Gloria (Marie-Christine Banga) ist nicht besonders beliebt. Und so kommt es, dass zur Geburtstagsparty der strengen Chefin der Firma "Wuffins" von 100 geladenen Gästen nur zwei kommen: Ihre Assistentin Gigi (Katrin Zierof), die die Party auch organisieren musste, und Gil (Jan Altenbockum) aus der Marketingabteilung. Wer sich jetzt fragt, was "Wuffins" wohl verkauft: Die Firma stellt unter dem Slogan "Zwei Seelen ein Snack" Muffins her, die sowohl Hund als auch Herrchen schmecken sollen und in denen notfalls auch mal der Arm eines Mitarbeiters landet, der am Zerkleinerer nicht aufgepasst hat.
Der entsprechende Mitarbeiter ist natürlich nicht zur Party gekommen. Ebenso wenig wie der schmierige Pförtner Ecki und alle anderen. Aus lauter Verzweiflung holen Gil und Gigi noch die schüchterne Gudrun (Marina Zimmermann) zum Fest, die im vermieteten Seminarraum der Firma gerade ein Schweigeseminar besucht hat. Für 100 Euro überreden sie Gudrun mitzufeiern und so zu tun, als würde sie in der Buchhaltung von Wuffins arbeiten.
Im Nebel versunken
So beginnt die etwas trostlose Feier, um die sich in der Musical-Komödie "Bürobiester" auf dem Theaterschiff Bremen alles dreht. Und was braucht es, um auch der traurigsten Party den nötigen Pepp zu geben? Kunstnebel natürlich. Davon wurde am Premierenabend am Donnerstag dank zweier Nebelmaschinen ausreichend in den doch eher kleinen Theatersaal gepumpt. Mehr als ausreichend, würden die Zuschauer in den vorderen Reihen wohl sagen.
Was braucht man noch? Musik natürlich. Und auch da dachten sich die Theatermacher: Mehr ist mehr. Von den Black Eyed Peas über N'Sync, Die Ärzte, Marianne Rosenberg, Christina Aguilera, Haddaway, Tokio Hotel, Britney Spears, Nelly und Lady Gaga - um nur einige zu nennen, wurde so ziemlich alles verbraten, was von den 1970ern bis in die 2000er-Jahre die Charts dominierte - mit großem Schwerpunkt auf den 90er- und Nullerjahren. Untermalt immer wieder durch das leise "Pfft" der Nebelmaschine.
Das kann durchaus mitreißend sein, die für die kleine Bühne zum Teil aber eher mittelmäßig geeigneten Songs und der leider oft auch nur mittelmäßige Gesang der Darsteller riss das Premierenpublikum jedoch nicht von seinen Stühlen.
Nettes Bühnenbild
Gelacht wurde am Donnerstagabend trotzdem viel. Insbesondere Marina Zimmermann überzeugte als Gudrun, die nach und nach richtig Spaß an der ihr aufgedrückten Party hatte. So viel, dass sie ihren neuen Freunden ein Geheimnis verriet und ihren gruseligen Ehemann stundenlang auf dem Parkplatz warten ließ.
Gelobt werden muss auch das Bühnenbild, das vom Büroraum-Schauplatz zwischendurch mit geschickten Handgriffen in eine Toilettenkabine umgebaut wurde. Dort rauchten Gigi und Gloria, die im Laufe der Feier so richtig aneinandergeraten sind, gemeinsam so etwas wie einen Friedensjoint. Und was braucht es, damit das auch glaubwürdig rüberkommt? Richtig, Nebel natürlich.
Oliver Geilhardt führte bei dem Stück Regie, geschrieben haben es Franziska Kuropka, Preisträgerin des Deutschen Musical Theater-Preises, und Kathi Damerow, die man aus dem Hamburger Schmidts Tivoli kennt. Doch leider zeigt "Bürobiester", dass große Namen nicht immer für großes Theater stehen müssen. Überzeichnete Figuren, einige Witze, die doch hart an der Gürtellinie kratzen, und nicht zu vergessen das Übermaß an - pfft - Nebel geben dem Theaterabend einen unschönen Beigeschmack. Das können auch die lustigen Szenen, das teils gute Schauspiel und die nette Ausstattung nicht rausreißen.