Der britische Regisseur Stephen Frears wird dieses Jahr mit dem "Goldenen Mops", dem Preis des Filmfests Bremen ausgezeichnet. Der Preis wird von der Sparkasse Bremen gestiftet und ist mit 8000 Euro dotiert sowie einer Statuette in, logisch, Mopsform. Überreicht wird Frears sein Preis am 19. März, während der Gala zur Eröffnung des Filmfests.
Mit dem Namen Stephen Frears können nicht nur Cineasten etwas anfangen; der 83-Jährige hat bisher 73 Filme und Serienfolgen gedreht. Zu den bekanntesten zählen: "The Queen" (2006; Oscar für Helen Mirren in der Titelrolle), "Philomena" (2013), "High Fidelity" (2000) und "Gefährliche Liebschaften" (1988; das Karriere-Sprungbrett für den Goldenen-Mops-Preisträger 2024, John Malkovich). Sein bislang letzter Spielfilm, "The Lost King", kam 2022 in die Kinos.
Bekannt geworden ist Stephen Frears Mitte der 1980er-Jahre, als Vertreter des New British Cinema. Als 1986 sein Film "Mein wunderbarer Waschsalon" (My Beautiful Laundrette) in die Kinos kam, wurde dieser schnell als einer der Höhepunkte des New British Cinema gefeiert. Diese Strömung innerhalb des britischen Kinos der 1980er- und später der 1990er-Jahre erzählte von den gesellschaftlichen Umbrüchen und Verwerfungen der Margaret-Thatcher-Jahre; von sozialem Abstieg, zerrütteten Beziehungen, Leistungsdruck, Unsicherheit. Allerdings nicht unbedingt in bitteren Tönen, sondern frech, laut, tragikomisch. Einen einheitlichen Stil gab es nicht, aber ähnliche Themen.
"Mein wunderbarer Waschsalon" erzählt, nach einem Drehbuch des Schriftstellers Hanif Kureishi, vom Aufstiegswillen pakistanischer Einwanderer, schwuler Liebe, der abgehängten weißen Arbeiterklasse und deren Anfälligkeit für rechtsextreme Parolen. Und das alles mit viel Sinn für Atmosphäre und einem tollen Ensemble. Mit dabei war auch Daniel Day-Lewis, der damit seinen Ruf als wandlungsfähiger Darsteller festigte. Das Filmfest zeigt ihn in einer Retrospektive mit fünf Arbeiten von Stephen Frears.
Karrieren in Schwung gebracht
Frears legte 1987, wieder nach einem Drehbuch von Kureishi, mit "Sammy und Rosie tun es" (Sammy and Rosie Get Laid) nach mit "Prick Up Your Ears" – einer tragisch grundierten Filmbiografie über den schwulen Dramatiker Joe Orton und seinen Liebhaber Kenneth Halliwell. Dieser Film war nicht in den 1980ern, sondern in den 1950er- und 1960er-Jahren angesiedelt. Und wieder beförderte Frears zwei Schauspielerkarrieren: von Gary Oldman und Alfred Molina. Auch dieser Film ist Teil der Retrospektive.
Als Regisseur hat sich Frears in den darauf folgenden Jahren auf kein Genre festgelegt, er hat sogar in Hollywood den Neo-Western "Hi-Lo-Country" gedreht, wofür es unter anderem den Silbernen Bär der Berlinale gab. Doch er ist regelmäßig zu seinen Porträts der (heutigen) britischen Gesellschaft zurückgekehrt.
Zu seinem Markenzeichen wurde dabei dieser ganz spezielle sensible Fokus auf seine Figuren, die immer ambivalente Züge in sich vereinen, manchmal sogar echte Unsympathen sind. Immer allerdings sind sie frei sich zu entscheiden, auch, was die Auswirkungen ihres Handelns auf andere angeht. In dieser differenzierten Art des Erzählens unterscheidet sich Frears beispielsweise fundamental von seinem "New British Cinema"-Kollegen Ken Loach, der 2006 mit dem Bremer Filmpreis geehrt wurde und stets überdeutlich politisch Position bezieht.