Das letzte Konzert des 33. Musikfests Bremen war erneut ein Abschiedsabend unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt. Und noch etwas war so wie im Vorjahr: Martin Grubinger und sein Percussive Planet Ensemble gehörte die Bühne auf dem Marktplatz. Zunächst allerdings erlebte das Publikum, das sich auch auf den Bürgerschafts- und Schüttingtreppen, unter den Rathausarkaden und irgendwie überall rund um den Marktplatz versammelt hatte, einen gut gelaunten Musikfestintendanten.
Thomas Albert blickte zurück auf drei Wochen voller Musik im kompletten Nordwesten, und er schloss mit den so optimistisch wie trotzig klingenden Worten: "Wir machen weiter!" Großer Applaus aus allen Himmelsrichtungen. Danach übernahmen Martin Grubinger, sein Vater Martin Grubinger senior als Dirigent und das Percussive Planet Ensemble. Im vergangenen Jahr hatte das Publikum fünf Schlagwerk-Kollegen mit dem österreichischen Über-Perkussionisten auf der Bühne erlebt; im Mittelpunkt des Konzerts hatte die zeitgenössische Komposition "Pléïades" von Iannis Xenakis gestanden. Dieses Mal gab es satten Big-Band-Sound zu hören: Blech- und Holzbläser, Bass, Klavier, Keyboard, Drumset und Gitarre verstärkten die Kerntruppe.
Das Programm begann mit "Dyu-Ha" von Maki Ishii, das auf sieben Taiko Drums, großen japanischen Trommeln, gespielt, oder besser gesagt, geklopft wurde. Mal mit Sticks, mal mit den Fäusten, der flachen Hand oder den Fingern. Ein energetisches Stück, aus dessen Rhythmik sich ein serielles Hauptmotiv und ein Soli entwickelten. Maki Ishiis Werk und ein Ausschnitt aus Fazil Says "Konzert für Orchester und Schlagzeug", 2019 bei Musikfest von Grubinger mit der Deutschen Kammerphilharmonie uraufgeführt, blieben die beiden einzigen dezidiert der zeitgenössische Klassik zuzurechnenden Werk.
Gut gelaunter Jazzrock
Wenn man diese Kategorie streng fasst zumindest, was aber sowieso nur etwas für Erbsenzähler ist. Denn einen großen Teil des Programms vor der Pause machte eine Komposition aus, für die John Williams, seines Zeichens genialer Erfinder von Klassikern der Filmmusik, gemeinsam mit Martin Grubinger verantwortlich zeichnet.
"The Special Edition (Berlin Version)" nahm Bruchstücke von Williams' Kompositionen (beispielsweise für "Star Wars", "Harry Potter" oder "Indiana Jones") zum Anlass, um immer wieder in improvisierte Passagen abzugleiten, die die beherrschende Musikfarbe des Abends zeigten: gut gelaunten Jazzrock, mit prägenden scharfkantig-funkigen Blech-Bläsereinwürfen und Soli für jedermann. Martin Grubinger, der durch seine überschäumende Spielfreude sowieso jedem Ding, das vor ihn hingestellt wird, Töne entlocken kann, brillierte immer wieder wirbelnd und virtuos am Marimbafon. Schnallte sich eine afrikanische Djembé-Trommel um, dämpfte mit dem linken Ellenbogen ab, während seine rechte Hand ihr Töne entlockte. Unter anderem. Denn die Auswahl an Trommeln, Klanghölzern, Tamburins, Schellen und anderem Gerät war schier unerschöpflich auf der Bühne. Und alles wurde benutzt.
Es macht daher immer Spaß, dem Ensemble und seinem perkussiven Erfindungsreichtum zuzuhören und übrigens auch zuzusehen. Sei es nun bei einem Ausflug nach Bulgarien, bei der die Musiker im Handumdrehen zur Balkan-Swing-Band wurden. Oder bei Jaco Pastorius' "Teen Town", mit großartig unisono gespielter Melodie in Bass (Heiko Jung) und Marimbafon (Grubinger) und einem schweißtreibenden Percussion-Battle zum Finale. Pastorius war unter anderem Bassist bei den legendären Weather Report um Joe Zawinul, dessen größter Hit "Birdland" zum Schluss erklang – mit langer, von Trompeten- und Posauensoli geprägter Herleitung zum markanten Hauptthema. Nach zwei Zugaben verabschiedete sich das Ensemble unter tosendem Applaus. Vielleicht ja bis zur 34. Ausgabe des Musikfests.