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100 Jahre Walt Disney Bremer Kinobetreiber sprechen über Magie, Idole und Boykott

Disney-Filme begeistern seit 100 Jahren die ganze Familie. Auch einige Leiter von Lichtspielhäusern in der Hansestadt sind fasziniert von den Charakteren. Trotzdem zeigen sie zum Jubiläum nichts von Disney.
12.09.2023, 05:00 Uhr
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Bremer Kinobetreiber sprechen über Magie, Idole und Boykott
Von Elias Fischer

Seit nun mehr 100 Jahren schon huschen Disney-Charaktere über die Kinoleinwände, darunter geballte Zeichentrick-Prominenz von Bambi bis Peter Pan und Science-Fiction-Matadore wie Thor oder Captain Marvel. Beinahe jährlich kommen neue Filme hinzu und locken Fans in die Lichtspielhäuser. Auch manche Kinobetreiber in Bremen haben ein Faible für Disney. Hier sprechen sie über Idole, Ideen für neue Geschichten und Werke, die sie in ihren Häusern gerne noch einmal zeigen würden.

"Warum nicht ein Film aus mehreren Kurzgeschichten?", fragt Björn Burmester, Geschäftsführer des Cinespace Bremen. In der Heimat von Donald Duck und Mickey Mouse gebe es viel Potenzial für weitere Abenteuer: "Neue Geschichten mit neuen Figuren, die in Entenhausen für Aufruhr sorgen", fantasiert er. Aber er könne sich auch für ein Aufleben der kultigen Bewohner und Bewohnerinnen der fiktiven Stadt begeistern.

Alte Filme neu gespielt

Benjamin Donhauser, Area Manager im Cinestar, fände eine Neuauflage des Disney-Klassikers "Susi und Strolch" für die Kinos interessant. Er wäre gespannt, "wie man Kindheitsidole neu interpretiert". Moderne Fassungen alter Kassenschlager sind bei Disney ein gängiges Geschäftsmodell. Viele Filme, gerade auch in jüngerer Vergangenheit, bezeugen das.

Etwa "König der Löwen" aus dem Jahr 2019, bei der moderne Animationstechniken angewandt wurden. Oder die Realverfilmung von "Pinocchio" aus dem Jahre 2022, in der der zweifache Oscar-Preisträger Tom Hanks Geppetto, den Macher der hölzernen Puppe, spielt. Auch "Susi und Strolch" verfilmten die Disney-Studios 2019 neu. Allerdings konzipierte das Unternehmen diesen Film ausschließlich für den eigenen Streaming-Service Disney+.

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Andere Kinobetreiber in Bremen haben da deutlich weniger Bezug zum US-amerikanischen Medienunternehmen: "Disney hat uns noch nie interessiert. Ich bin mit Fix und Foxi aufgewachsen", sagt Thomas Settje, ehemaliger Betreiber des Cinema im Ostertor kurz und knapp. Und auch Manfred Brocki, Inhaber der Bremer Filmkunsttheater, fällt zu Peter Pan, Cinderella und Mulan wenig ein: Er kenne die Micky Maus, wirft er ein. In der Schauburg, der Gondel und im Atlantis spiele man in der Regel aber keine Disney-Filme.

"Sehr freche Verleihkonditionen"

Gleiches gilt für das City 46, Bremens kommunales Kino: "Disney-Filme entsprechen nicht unserem Profil", erklärt Holger Tepe aus der Geschäftsleitung. Außerdem seien die Verleihkonditionen von Disney "sehr frech" und das Unternehmen "kein seriöser Geschäftspartner". Nicht ohne Grund sei es vor einigen Jahren zum Boykott in norddeutschen Kinos gekommen.

Kurz bevor 2015 "Avengers: Age of Ultron" anlief, kündigte Disney an, den Kinos 53 statt der üblichen 47,7 Prozent der Einnahmen aus dem Ticketverkauf in Rechnung zu stellen. Mehr als 200 Lichtspielhäuser, vor allem in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, weigerten sich anschließend, den Marvel-Superhelden-Film zu zeigen. Zuletzt kam es 2021 zu einem Boykottaufruf des Blockbusters "Black Widow", weil Disney wiederholt einen höheren Anteil aus dem Ticketverkauf für sich beanspruchte.

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Und das kann durchaus finanziellen Schaden anrichten, denn laut Benjamin Donhauser bilden Marvel-Fans eine der zwei großen Publikumsgruppen von Disney: Die andere bestehe aus Familien, die sich gerne verzaubern lassen, sagt der Area Manager des Cinestar Bremen. Spätestens, wenn der Mandrill Rafiki in "König der Löwen" auf dem Vorsprung des Königsfelsens Simba in die Luft reckt und in der Savanne Antilopen, Elefanten, Giraffen, Gnus und Zebras stampfen und kreischen, jodeln Jung und Alt gemeinsam vor dem heimischen Fernseher den Refrain des Titelsongs zum Film: "Und im ewigen Kreis dreht sich unser Leben."

"Starke weibliche Charaktere"

"Das Tolle ist, dass sich in der Magie von Disney jeder irgendwo sehen kann", findet Björn Burmester. Er habe sich für die Figur des Jungen in "Coco" begeistert. "Coco erzählt eine wundervolle Geschichte aus einer anderen Kultur, die wir Deutschen nur mit Traurigkeit verbinden. Hier ist es doch nur stock und steif", sagt er. Trotz der Anziehungskraft des Disney-Universums gibt es im Cinespace Bremen keine Veranstaltungen zum Jubiläum: "Traurigerweise ist nichts geplant. Denn Disney macht nichts, außer das Logo zu ändern", sagt Burmester. Auch in anderen Bremer Kinos werden Disney-Fans vergeblich auf Specials zum 100-Jährigen warten. Vom Cinemaxx Bremen kam keine Stellungnahme.

Dabei könnten sich manche Betreiber durchaus vorstellen, manche Filme noch einmal zu zeigen: "Erster Teil von 'Fluch der Karibik', weil Johnny Depp einfach ein so unglaublich cooler Typ ist. Für Kinder 'Die Eiskönigin', weil es ein wunderbares, modernisiertes Märchen ist, das Liebe und Freundschaft in den Vordergrund stellt und starke weibliche Charaktere zeigt", sagt Benjamin Donhauser vom Cinestar.

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