Ein wunderschönes Konzert genießen und dabei Gutes tun: Beim Großen Benefiz-Adventskonzert der Bremer Philharmoniker zugunsten der WESER-KURIER-Weihnachtshilfe geht beides optimal zusammen. Nach zwei Coronajahren konnte die beliebte, von Katrin Krämer humorvoll moderierte Veranstaltung endlich wieder vor vollem Hause stattfinden.
Unter der Leitung ihres Chefdirigenten Marko Letonja legten die Philharmoniker gleich mit gehörigem Schwung los: Es erklang der Eingangssatz der 1927 erstmals bei der BBC gespielten „Carol Symphony“ des britischen Komponisten Victor Hely-Hutchinson. Von ausgedehnten, flirrend wie Schneegestöber klingenden Streicherpassagen untermalt, erklang dabei das kraftvoll von den Bläsern angestimmte Weihnachtslied „Adeste Fideles“. Zeit zum Träumen bot hingegen der romantische Adagio-Satz der nur selten zu hörenden Symphonie Nr. 1 von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky. Die ruhigen, schwelgend melodiösen Harmonien weckten Bilder einer tief verschneiten, von gedämpftem Mondlicht beschienenen weiten Winterlandschaft. Fehlten nur noch die himmlischen Engelschöre.
Dafür sorgten die etwa achtzig Sängerinnen der Mädchenkantorei am Bremer Dom unter dem straffen Dirigat von Markus Kaiser. Innig schlicht und ergreifend schön erklangen ihre hellen, perfekt intonierten Stimmen bei John Rutters „Angel’s Carol“. „Cantus Iteratus“ des walisischen Komponisten Karl Jenkins imponierte dagegen mit markant getrommelter Rhythmik und mitreißend vorgetragenen, von afrikanischer Folklore beeinflussten Chorpartien. Noch einiges mehr an chorischen Qualitäten bewiesen die Sängerinnen des Konzertchors bei Benjamin Brittens „A Ceremony of Carols“. Untermalt von Amandine Carbuccias sensibler Harfenbegleitung, wurde der inbrünstige Halleluja-, Gloria- und Gaudeamus-Jubel zum angenehmen Hörgenuss.
Imitation von Glocken
Auch a cappella, also ganz ohne instrumentale Unterstützung, konnte der Chor überzeugen: Bei „Carol of Bells" (M. Leontovych), der Bearbeitung eines ukrainischen Volkslieds, geriet das gesungene Imitieren eines vielstimmigen Geläuts unterschiedlichster Glocken klangvoll und verblüffend echt.
Mit der grandiosen Toccata aus der Orgelsymphonie Nr. 5 von Charles-Marie Widor hatte Domkantor Stephan Leuthold die zweite Konzerthälfte eingeleitet. Die Mixtur aus ruhelos drängenden Figurationen und imposanter Bassmelodik war optimal geeignet, die Orgel der Glocke mit allen ihren Registern in satter Klangdichte zu präsentieren. Auch das Orchester gefiel erneut mit einer brillanten Darbietung des Finales aus Hely-Hutchinsons „Carol Symphony“. In gewohnter Weise wurde schließlich das gesamte Auditorium aufgefordert zum gemeinsamen Gesang „Herbei, oh ihr Gläubigen“. Was auf Deutsch und Englisch bestens gelang als stimmungsvoller Abschluss dieses begeistert bejubelten Konzertabends.