Die Ausstellung "The Mystery of Banksy - A Genius Mind" (Das Mysterium Banksy – Ein genialer Geist), die noch bis Mitte August im Bremer BLG-Forum zu sehen ist, steht in der Kritik. Der Grund ist ein kleines Wort: Apartheid. Dieser Begriff taucht in der Ausstellung an einer Stelle auf, an der er eigentlich nicht stehen sollte: im Zusammenhang mit Israel.
Zum Hintergrund: Der anonyme britische Streetart-Künstler Banksy hat 2017 ein Hotel in Bethlehem direkt an der knapp 760 Meter langen Sperrmauer entlang der Grenzlinie zwischen Israel und dem Westjordanland eröffnet: das „Walled Off Hotel“.
Die Macher der Banksy-Ausstellung haben Teile des Hotels nachgebaut, auch ein Teil der "Palestine Wall" wurde am Eingang der Ausstellung als Nachbildung aufgestellt. Auf einer beigestellten Tafel ist zu lesen: "In den 17 Jahren, seit Israel mit dem Bau der Apartheidmauer begonnen hat, haben lokale und internationale Künstler*innen sie als leere Leinwand genutzt, auf der sie ihre politischen Statements malen."
Kritische Stimmen auf Twitter
Ein Besucher des BLG-Forums hatte bei Twitter auf die Infotafel aufmerksam gemacht und dabei auch direkt Bürgermeister und Kultursenator Andreas Bovenschulte (SPD) mit der Frage konfrontiert, wie es denn sein könne, das in der Stadt eine Ausstellung gezeigt wird, in der unreflektiert von Apartheid in Zusammenhang mit Israel gesprochen wird. Andere Twitternutzer reagierten ebenfalls auf den Tweet.

Das "Walled Off Hotel" des Künstlers Banksy in Bethlehem im Westjordanland, aufgenommen am 08.03.2017. Das Hotel mit seinen zehn Zimmern öffnet am 11.03.2017.
Auch Kai Wargalla, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, zeigte sich bei Twitter empört und sagte später auf Anfrage des WESER-KURIER: "Israel direkt oder indirekt als Apartheidsstaat zu bezeichnen, ist nicht nur historisch gesehen ein unangemessener Vergleich, sondern es ist eben auch ein antisemitisches Narrativ, das Ressentiments gegenüber Jüdinnen und Juden schürt." Leider handele es sich um eine Bezeichnung, die in unserer Gesellschaft immer wieder in verschiedenen Bereichen auftauche. Aber: "Die Ausstellung ist kuratiert, und somit tragen Kuration und Veranstalter die inhaltliche Verantwortung."
Auch die Kulturbehörde äußerte sich zu dem Thema. "Das BLG-Forum ist keine städtische Einrichtung, sondern eine private Ausstellungshalle und die Verantwortlichen private Aussteller. Wir mussten in diesem Fall also nicht gefragt und mit einbezogen werden", sagt Sprecher Werner Wick. "Bei derartigen politischen Aussagen, die allerdings differenziert und kritisch zu betrachten sind, sollte man genauer über die Formulierungen nachdenken, die man der Öffentlichkeit präsentiert."
Tafeln inzwischen entfernt
Die Ausstellungsmacher selbst reagierten inzwischen: Laut Simon Klass von den Livemachern, die für die Schau mit verantwortlich sind, seien die entsprechenden Tafeln am Donnerstag sofort in allen Städten entfernt worden. "Die überarbeiteten Schilder sind bereits im Druck und werden im Laufe der nächsten Woche an den entsprechenden Stellen positioniert", so Klass. Es sei nicht beabsichtigt gewesen, mit den Erläuterungstexten politisch Stellung zu beziehen.
Sie sollten lediglich "der Einordnung des Künstlers als Verfechter der Freiheit und als Gegner militärischer Gewalt" dienen. Die Banksy-Ausstellung und somit die entsprechende Tafel waren unter anderem bereits in München, Mainz, Dresden und Heidelberg zu sehen, bis vor Kurzem auch in Erfurt. Aktuell gastiert "The Mystery of Banksy" außer in Bremen noch in Graz. In Hamburg und Leipzig wird die Schau ebenfalls zeitnah gezeigt.
"Öffentlicher Diskurs wichtig"
Kai Wargalla freut die Reaktion der Ausstellungsmacher: "Dass der Veranstalter jetzt schnell reagiert, finde ich richtig und wichtig, damit diese antisemitische Erzählung nicht weiterhin einfach so reproduziert wird", sagt sie. "Antisemitismus ist leider tief in unserer Gesellschaft verankert, deshalb ist der öffentliche Diskurs darüber weiterhin so wichtig."
Banksy selbst nutzt im Zusammenhang mit seinen Aktionen in Bethlehem auf den ersten Blick keine derartigen Begrifflichkeiten, betonte in Interviews immer wieder, dass in seinem "Walled Off"-Hotel jeder willkommen sei und er keinerlei Kontakt zu irgendwelchen politischen Gruppierungen habe.
Unter anderem die „Jüdische Allgemeine“ wirft dem Künstler dennoch vor, ein Problem mit der Existenz des Staates Israel zu haben. Vonseiten des Hotelmanagements selbst heißt es, das Hotel solle ein Zeichen „gewaltlosen Widerstands“ sein. „Die Geschichte der Palästinenser wird einem internationalen Publikum erzählt – mit dem Fokus auf Menschenrechten und Besetzung. Damit richten wir uns aber nicht gegen Israel", erklärt Hotelmanager Wisam Salsaa einst in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeine Zeitung".