Sonderlich viele Gemeinsamkeiten, außer der norwegischen Herkunft, gibt es kaum zwischen dem ehemaligen Madrugada-Sänger Sivert Høyem und den vier Damen der Erfolgsband mit dem augenzwinkernd-seltsamen Namen Katzenjammer, die jetzt als kontrastreiches Paket im Pier 2 aufspielten.
Schon zu Zeiten der düster-druckvollen Madrugada, die sich 2008 nach dem Tod eines Bandmitgliedes auflösten, hatte Sivert Høyem Soloalben mit folkig angehauchtem Rock zwischen Schwermut und Schmissigkeit aufgenommen.
Im vergangenen Jahr folgte mit „Endless Love“ sein jüngstes Solowerk. Jetzt steht der Enddreißiger im dunklen Anzug und mit Akustikgitarre vor den 3000 Menschen in der Halle, sein mächtiger Bariton, die dunkle Melancholie seiner Folksongs mit großer emotionaler Tiefe schwebt über den Köpfen, bleibt aber wohl nur bei einigen wenigen aufmerksamen Zuhörern hängen. Es ist generell ein schwieriges Unterfangen für intimere Solo-Musiker ein größeres Publikum für sich zu gewinnen, das auf den angesagten Topact wartet. Mit Band hätte das hier womöglich anders ausgesehen.
Katzenjammer, benannt nach dem amerikanischen Cartoonstrip „The Katzenjammer Kids“ und zurzeit erfolgreichstes Aushängeschild skandinavischer Popmusik, setzen live auf eine Mischung aus Euphorie, angedeuteter Dekadenz und Sentimentalität. Mangelnde stilistische Abwechslung und Bewegung auf der Bühne kann man der 2005 gegründeten Multiinstumentalistinnen-Band wahrlich nicht vorwerfen. Mit einem eklektischen Mix aus Folk, Balkanbeats und Polkarhythmen, Chansons, Country und Rock sowie schwindelerregendem Instrumentenwechsel von Bass-Balalaika zu Ukulele, Akkordeon zu Glockenspiel, Schlagzeug zu Trompete und einigem weiteren Hin und Her kommt zu kräftigem vierstimmigen Gesang schunkelnde Zirkusstimmung auf.
Trotz aller Lebendigkeit zünden die meisten Songs nicht und verströmen nur nach Authentizität heischende Folk-Glückseligkeit.