Eine Gruppe von Eltern hat eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer bei der Bildungsbehörde eingereicht. Es geht um einen Lehrer, der an einem Bremer Gymnasium unterrichtet. In der Beschwerde kritisieren sie, der Lehrer behandele Schülerinnen und Schüler „herabwürdigend und diskriminierend“. Im Unterricht kommentiere er gesellschaftliche Ereignisse „unzulässig polemisch, unsachlich und einseitig“, heißt es in dem Schriftstück. Mit ihrer Kritik haben sich die Eltern an die Schulleitung und an die Schulaufsicht der Behörde gewandt.
Sie nennen Beispiele für Äußerungen des Lehrers, in denen er Jugendliche aufgrund ihrer nicht westlich-europäischen Abstammung herabwürdige: So habe er zwei Schülerinnen mit Migrationshintergrund mehrfach mit „Israel“ und „Pakistan“ angesprochen statt mit ihren Namen. Einen Jungen namens „Cahit“ habe er als „Dschihad“ angesprochen. Zu einem Siebtklässler habe er gesagt: „Ich weiß nicht, wo Du herkommst, aber in Deutschland malen wir schön.“ Zudem habe der Lehrer mehrfach Witze über die Aussprache von zwei geflüchteten Mädchen gemacht.
Zu einem Schüler, der sich im Vorfeld vom Unterricht abmelden wollte, um zur Beerdigung eines Familienangehörigen zu gehen, soll er nach Angaben von Eltern gesagt haben: „Können die nicht schneller buddeln oder an einem anderen Tag?!“
Die Eltern kritisieren auch Äußerungen zu politischen Themen. Der Lehrer habe gesagt, die Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg solle "mit ihrem Asperger-Syndrom lieber zum Doktor gehen als zum Fernsehen“ und habe geäußert, es gebe keinen Klimawandel. Die Schüler seien doch "alle durch die linksgrüne Propaganda geblendet", zitieren die Eltern den Lehrer weiter.
Jens Niemann und Betina da Rocha sind zwei von 38 Eltern, die zusammen mit 20 Schülerinnen und Schülern die Beschwerde mit ihrer Unterschrift unterstützt haben. Die Eltern erinnern daran, dass Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) vor Kurzem angesichts der Bewerbung einer AfD-Aktivistin als Referendarin im Schuldienst betont hatte, Lehrkräfte seien verpflichtet, für demokratische Werte einzustehen. Diese Werte sehen die Eltern aber „massiv und anhaltend“ verletzt. „Es kann nicht sein, dass sich die Senatorin öffentlich gegen Diskriminierung stellt und gleichzeitig dieser Lehrer weiter auf Schüler losgelassen wird“, sagt Niemann. Da Rocha verweist darauf, dass die Schule, an der dieser Lehrer unterrichte, an dem Programm „Schule ohne Rassismus“ teilnehme: „Dieser Anspruch sollte auch eingelöst werden, stattdessen lernen Schüler bei diesem Lehrer das Recht des Stärkeren.“
In die Enge gedrängt
Zwei Schülerinnen beschreiben, sie fühlten sich von dem Lehrer in die Enge gedrängt und hilflos. Die Stimmung sei belastend, es komme vor, dass Schüler weinten. Ende Februar hätten mehrere Eltern das Gespräch mit der Schulleitung über das Verhalten des Lehrers gesucht, schildert Niemann. Anfang März habe es einen außerordentlichen Elternabend gegeben. In der Folge werde der Lehrer nun nicht mehr in den Klassen eingesetzt, die er bisher unterrichtet habe, solle aber nach den Sommerferien andere Klassen unterrichten. Die Schule habe Evaluationsbögen an Schüler verteilt, in denen diese sich zu Unterricht und Verhalten des Lehrers äußern konnten. Zudem solle der Lehrer der Schulleitung zufolge an einem Coaching teilnehmen, sagt Niemann. Diese Maßnahmen reichen den Eltern aber nicht: Sie fordern, der Lehrer solle gar keine Schüler mehr unterrichten.
Die Schule, an der der Lehrer unterrichtet, antwortete auf Anfrage des WESER-KURIER nicht. Die Bildungsbehörde teilte mit, die Schulleitung werde sich nicht äußern. Auch eine Bitte um Kontakt, um den Lehrer selbst zu sprechen, wurde von der Schule und der Behörde nicht beantwortet. „Aus Fürsorgegründen und aus Gründen des Datenschutzes äußern wir uns über unseren Bediensteten nicht“, sagt Behördensprecherin Annette Kemp. „Wir geben auch keine Kontaktdaten weiter.“ Die Behörde werde die formulierten Vorhaltungen prüfen. Generell seien Dienstaufsichtsbeschwerden selten. Sie lösen laut Kemp eine Reihe von Reaktionen und Instrumentarien aus. Diese könnten je nach Fall von Mediationen, Coachings und Gesprächen bis zu disziplinarischen Maßnahmen reichen.