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Bremer Shakespeare Company Kostüm-und Bühnenbildnerin zeigt ihre Werke

Seit 30 Jahren arbeitet Heike Neugebauer als Kostüm- und Bühnenbildnerin. Die Bremer Shakespeare Company zeigt ihre Entwürfe – von damals bis heute.
22.12.2015, 00:00 Uhr
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Kostüm-und Bühnenbildnerin zeigt ihre Werke
Von Lisa Schröder

Seit 30 Jahren arbeitet Heike Neugebauer als Kostüm- und Bühnenbildnerin. Die Bremer Shakespeare Company zeigt ihre Entwürfe – von damals bis heute.

Eigentlich müsste sich vor diesen Bildern ein Vorhang öffnen. Denn Hamlet, Margarita oder Macbeth sind nicht nur beeindruckend gezeichnete Figuren auf einem Blatt. Sie sind eigentlich auch der erste Akt einer Inszenierung. Am Schreibtisch von Heike Neugebauer entstehen dramatische Figuren und das Setting für ihre Geschichten. Seit 30 Jahren entwirft sie Bühnenbilder und Kostüme für Schauspiel und die Oper.

Die 56-Jährige ist seit knapp 25 Jahren Ausstattungsleiterin der Bremer Shakespeare Company. In einer Ausstellung zeigt das Haus ab sofort ihre Arbeiten – von damals bis heute. Die Entwürfe aus ihrer Feder sind selbst Kunstwerke. Dazu macht sie etwa der enorme Ausdruck der Figuren und die kreative Collage aus Farben, Stoffen, ausgeschnittenen Schnipseln und Fotografien, die Neugebauer zusammensetzt. Sie zeigen viel mehr als nur die Optik einer Figur. Auf manchen Blättern stehen Notizen, etwa die Rolle oder die Namen der Schauspieler, die das Kostüm tragen werden, oder ein Hinweis wie „jeweils kurze Jacken“. Auch kleine Bühnenmodelle von Neugebauer sind zu sehen.

Die gebürtige Leipzigerin machte ihre Ausbildung an der Hochschule für Künste in Dresden. Von 1980 bis 1985 studierte sie dort Bühnen- und Kostümbild. Im Anschluss an ihr Diplom arbeitete sie für das Theater der Stadt Magdeburg und lernte dort bei der Arbeit zum Stück „Happ End“ ihren späteren Mann Erik Roßbander kennen. Zusammen aus der DDR auszureisen ist schon bald ihr gemeinsamer Wunsch. Doch ihr Antrag wird abgelehnt. „Zum Glück fiel die Mauer“, sagt Neugebauer. Nach Bremen kommt sie 1991 mit ihrem Mann, der als Schauspieler an das Ensemble der Shakespeare Company wechselte. Sie folgt ihm und gestaltet als Ausstattungsleiterin seither die Inszenierungen des Hauses wesentlich mit.

Mit 16 Jahren im Bremer Tatort

Die Welt hinter den Kulissen kennt sie schon seit ihrer Kindheit. Ihre beiden Eltern haben am Theater gearbeitet, ihr Vater als Bühnen- und Kostümbildner, ihre Mutter in der Werbeabteilung eines Theater. „Mit 14 Jahren wusste ich, dass ich am Theater in der sogenannten B-Mannschaft arbeiten möchte“, erzählt sie. Einen anderen Berufswunsch gab es vorher jedoch: „Jedes Mädchen will Balletttänzerin werden, aber dann hätte ich auch schon mit dreißig Jahren meine Karriere beenden müssen.“ Heute ist Neugebauer froh über ihre Aufgabe – nicht nur deshalb. „Ich mache das sehr gerne.“ Auch ihr Sohn, Ilja Roßbander, teilt die Begeisterung fürs Dramatische. Er ist Schauspieler. Im Bremer Tatort „Todesengel“ hat er bereits mit 16 Jahren gespielt.„Wir haben ihn nicht dazu genötigt“, sagt Neugebauer und lacht.

Dass sie sich für den Arbeitsplatz Theater entschied, scheint jedoch auch politisch bedingt zu sein. Damals sei das Theater in der DDR ein künstlerischer Freiraum gewesen. Im Vergleich zu anderen Bereichen habe man relativ viel machen, und seine Ideale, zwar versteckt, doch auf die Bühne bringen können. Stücke seien außerdem ganz anders gelesen und interpretiert worden. „Wenn es nach Shakespeare hieß, ,Wir reisen gen Westen’, dann wurde im Publikum gejohlt“, erinnert sich die Kostüm- und Bühnenbildnerin. Dennoch: alle Konzepte und Entwürfe habe man dem Intendanten damals vorlegen müssen, der schließlich entschied, ob sie umgesetzt werden dürfen. In der Abschlussprobe der Stücke saß außerdem die Parteileitung. „Das war in der ganzen DDR so.“

Arbeit an Neuinszenierung von Macbeth

Für die Shakespeare Company hat Neugebauer mittlerweile schon über 50 Inszenierungen mitgestaltet. „Durch ihre Collagen entsteht ein Assoziations- und Inspirationsspielraum – auch die Schauspieler können sich darin wiederfinden“, sagt Annette Ruppelt, Sprecherin der Company. Gearbeitet wird immer parallel: Während die Kostüme und das Bühnenbild gefertigt werden, laufen die Proben für die Inszenierung. Die Schauspieler tragen sogenannte Probenkostüme aus dem Fundus des Theaters, die dem Entwurf von Neugebauer ähneln. „So können sie sich an das Kostüm gewöhnen und die Regie bekommt einen Eindruck von der Wirkung“, weiß Ruppelt.

Im Gegensatz zu einem Stadttheater etwa sei sie früh in den Entstehungsprozesse involviert, sagt Neugebauer. „Dadurch weiß ich viel besser, was die Motivation für ein Stück ist.“ Doch sie genieße auch besonders die Zeit für sich, die Zeit, in der sie assoziieren könne, zeichne und eine Sammlung anlege, was zur Figur, zum Bühnenbild passen könnte. Ideen dafür hole sie sich in Ausstellungen, Museen, in der Zeitung, aber auch in Mode- und Kunstzeitschriften. Beeindruckende Bilder bewahrt sie auf.

Derzeit arbeitet die Company an der Neuinszenierung von Macbeth. Das Stück feiert im Februar Premiere. Bestimmt hat Heike Neugebauer auch für diese Inszenierung in ihrem Sammelsurium eine Idee gefunden.

Die Ausstellung im Foyer der Shakespeare Company ist bis Ende Januar geöffnet und an Aufführungsabenden zu sehen.

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