Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Serie "Kunst für Bremen" Ilona Sellings geheimnisvolle "Nymphe" und ihr südländisches Flair

Bremen hat eine Kunstsammlung, die aktuell in einer Inventur erfasst wird. In der Serie "Kunst für Bremen" stellen wir einige Arbeiten vor. Heute: das riesige Gemälde "Nymphe" von Ilona Selling.
29.11.2024, 15:03 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Sebastian Loskant

Freundliche Öl- und Acrylfarben, südländisches Flair, darin ein weiblicher Akt: Drei Meter hoch ist die "Nymphe" von Ilona Selling und wirkt wie eine riesige Buchillustration. Doch der realistische Eindruck täuscht.

Was zeigt das Bild?

"Die nackte Frau ist der einzige gegenständliche Bezug, den wir sicher ausmachen können", darauf weist Ingmar Lähnemann, Leiter der Städtischen Galerie, als Erstes hin. "Nur weil wir den Titel kennen, glauben wir, in den grünen Strichen Pflanzen oder Palmwedel und in der blauen Fläche Wasser zu erkennen." Der Kreis und das Dreieck mit weißem Punkt rechts vom Kopf der Nymphe ließe sich als stilisierter Vogelkopf deuten, aber sicher ist auch das nicht. "Das eher grafische Werk fordert allein deswegen gegenständliche Assoziationen heraus, weil sie so realistisch dasteht. Nur mit der Nymphe wird das Bild überhaupt zum Hochformat; sonst hätte ich geschworen, dass es ein Querformat ist." Als Lähnemann andeutet, wie er das Bild ohne Nymphe aufgehängt hätte, bemerkt seine Kollegin Angela Tietze: "Ich hätte es genau andersherum gedreht."

Wer ist die Malerin?

Wir wissen wenig über sie", sagt Tietze. Ilona Selling, zeitweilig auch Ilona Selling-Hußmann, wurde 1954 in Essen geboren. Sie studierte in Bremen und machte hier 1981 ihren Abschluss. Seither nahm sie in Bremen und Bremerhaven an Ausstellungen teil, gestaltete auch Kunst im öffentlichen Raum, etwa das drei mal neun Meter große Regenbogen-Wandbild im Jugendtreff Blockdiek der Sportjugend in Bremen-Osterholz und ein Tafelbild am Waller Bahnhof. 1997 bis 2002 schloss Selling ein Lehramtsstudium der Kunstpädagogik und Germanistik an. "Offenbar hat sie sich beruflich neu orientiert", so Tietze. Am 8. Januar 2016 ist die Künstlerin in Bremen gestorben.

Was zeichnet das Bild aus?

"Für mich hat es viel mit Henri Matisse zu tun", bemerkt Lähnemann. "Mit einer Mittelmeer-Stimmung in Südfrankreich." Einige abstrakte Stellen würden an Wassily Kandinsky erinnern. Auch gebe es offene, nicht bemalte Flächen, etwa am rechten Bildrand. "Ganz wichtig ist die Stimmung des Bildes – die erreicht sie mit diesen Mitteln." Dabei sei das Bild nicht einfach schön. Die Nymphe – fragmentiert, ohne Arme – stehe leblos da wie der Torso einer Statue oder eine Schaufensterpuppe. Auch die Beine könne man nur vermuten.

Lesen Sie auch

Welche Bedeutung hat es?

Gerade bei Frauen lasse sich erkennen, wie wichtig die Programme der sozialen Künstlerförderung und der Kunst im öffentlichen Raum gewesen seien, bemerkt Lähnemann. "Künstlerinnen sind – trotz der unstrittigen Qualität ihrer Werke – häufiger weniger erfolgreich und schneller vergessen als die Männer, mit denen sie studiert haben." Ohne die Programme des Senators für Kultur wären die frühen Arbeiten von Ilona Selling – in der Sammlung befindet sich zum Beispiel noch ein großes "Adam und Eva"-Gemälde – womöglich gar nicht erhalten geblieben, so der Galerieleiter. "Ein Format wie die 'Nymphe' ist auf dem freien Kunstmarkt schwer verkäuflich und wäre nach ihrem Tod vielleicht vernichtet worden. Es ist ein Glück, dass uns der Blick auf diese Szene erhalten blieb."

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)