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„Es: Kapitel 2“ Der Club der Verlierer muss es noch einmal mit Pennywise aufnehmen

Pennywise mordet wieder. In „Es: Kapitel 2“ nimmt es der mittlerweile erwachsene Club der Verlierer erneut mit dem gruseligen Gestaltwandler auf – und alle werden mit ihren schlimmsten Ängsten konfrontiert.
05.09.2019, 19:43 Uhr
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Der Club der Verlierer muss es noch einmal mit Pennywise aufnehmen
Von Alexandra Knief

Der erste Teil endet mit einem Versprechen: „Wenn Es je wieder zurückkommt, dann kommen wir auch zurück.“ Sieben Kinder ritzen sich mit einer Scherbe in die Hand und besiegeln ihren Schwur mit Blut. Insgeheim hoffen sie allerdings alle, dass sie ihn nie einlösen müssen. In dem am Donnerstag in den Kinos gestarteten Film „Es: Kapitel 2“ kommen sie wieder zusammen – zwei Jahre nachdem „Es: Kapitel 1“ es an die Spitze der kommerziell erfolgreichsten Horrorfilme aller Zeiten schaffte. 27 Jahre nach dem filmischen Schwur der Kinder ist das Böse zurückgekehrt. Und es mordet wieder.

Ein kurzer Rückblick: Die US-amerikanische Kleinstadt Derry in den 1980er-Jahren. Kinder verschwinden auf unerklärliche Weise, darunter auch Georgie, der kleine Bruder von Bill. Er und seine Freunde, Mike, Eddie, Richie, Ben, Stanley und Beverly, die sich selbst „Club der Verlierer“ nennen, weil sie in der Schule Außenseiter sind, gehen der Sache auf den Grund. Und finden heraus, dass es in Derrys Vergangenheit ähnliche Fälle gab: Alle 27 Jahre ist in der kleinen Stadt Schreckliches passiert. Verantwortlich dafür ist ein mordendes Monster, das in der Kanalisation lebt. Ein Gestaltwandler, der den Kindern jeweils in Form ihrer größten Angst begegnet, meist aber als der gruselige Clown Pennywise auftritt. Am Ende des ersten Teils vertreiben die Kinder Es. Die Angst, dass das Monster zurückkehrt, bleibt.

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Jahre später ist Mike (Isaiah Mustafa) der Einzige, der noch in Derry lebt. Alle seine Freunde sind weggezogen und haben große Teile von dem, was passiert ist, vergessen. Trotzdem folgen sie (fast) alle seiner Bitte, in die alte Heimat zu kommen, als er sie anruft und an ihren Pakt erinnert. Nur für Stanley ist alles zu viel. Er nimmt sich das Leben, noch in der Nacht, in der er den Anruf aus Derry erhält.

Bill (James McAvoy) arbeitet mittlerweile als Autor; der einst pummelige Ben (Jay Ryan) hat ordentlich abgespeckt und ist Architekt. Spaßvogel Richie (Bill Hader) ist Comedian geworden, der hypochondrische Eddie (James Ransone) Risikobewerter bei einer Versicherung. Und Beverly (Jessica Chastain) lebt wie schon in der Vergangenheit auch als Erwachsene mit einem gewalttätigen Mann an ihrer Seite. Als sie alle in Derry wieder zusammenkommen, kommen schrittweise auch die Erinnerungen wieder. Und jede Figur muss sich noch einmal mit ihren persönlichen Schatten der Vergangenheit auseinandersetzen.

Gerade Horrorfilmen der jüngeren Zeit fehlt es oft an Tiefe: platte Dialoge, unlogische Handlungsstränge, Figuren wie Abziehbilder – ohne Geschichte, ohne Persönlichkeit. Der Fokus liegt auf Szenen, die erschrecken, alles andere kommt daneben auf Kosten des gesamten Filmes oft zu kurz. „Es“-Regisseur Andrés Muschietti („Mama“) tappt in keine dieser typischen Genre-Fallen. Wie schon im ersten Teil gelingt es ihm geschickt, zwischen humoristischen Szenen und Schockmomenten hin und her zu springen. Und auf beiden Seiten legt er noch eine Schippe drauf: Es fließt deutlich mehr Blut als noch im ersten Teil, es gibt aber auch sehr viele Momente, die das Kinopublikum in lautes Gelächter ausbrechen lassen. Jede seiner Figuren – als Kind wie als Erwachsener – bekommt seine ganz persönliche Zeit im Film, der Zuschauer lernt ihre Sorgen kennen, ihre Geheimnisse, ihre Träume. Vielleicht erkennt er sich sogar in der einen oder anderen Figur ein bisschen wieder.

165 Minuten Laufzeit

Doch wer Tiefe will, braucht Zeit. 165 Minuten, um genau zu sein. Zusammen mit dem ersten Teil kommt Muschiettis Doppel-Version des Stephen-King-Klassikers somit auf über fünf Stunden Laufzeit. Das könnte den einen oder anderen sporadisch zu Grusel geneigten Kinogänger vielleicht abschrecken. Für King- und Genrefans ist jedoch jede Minute gerechtfertigt. Kürzer machen? Könnte man. Muss man aber nicht.

Horror-Fans werden auch hier und da eine Hommage an andere Genre-Klassiker entdecken. So wird an der Fassade gerade „Nightmare on Elm Street 5“ angepriesen, als die Derry-Gang am örtlichen Kino vorbeiradelt. Eine andere Szene wiederum erinnert stark an Hitchcocks „Psycho“. Und auch Stephen King selbst, der die 1500 Seiten lange Geschichte um „Es“ 1986 schrieb, hat einen kleinen Cameo-Auftritt im Film – eine Sache, die der 71-jährige Autor immer mal wieder gerne macht. Erstmals wurde seine Geschichte um den blutrünstigen Gestaltwandler 1990 fürs Fernsehen verfilmt.

Damals übernahm Tim Curry („The Rocky Horror Picture Show“) die Rolle des so gar nicht lustigen Clowns. Mittlerweile ist Bill Skarsgård in seine Fußstapfen getreten. Wie schon im ersten Teil verpasst er Pennywise eine Mimik, die von kindlich-unschuldig bis hin zu abgrundtief böse reicht. Inhaltlich bleibt der Film der Romanvorlage in weiten Zügen treu, hat die Geschichte nur mehr ins Jetzt geholt und verfolgt einige Handlungsstränge intensiver als andere. Der erwachsene Cast überzeugt in „Kapitel 2“ ebenso wie es schon die jungen Darsteller im Auftakt taten – und auch auf sie muss der Zuschauer in der Fortsetzung dank zahlreicher Rückblicke nicht verzichten.

Kann man seine Kindheitsängste überwinden? Das ist die zentrale Frage in „Es“. Und der Film gibt auch eine Antwort: Ängste sind nur so groß, wie man sie werden lässt.

Weitere Informationen

Der Film läuft unter anderem mehrmals täglich im Cinemaxx Bremen (auch im Original). Tickets und genaue Termine online unter www.cinemaxx.de/kinoprogramm/bremen.

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