Um die Arbeit der unabhängigen Buchhandlungen in Bremen sichtbar zu machen, wurde der mit 3000 Euro dotierte Buchhandlungspreis vom Senator für Kultur ins Leben gerufen. Dieses Jahr lautet das Motto: „Lesen lieben (lernen): Wie unsere Buchhandlung zum Lesen und Vorlesen verführt“. Am 4. September wird der Preis zum dritten Mal vergeben. Diese drei Kandidaten kämpfen um den ersten Platz.
Albatros Buchhandlung
Besteht seit: Die Buchhandlung Albatros wurde 1982 von Hermann und Ingrid Figge gegründet. Im Januar 2022 hat Michael Hockel das Geschäft übernommen.
Team: Neben Michael Hockel gehören die beiden Mini-Jobberinnen Jana Kristek und – ganz neu – Carina Schröder zum Team. Auch der ehemalige Inhaber Hermann Figge unterstützt die Kollegen nach wie vor.
Größe und Sortiment: Das Geschäft ist rund 70 Quadratmeter groß und man findet dort laut Hockel rund 5000 aktuelle Titel, sowie weitere ältere Titel im Lager. „Der Schwerpunkt liegt auf Belletristik, Kinder- und Sachbüchern, die eher anspruchsvoll sind und sich nicht unbedingt nur an den Bestsellerlisten orientieren“, sagt Hockel.
Veranstaltungen: Zu den Veranstaltungen gehören vor allem regelmäßige Lesungen. In diesem Herbst sollen es laut Hockel noch mindestens fünf sein. Außerdem plant er, zukünftig gemeinsam mit seiner Tochter regelmäßig aus Bilderbüchern vorzulesen.
Was den Laden so besonders macht: Bevor Hockel der neue Inhaber wurde, war er selbst Stammkunde. Er will vor allem durch das besondere Sortiment, guten Service, die Beschaffung auch von antiquarischen Büchern und mit persönlicher Beratung glänzen.

Das Team der Buchhandlung Albatros (von links): Jana Kristek, Hermann Figge, Michael Hockel und Carina Schröder.
Buchhandlung Hübener
Besteht seit: Gottfried Hübener gründete die Buch- und Kunsthandlung 1956. Seither befindet sie sich unweit des Geestemünder Wasserturms.
Team: Neben dem Inhaber Jens Fleischer, der 2019 den Laden von Gründersohn Andreas Hübener übernahm, arbeiten in der Buchhandlung zwei Vollzeit- und zwei Teilzeitbeschäftigte, darunter ein Fahrer.
Größe und Sortiment: Circa 10.000 Bücher reihen sich laut Fleischer auf geschätzten 75 Quadratmetern Verkaufsfläche aneinander. Bei Hübener stehen Sachbücher und Belletristik für jede Alters- und Zielgruppe, christliche Literatur sowie Ratgeber und Kalender. „Wir führen ein Vollsortiment“, sagt Inhaber Fleischer knapp.
Veranstaltungen: Schon bevor er als Angestellter 2010 zur Buchhandlung gestoßen sei, habe es dort Veranstaltungen gegeben, sagt Fleischer. „In den vergangenen zehn, aber vor allem in den vergangenen drei Jahren sind es mehr geworden. Live-Literatur ist ein tolles Format.“ Mal ist die Buchhandlung Hübener selbst Veranstalter, mal ist sie beteiligt wie bei der Lesereihe „tekst“ der Arbeitnehmerkammer Bremerhaven, bei der Autoren und Autorinnen ihre Romane oder Sachbücher vor- und zur Diskussion stellen.
Was den Laden so besonders macht: Die Buchhandlung Hübener zählt 67 Lenzen und die können Kunden sinnlich wahrnehmen: Die Drehstühle mit orangefarbenem Polster und der braune Teppichboden versetzen zurück in die 60er-Jahre, die Gerüche von Teppich und Büchern in die alte Schulbibliothek. Die nicht ganz sterile Ordnung vollendet das Gefühl, es geht hier ums Lesen. An dem Trödelflair wolle er auch nichts ändern, sagt Fleischer.

Der Inhaber der Hübener Buchhandlung in Bremerhaven: Jens Fleischer.
Leseland
Besteht seit: Das Leseland gibt es seit 2007. Erst hatte der Laden seinen Sitz in der Friesenstaße, seit 2010 ist er Vor dem Steintor zu finden.
Team: Petra Maurer und Stefan Rhomberg sind die Inhaber von Leseland. Unterstützt werden Sie seit 2011 von Nicole Kunkel und einem weiteren Mitarbeiter, der neben dem Studium im Geschäft aushilft.
Größe und Sortiment: Wie groß ihr Laden ganz genau ist, weiß das Team von Leseland nicht. Petra Maurer schätzt die Verkaufsfläche auf etwa 50 Quadratmeter. Und diese sind prall gefüllt mit der gesamten Bandbreite an Literatur für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Auch Hörbücher und Musik-CDs für die entsprechenden Zielgruppen sind im Laden zu finden, ebenso Postkarten.
Veranstaltungen: Petra Maurer versucht möglichst oft eine Lesung mit Kamishibai (Papiertheater) auf dem Berliner Platz zu veranstalten. Es finden regelmäßig Autorenlesungen statt, es gibt Schulprojekte beim Bunker Valentin und gerade wird versucht, einen Literaturclub mit Jugendlichen, der während Corona etwas eingeschlafen ist, wieder aufzubauen. Geplant sind monatliche Lesetreffen. Außerdem ist das Projekt „Eene Meene Kiste!“ im Leseland verortet. Das interkulturelle Kinderbuchprojekt stellt Schulen und Kindergärten selbstzusammengestellte Bücherkisten zur Verfügung. Über das Projekt werden auch Fortbildungen für Erzieher und Lehrer sowie Eltern-Kind-Workshops angeboten.
Was den Laden so besonders macht: „Wir sind vielleicht nicht immer gut strukturiert, dafür aber wild und lebendig“, fasst Maurer das Leseland zusammen. Das Team sucht seine Bücher diversitätssensibel aus. Das heißt: Man achtet darauf, dass neben den allgemeinen Rennern (Maurer: „Auch wir kommen nicht ohne die Lego-Star-Wars-Ecke aus“) auch kleinere Verlage und ungewöhnliche Bücher ihren Platz finden, dass queere Romanfiguren auftauchten und andere Helden, die die gesellschaftliche Vielfalt abbilden. Auch Bücher, die schwierige Themen und Probleme aus der Lebenswelt von Kindern behandeln – Tod, Trennung, Geschwister, Armut – finden bei Leseland ihren Platz. Zudem können Kinder, die ein Buch bereits gelesen haben, eine Rezension für zukünftige Leser hinterlassen.