Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Tove Jansson Viel Stoff für Mumin-Fans

Von A wie Autogramm bis Z wie Zépé's Virtuelles Muminforschungszentrum: Christian Panse ist Fan der Autorin Tove Jansson. Seine Sammlung ist außergewöhnlich. Bald erscheint ein Buch, an dem er beteiligt war.
20.03.2022, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Viel Stoff für Mumin-Fans
Von Simon Wilke

Weltweit sprechen zwischen acht und zehn Millionen Menschen schwedisch, schätzungsweise. Und auch, wenn das eine Menge potenzieller Gesprächspartner sind, in Mitteleuropa wäre es ein verhältnismäßig großer Zufall, auf einen von ihnen zu treffen. Warum also sollte man die Sprache lernen, dazu noch in Eigenregie, ohne Volkshochschulkurs oder Sprach-Lern-App? Christian Panse brachte sich Schwedisch vor allem aus einem Grund bei: Er wollte die Comics und Bücher der Autorin Tove Jansson im Original lesen.

Sollte jemand nicht im Bilde sein, wer das ist: Bekannt geworden ist Jansson, geboren 1914, vor allem als Schöpferin der Mumin-Trolle, die ab Mitte der 40er-Jahre langsam aber sicher weltweite Bekanntheit erlangten. Jansson war Finnin, gehörte aber zur schwedischsprachigen Minderheit des Landes. Sie karikierte Hitler und Stalin, war selten ohne Zigarette zu sehen und stand offen zu ihrer Homosexualität. 2001 starb sie im Alter von 86 Jahren. Hinterlassen hat sie ein umfangreiches künstlerisches Lebenswerk.

Umfangreiche Sammlung

Einen Querschnitt davon findet man in Christian Panses Arbeitszimmer. Er pflegt vielleicht nicht die umfänglichste (aber gewiss keine kleine) jedoch sicher eine der ausgesuchtesten Jansson-Sammlungen Europas. Hier gibt es Bücher und Hefte aus den 40er-Jahren, in denen die Mumins bereits auftauchen, ohne dass sie schon so hießen. Oder eingeschweißte Mumin-Handtücher aus den 50er-Jahren. Oder Mumin-Kassetten, alte VHS, Gesellschaftsspiele, einen zusammengeklebten Mumin-Bastelturm aus Papier, Malbücher. Manches davon ist gut erhalten, anderes neu und unbenutzt, manches war Massenware, anderes sehr selten, einige Stücke kosten hunderte, andere tausende Euro. Wenn sie überhaupt mal zum Verkauf stehen.

Anfang der 2000er-Jahre wird aus Panses Vorliebe für Janssons Kunst eine Leidenschaft. Bisher hat er sich vor allem auf ihre Comics konzentriert, dann aber lernt er auch ihre Bücher und Bilderbücher kennen. Und weil es eins davon nicht auf Deutsch gibt, macht er sich kurzerhand selbst daran, es zu übersetzen, so gut es eben geht. Ohne Vorkenntnisse, aber mit einer ausreichend großen Portion Willen und Fleiß. Mittlerweile spricht er nicht nur Schwedisch – und ein bisschen Finnisch, falls mal eine Seltenheit in einer skandinavischen Online-Auktion auftaucht – im Bremer Schünemann-Verlag erscheint nun auch ein Buch zu dem Comic, der als Prototyp für die spätere Mumin-Reihe gilt, "Mumintroll und der Weltuntergang" von 1947. Panse hat ihn ins Deutsche übertragen und auch sonst maßgeblich an der Veröffentlichung mitgewirkt.

Der Ort, an dem Panses Begeisterung ihren Ausgang nahm, war die Schublade seiner Großmutter. Gefüllt mit allerlei für Kinder reizvollem Kleinkram. Unter anderem: ausgeschnittene Mumin-Geschichten aus dem WESER-KURIER, der Ende der 50er-Jahre gemeinsam mit dem "Hamburger Abendblatt" das erste deutsche Medium war, das die Comic-Streifen regelmäßig veröffentlichte. Panse besitzt sie noch immer, in einem dicken Ordner, fein säuberlich sortiert und von der Oma aufs Papier genäht.

Christian Panse schätzt Janssons liebevolle Zeichnungen, aber vor allem den Geist, der aus ihnen spricht. Die Toleranz, der Respekt, die Friedfertigkeit und Aufgeschlossenheit der Bewohner des Mumintals haben ihn in den Bann gezogen. Und nicht nur ihn.

Festival und Film

Es existiert eine überschaubare, aber gefestigte Szene von Mumin- und Jansson-Fans in Deutschland. Das weiß man nicht nur, weil Panses "Muministischer Rundbrief", den er seit mehr als 20 Jahren regelmäßig verschickt und auf seiner Internetseite "Zépé's Virtuelles Muminforschungszentrum" veröffentlicht, konstant um die 200 Empfängerinnen und Empfänger verzeichnet. Darin hält er die Fangemeinde über den Fund einer von Jansson illustrierten "Hauszeitschrift" unter den Dielen eines finnischen Künstlerhauses oder zu den Planungen eines Mumintal-Parks in Japan auf dem Laufenden. Man weiß es auch, weil Tove Jansson regelmäßig Thema in der deutschsprachigen Kulturlandschaft ist.

Die Georg-von-der-Vring-Gesellschaft in Brake zum Beispiel, die sich eigentlich dem Werk des gleichnamigen Schriftstellers und Malers widmet, eröffnet im April das Festival "Tove 22", mit Exponaten aus Skandinavien und einem "Raritätenkabinett" (das von Christian Panse bestückt wird). In Lübeck zeigt das Günter-Grass-Haus ab Ende März bis zum September die Sonderausstellung "Die fantastische Welt der Tove Jansson" und der biografische Film "Tove" läuft in wenigen Tagen im Bremer Kino City 46 an.

Getroffen hat Christian Panse Tove Jansson nie. Aber immerhin, ein Autogramm von ihr, auf der Rückseite einer Postkarte, ist Teil seiner Sammlung. Bis er sie in seinem Arbeitszimmer gefunden hat, dauert es eine Weile. Zu viele kleine und große Seltenheiten lagern hier. Aber: Mit Sammlern aus Finnland, will er sich nicht vergleichen. Er versucht es schließlich klein zu halten. Aber dort, sagt er, dort gibt es Verrückte.

Info

Das Buch "Mumin und der Weltuntergang" von Tove Jansson erscheint am 24. März im Carl Ed. Schünemann Verlag. Die Ausstrahlung des Films "Tove" startet ebenfalls an diesem Tag um 20 Uhr im City 46.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)