Ab Montag müssen alle Veranstaltungsstätten erneut für einen Monat ihre Türen schließen. Das Corona-Virus nimmt eben keine Rücksicht auf geplante Ausstellungseröffnungen. Das Gerhard-Marcks-Haus lässt es sich aber nicht nehmen, seinem Publikum am Sonntag, 1. November, zumindest für einen Tag seine neue Ausstellung „Man is an Animal“ mit Skulpturen der englischen Bildhauerin Elisabeth Frink (1930 bis 1993) zu präsentieren.
Während Frink in England durchaus bekannt ist, ist ihr Name in Europa den meisten kein Begriff. Die Bremer Ausstellung ist die erste umfassende Einzelschau mit rund 20 überlebensgroßen Skulpturen und Bronzeköpfen der Künstlerin und konzentriert sich auf Werke, die ab den 1960er-Jahren entstanden sind. Eine Zeit, in der Frinks Arbeiten zunehmend figürlicher wurden. Ihr liebstes Sujet: Männer, die in den meisten Skulpturen allerdings nicht für bestimmte Individuen stehen, sondern eher für die Menschheit an sich, ihre zerstörerische Machtgier, ihren Hang zur Gewalt ebenso aber auch für ihre Verletzlichkeit. All das transportieren Frinks Arbeiten ohne jemals explizit Gewalt darzustellen.
Frinks Arbeiten sind stets überlebensgroß, teils monumental, was ihnen im Raum eine unglaubliche Präsenz verleiht. Sie sind stilisiert, haben keinen naturalistischen Anspruch, aber ein teils sehr dynamisches Erscheinungsbild. Die Arbeit „Soldiers Head II“, der Kopf eines Mannes mit wehendem Zöpfchen, scheint mitten in einer Bewegung zu sein, auch der „Running Man“ könnte jeden Augenblick zu einem neuen Sprint ansetzen.
Frinks „Goggle Heads“, Köpfe mit polierten Sonnenbrillen, entstanden zwischen 1967 und 1969. Ausgangspunkt waren Pressefotos des skrupellosen Generals Mohammed Oufkir, der sich stets hinter einer Sonnenbrille zu verstecken schien, als wolle er sein wahres Gesicht nicht zeigen. Die Brille wurde für Frink zu einem Symbol des Bösen.
Anregung für ihre vier großen „Riace“-Figuren (1986 bis 1989), war der Fund von zwei antiken Kriegerstatuen im Meer bei Riace in Süditalien, der in den 1980er-Jahren medial für Aufsehen sorgte. Von den Berichten und einer Reise nach Australien, wo sie die Kunst der indigenen Bevölkerung kennenlernte, inspiriert, schuf sie unheimliche und kriegsbereite Schurken mit weiß bemalten Gesichtern.
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Musem Beelden aan Zee in Den Haag, wo „Man is an Animal“ im Anschluss gezeigt wird. Zeitgleich zur Ausstellung in Bremen zeigt das Gerhard-Marcks-Haus im Pavillon die Rauminstallation „Tela“ von Suse Itzel und Gesa Lange. Im Obergeschoss des Museums sind Stefan Tümpels „Stühle mit Haltung“ zu sehen. Im Kosmos Marcks werden Arbeiten gezeigt, die während einer Afrikareise Gerhard Marcks' im Sommer 1955 entstanden.
Weitere Informationen
Das Gerhard-Marcks-Haus öffnet die Ausstellung am Sonntag, 1. November, für einen Tag, bevor das Museum in die Corona-Zwangspause geht. Voraussichtlich vom 1. Dezember bis zum 7. März wird die Ausstellung dann wieder zu sehen sein.