man im 0421-Land statt Hamburg wohnt!

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Einen Dämpfer erlitt der Optimismus meiner Döner-Berechnung dadurch, dass unsere häusliche Gemeinschaft in Sachen praktischer Umsetzung raus ist. Was einerseits am Vegetarismus der beim Speiseplan vetoberechtigten Tochter liegt, andererseits am Fortschritt meines Alters. Das gebietet Mäßigung beim Verzehr von Weißmehlprodukten wie auch tierischen Fetten, schließlich geht es um die Gesundheit. Und die Sorge genau darum treibt ja vielfältige Blüten: Gerüchtehalber sollen manche Menschen daher den einen oder anderen Innenstadtbereich zu bestimmten Tageszeiten meiden, weil man so viel Schlimmes darüber hört und liest. Da mag man sich das gleich mehrfache Gefährdungspotenzial, das einer mit Fleisch gefüllten Weißmehltasche innewohnt, die spätabends in der Bahnhofsgegend erworben werden soll, ja gar nicht erst ausmalen.

Sollten Sie das jetzt für unnötige Panikmache halten, so muss ich mich wohl schuldig bekennen. Schließlich hat uns das Landeskriminalamt Bremen als Ergebnis einer groß angelegten Befragung doch gerade diese Woche dargelegt, dass es um das Sicherheitsgefühl der Menschen in der Stadt so schlecht gar nicht bestellt ist. Besser zumindest, so die Schlussfolgerung der innenpolitischen Sprecher aus den Regierungsparteien, als es die mediale Berichterstattung nahelegt. Da bin ich doch gleich etwas beruhigter: Bei so vielen Lichtblicken in nur einer Woche.

Tagebucheintrag: Völlig unverständlich bleibt mir, dass die Döner-Sache offenbar keinerlei Auswirkungen auf das persönliche Glücksempfinden hat: Im nahezu zeitgleich veröffentlichten Glücksatlas 2023 der Bundländer liegt Hamburg auf Platz zwei und damit weit vor Bremen auf Rang neun. Vielleicht essen sie an der Elbe einfach nicht so gern Döner.

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