Eigentlich müssen sie sich erst einmal zusammenraufen. Die Kriminalkommissare Jakob Krogh und Mila Weiss sollen die neu gegründete "Gruppe 4" leiten, eine Sondereinheit zur Aufklärung von Serienstraftaten. Mila Weiss hat noch vor Kurzem in Wien gearbeitet und eine beeindruckende Erfolgsquote vorzuweisen.
Doch sie hat sich nach Norddeutschland versetzen lassen, und das hat seine dunklen Gründe. Auch Jakob Krogh, der nach einer längeren Pause in den Dienst zurückkehrt, und seine Frau, seinen Sohn und sein Haus am Meer nur schweren Herzens verlässt, umweht ein Geheimnis.
Doch es bleibt den beiden und ihren Mitarbeitern keine Zeit, sich mit privaten Befindlichkeiten dieser Art zu beschäftigen. Die Sondereinheit kann sich nicht beschnuppern, sie muss gleich mit Volldampf loslegen. Eine brutal misshandelte junge Frau und der Mord an ihrer älteren Nachbarin werden ihnen als Fall zugeteilt. Rätselhaft ist vor allem: Die alte Dame wurde noch weit nach dem Zeitpunkt ihres Todes beim Einkaufen gesehen. Wie kann das sein? Und was hat es mit den Krähen auf sich, die in ihrer Wohnung eingesperrt waren und Spuren an der Leiche hinterlassen haben?
So startet der Thriller "Krähentage" von Benjamin Cors, den Sie, liebe Leserinnen und Leser, ab dem 5. März als neuen Fortsetzungsroman im WESER-KURIER verfolgen können. Benjamin Cors, der lange als Journalist für "Tagesschau" und "Tagesthemen" gearbeitet hat und nun für den SWR tätig ist, ist in den vergangenen Jahren zudem für seine mit viel Frankreich-Atmosphäre aufgeladenen Krimis aus der Normandie mit Titeln wie "Strandgut", "Küstenstrich" oder "Schattenland" bekannt geworden. Mit seinem aktuellen Buch hat er sich den düsteren Gefilden des Psychothrillers zugewandt.
Hochintelligenter Täter
Denn Krähentage ist nicht nur aus der Perspektive des Ermittlerteams erzählt, sondern auch aus der eines Serienmörders, dem der Leser im Buch noch eher begegnet als den Polizisten. Cors hält mit der Identität des jungen Mannes nicht lange hinter dem Berg: Elias Brunner arbeitet in einem Callcenter, er ist blass und feingliedrig und fühlt sich als ein Niemand. Wenn er findet, jemand führt "ein schönes Leben", dann eignet er sich dieses Leben an – ohne Rücksicht auf Verluste.
Schon bald bekommen Krogh, Weiss und ihre Kolleginnen und Kollegen es daher mit dem zweiten Toten zu tun, einem beliebten Studenten. Auch in seiner Wohnung finden sich Krähen, die den Toten übel zugerichtet haben. Das Team tappt im Dunkeln – wie kann dieser hochintelligente Täter gestoppt werden?
"Krähentage" ist das, was man einen Pageturner nennt: Wer sich in diese Geschichte vertieft, kann nicht aufhören zu lesen. Das liegt an der trickreich konstruierten Geschichte mit ihren ständigen Perspektivwechseln und Wendungen – trotzdem ist bis zum Schluss nicht alles geklärt zwischen Krogh und Weiss. Außerdem hat Benjamin Cors ein Händchen dafür, Situationen und auch Nebenfiguren so plastisch zu schildern, dass beim Lesen sofort Bilder im Kopf entstehen.
Man ahnt irgendwann, was Elias Brunner, diesem unglücklichen und völlig unempathischen jungen Mann, widerfahren sein könnte. Trotzdem ist die Lösung des Falls erschütternd. Und von dem Team Weiss/Krogh möchte man sich am Ende gar nicht verabschieden. Ein zweiter Band der Reihe ist bereits in Planung.