Er habe "ein paar mehr Immobilien" in Bremen und wolle helfen, sagt Taner Cetinkol. Er ist einer von vielen Bremern und Bremerinnen, die sich am Dienstag beim WESER-KURIER gemeldet haben. Sie bieten ukrainischen Kriegsflüchtlingen Gästezimmer, ganze Wohnungen, Häuser, Wohnwagen und WG-Zimmer an. 3800 Flüchtlinge erwartet Bremen in den nächsten Tagen und Wochen. Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) hat die Zivilgesellschaft um Unterstützung gebeten – auch, weil die städtischen Notunterkünfte ausgelastet sind.
"Vielleicht drei Monate, vielleicht drei Jahre"
"Ich bin in der glücklichen Lage, nicht jeden Euro umdrehen zu müssen", sagt Cetinkol. Eine Wohnung und ein Haus bietet er an, die ohnehin gerade nicht bewohnt seien. Die Wohnung habe er zuletzt für seine Hobbys genutzt – reine "Luxusgründe", erklärt Cetinkol. Darauf zu verzichten, sei angesichts des Krieges selbstverständlich. "Wenn jemand Hilfe braucht, dann bin ich da", sagt er. Wie lange er die Unterkünfte bereitstellen will? Darüber habe er sich noch keine Gedanken gemacht – vielleicht drei Monate, vielleicht drei Jahre. Cetinkol hat sich nach eigener Aussage mit seinem Angebot an die Arbeiterwohlfahrt gewandt, die ein Projekt für Geflüchtete koordiniert. Mutig sei er nicht, findet Cetinkol: "Mutig sind die, die ihre eigene Wohnung mit Fremden teilen."
Auch davon gibt es in Bremen und Umgebung etliche. Was bewegt die Leute dazu, ihre privatesten Bereiche zu öffnen? "Das ist schwer in Worte zu fassen", sagt André Conin. Seine Familie will das Gästezimmer zur Verfügung stellen: ein Doppelbett, Schlafsofa für zwei Personen, eigenes Bad. Die Conins, zu denen auch zwei kleine Kinder gehören, leben in einem Haus in Stuhr-Moordeich. Zu helfen, sagt André Conin, sei das primäre Ziel – nicht mit Geld, bei dem man nie genau wisse, wo und wann es ankommt. "Wir wollen aktiv helfen, ein Signal senden", sagt er. Ein bisschen Normalität zu schaffen, sei in ihrem Umfeld sicherlich besser möglich als in einer Massenunterkunft: "Wir haben einen großen Garten mit Klettergerüst. Sollten Kinder bei uns einziehen, und wir können den mal fünf unbeschwerte Minuten schenken, dann wäre das schon was."
Gemeldet haben die Conins ihre Unterkunft über das Elinor-Netzwerk, die derzeit größte Plattform ihrer Art. Dort registrieren Gastgeber sich mit ihren Kontaktdaten und Informationen zum Wohnraum. Die Plattform nimmt dann mit den Anbietern Kontakt auf, sobald Bedarf besteht.