Wenn es draußen wärmer wird, wird auch die Musik heißer. Zahlreiche Open-Air Festivals im Nordwesten lassen es krachen, in den kommenden Monaten kommen die Fans auf ihre Kosten. Einige der größten Festivals stehen bereits in den Startlöchern.
Hurricane Festival, 15. bis 18. Juni: "Fühlst du den Beat?", heißt es Mitte Juni wieder in der Heide. 1997 gegründet, ist das Event auf der Motorrad-Sandrennbahn Eichenring bei Scheeßel heute eines der größten Musikfestivals in Deutschland. Mehr als 80.000 Besucher kamen im vergangenen Jahr, darunter viele aus den Niederlanden, Großbritannien und den skandinavischen Ländern. Wie viele andere Festivals bietet Hurricane einen Mix aus Rock, Alternative, Pop und Electro, Newcomer treten neben "alten Hasen" auf. Bereits am Donnerstagabend können sich die Besucher auf den Warm-Up-Partys heißlaufen, fast 80 Auftritte gibt es an den folgenden drei Tagen. Am Freitag stehen die vier Jungs von Billy Talent mit melodieverliebtem Punk, die fünf Indie-Rapper von Kraftclub und – nach 14 Jahren Pause – Peter Fox als Topacts auf der Bühne. Die Rockband Muse und zwei Solokünstler, die Rap-Ikonen Casper und Marteria, führen am Sonnabend das Feld an. Das Finale am Sonntag glänzt mit der legendären Punkrock-Band Die Ärzte, dem Metallic-Duo Placebo und den Queens of the Stone Age mit Alternative Rock pur.
Breminale, 12. bis 16. Juli: Im vergangenen Jahr lockte das fünftägige Sommer-Open-Air auf dem Bremer Osterdeich trotz der zweijährigen Corona-Pause schon fast wieder die gewohnten 200.000 Besucher vor die mittlerweile sieben Bühnen. Die Rekordmarke von 2013 – da waren es 220.000 Zuschauer – peilt man jetzt wieder an. Hauptsache, das Wetter spielt mit. Als die Breminale vor 35 Jahren gegründet wurde, damals noch auf dem Bremer Marktplatz, fand sie zu Pfingsten bei meist schauerlichem Wetter statt. Was zu dem Mythos führte, Breminale und Regen gehörten untrennbar zusammen. Seit der Terminverlegung in den Sommer sind diese Zeiten vorbei. Nicht vorbei sind die chronischen Geldsorgen – zumal die Anschubfinanzierung des Bundes wegfällt und eine Teuerung von 30 Prozent zu verkraften ist. Trotzdem hält die Breminale den Anspruch aufrecht: Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Ebenso gilt weiterhin der Anspruch, mit mehr als hundert lokalen und überregionalen Bands einen Mix aus aktueller Popkultur und Avantgarde zu bieten. Noch ist das Programm nicht bekannt, garniert wird es aber wieder mit Kleinkunst, Familienangeboten und Artistikshows – der Sommertag an der Weser kann da locker bis in die Nacht dauern.
Deichbrand, 20. bis 23. Juli: Rock, Alternative, Metal, Punk, Hip-Hop: Vier Tage lang hämmern die Beats auf dem Seeflughafen Cuxhaven/Nordholz. 111 Künstler und Bands haben sich angesagt, darunter ist zum ersten Mal Tokio Hotel am Freitag. Andere Top Acts sind am selben Tag Deichkind und SDP, am Sonnabend K.I.Z. und Broilers, am Sonntag Beatsteaks und Marteria. Für den heißen Auftakt am Donnerstag sorgen Drunken Masters sowie Beauty & The Biest. Um die 60.000 Besucher werden erwartet, das Festival strahlt längst über die Region hinaus. Als es 2005 am Cuxhavener Fort Kugelbake am Wattenmeer aus der Taufe gehoben wurde, zählte man an zwei Tagen noch 500 Besucher. 2008, nach zwei Ortswechseln und nun schon drei Tage lang, knackte man 10.000er-Marke. Seit 2009 ist Deichbrand auf dem Seeflughafen beim Dorf Wanhöden heimisch, 2014 wurde es auf vier Tage erweitert. Als "Festival an der Nordsee" hat es – wie sein Logo zeigt – Flügel bekommen und ist fest verankert.
Wacken Open Air, 2. bis 5. August: Was Thomas Jensen und Holger Hübner 1990 vor 800 Besuchern in der Kiesgrube der schleswig-holsteinischen Gemeinde Wacken aus dem Boden stampften, ist heute auf der grünen Wiese eines der größten Heavy-Metal-Festivals der Welt. Mehr als 83.000 Besucher fanden sich 2022 ein. Nahezu alle Spielarten des Hard Rock und Metal sind im Zeichen des brennenden Rinderschädels vertreten. Vom 2. bis 5. August treten um die 140 Bands auf, darunter Urgesteine wie Uriah Heep, aber auch Wacken-Neulinge wie die Frauenband Konvent. Wer sich da nicht früh genug um Karten kümmert, den bestraft das Leben: Das Wacken Open Air 2023 ist bereits ausverkauft.
TabulaRaaza, 12. bis 13. August: Ein Landwirt und sein Nachbar hatten Lust auf Musik zwischen ihren Häusern, als Büro diente ein Wohnwagen. Auf den Wiesen von Wiemerslande bei Oldenburg startete TabulaRaaza 2019 mit einem Top-Programm, war mit mehr als 20.000 Besuchern ruck, zuck ausverkauft und wurde aus dem Stand das größte Festival in der Region Weser-Ems. Auf sechs Bühnen tummelten sich Bands und DJs quer durch die Genres. Danach sollte TabulaRaaza im Zwei-Jahres-Takt stattfinden, musste aber 2021 Corona-bedingt ausfallen. So erlebt es erst in diesem Jahr seine zweite Auflage. Das Programm mit 70 Gästen ist bunter gemischt als auf anderen Festivals. Dieter Bohlen und die Amigos sind ebenso dabei wie Sido, Scooter und Lord of the Lost, die Hamburger Band die zum Eurovision Song Contest fuhr.