Schon die Projektion des ersten Raumes der Ausstellung "Mis(s)treated – mehr als deine Muse" setzt den Ton. Wie eine Aufforderung und ein verärgerter Aufschrei hallen die Worte "I can't believe I'm still protesting this shit" (Deutsch: Ich kann nicht glauben, dass ich immer noch gegen den Mist protestiere) in den weiteren drei Räumen nach.
Die zweite Ausstellung des Jugendkuratoriums "New Perceptions" beschäftigt sich mit der Frage, wie weibliche Positionen in Museen repräsentiert werden. Der Bronzekopf im Eingangsbereich des ersten Ausstellungsraumes steht sinnbildlich für die Unterdrückung von Frauen in der Kunst. Das Werk stammt von der Künstlerin Camille Claudel aus dem Jahr 1885. Claudels Arbeit stand stets im Schatten von Auguste Rodin: Der Guss trägt Rodins Signatur. Auch die Signatur der Künstlerin war eingraviert. Der Teil wurde nachträglich gekürzt.
Hintergrundinformationen müssen Besucherinnen und Besucher des Kunstmuseums nicht mitbringen. Dafür sorgt ein niedrigschwelliges Angebot. Dafür haben Mitglieder des Kuratoriums Kommentierungen zu einzelnen Werken eingesprochen, die über den "Art Surfer" der Kunsthalle zugänglich sind.
Die Hörer erfahren im zweiten Raum, wie Kunst gängige Geschlechterrollen und Schönheitsideale infrage stellt. "Unterdrückten Personen werden Räume nicht gegeben, sie müssen sie sich selber nehmen", sagte Jungkurator Jakob Reipschläger bei der Eröffnung. Auch Yoko Ono erkämpfte sich den Raum für ihre Kunst. So war sie eine Pionierin konzeptioneller Werke. Die Ausstellung zeigt ihr Video "Four" (Deutsch: vier) aus dem Jahr 1967. Die Hintern in Nahaufnahme wirken wie ein humorvoller Protest gegen den sexualisierten männlichen Blick auf den weiblichen Körper.
Einflüsse des Jugendkuratoriums
Auch die Themen Solidarität und Zusammenhalt beschäftigten das Jugendkuratorium. Im dritten Raum setzen sich Werke mit familiären Netzwerken auseinander, die über Generationen hinweg Traditionen weitergeben. Das Werk der Künstlerin Fatma Özay bewegt Jugendkurator Ediz Altunöz, wie er erzählte. So verstehe er das Werk als das Aufwachsen eines postmigrantischen Menschen zwischen zwei Kulturen. Es zeigt zwei Frauen, die eine Mahlzeit vorbereiten. Das Umfeld ist farbenfroh und mit persischem Muster durchzogen. Und doch, sagte Altunöz, sei der Einfluss einer weiteren Kultur erkennbar, der die deutsche Künstlerin zusätzlich prägte.
Im letzten Teil will das Jugendkuratorium "sichtbar machen, was verborgen ist". Unromantisiert zeigen die Werke Sorgearbeit und erschöpfte Frauenkörper. Ein Vorhang teilt den Raum. Hinter ihm wird sexualisierte Gewalt thematisiert. Der Zusammenhang zwischen Häuslichkeit und Gewalt ist nicht zufällig gewählt. Zu Hause ist weiterhin der Ort, an dem es am häufigsten zu Gewalt kommt.